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Fälschung oder Original? -So erkennen Sie Plagiate

Lesezeit 4 Minuten

München – Die nur auf den ersten Blick teuer aussehende Designertasche zum Schnäppchenpreis, das billige Marken-T-Shirt im Strandurlaub oder ein supergünstiges Parfüm auf dem Straßenmarkt: Dass das keine echten Markenprodukte sein können, ist vielen Kunden klar.

Schwieriger wird es bei gefälschten Produkten, die etwa

im Internet angeboten werden. Die werden oft unwissentlich und ohne eine Möglichkeit gekauft, sie prüfend anzuschauen. Das ist für den Kunden nicht nur blöd, sondern kann ihm richtig Ärger einbringen.

Immerhin: „Der Kauf von Plagiaten ist nicht verboten”, sagt Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern. „Aber er bringt unter Umständen Unannehmlichkeiten mit sich.” So kann der Zoll im Verdachtsfall die Sachen einbehalten und den Markeninhaber veranlassen, das Produkt auf Echtheit zu überprüfen. Das könne lange dauern und die Einlagerungsgebühren müsse der Käufer zahlen.

Gefahr für den Käufer

Wer sogar mehrere gefälschte Produkte erwirbt, zum Beispiel zehn Handtaschen auf einmal, muss damit rechnen, als gewerbsmäßiger Verkäufer angezeigt zu werden. Denn der Handel mit gefälschten Produkten ist verboten.

Problematisch an Fälschungen ist für den Käufer vor allem, dass sie oftmals unter bedenklichen Bedingungen produziert werden und meist auch nicht geprüft sind. So erfüllen gefälschte Produkte häufig nicht ihren vorgesehenen Zweck - und können gefährliche Stoffe enthalten.

„Sonnenmilch ohne Lichtschutzfaktor, nicht funktionierende Feuermelder, Felgen, die nach kurzer Fahrt auseinanderbrechen, verunreinigte Medikamente ohne beziehungsweise mit falsch dosierten Wirkstoffen - das alles wird im Internet ungeniert angeboten”, sagt Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius. „Die Gesundheit und sogar das Leben der Verbraucher werden billigend aufs Spiel gesetzt.”

Die Plagiate decken die ganze Bandbreite ab. Es gibt sie bei Massenprodukten ebenso wie bei hochwertigen Waren. „Alles, was am Markt erfolgreich ist, wird gefälscht”, so Lacroix. Die Aktion Plagiarius vergibt jährlich den Negativpreis „Plagiarius” für besonders dreiste Produktkopien. 2022 ging der erste Preis an ein in China gefertigtes Plagiat eines Mehrweg-Besteck-Sets eines deutschen Herstellers.

Aber auch technische Produkte sind stark betroffen: Den zweiten Preis erhielt die Fälschung eines Druckmessgeräts, die unter anderem die deklarierte Messgenauigkeit nicht erreicht. „Dabei ist das Gefahrenpotenzial bei falsch reguliertem Druck sehr hoch, ganz abgesehen von unvorhersehbaren Folgekosten”, so Lacroix. „Die Nutzer vertrauen auf die hohe Qualität, Funktionalität und Sicherheit des Markenprodukts. Viele Fälscher kopieren sogar Prüfsiegel und führen die Käufer so weiter in die Irre.”

Der Klick aufs Zertifikat

Das kann der Nutzer beim Bestellen durch einen Klick auf das Siegel prüfen. Ist es mit einem gültigen Zertifikat des Siegel-Betreibers verlinkt, öffnet sich die entsprechende Website. Ohne diesen Link ist das Siegel sehr wahrscheinlich ein Blender.

Ein weiterer Hinweis auf eine Fälschung kann der Preis sein. Ist der im Vergleich zum Normalpreis extrem günstig, sollten die Alarmglocken schrillen. „Leider kennen viele Anbieter diesen Tipp und setzen inzwischen für gefälschte Produkte höhere, plausiblere Preise an”, so Lacroix. „Das ist dann für den Käufer besonders ärgerlich, wenn er eine billige Kopie auch noch zu einem hohen Preis erwirbt.”

Wer im Internet einkauft, hat es besonders schwer, echte Markenprodukte von Nachahmungen zu unterscheiden. „Große Plattformen wie Amazon oder eBay versuchen von sich aus schwarze Schafe auszusortieren”, berichtet Simone Bueb. Aber auch dort und besonders in kleinen Shops oder bei Angeboten aus dem Ausland sollten Käufer sehr aufmerksam bleiben.

Beim Fake-Shop geht man leer aus

Wenn die Preise sehr günstig sind, kein Impressum auf der Seite zu finden ist oder auch Schreibfehler vorkommen, sollte man vorsichtig sein. Dann könnte es sich um unseriöse Anbieter oder sogar um Fake-Shops handeln. Diese Fake-Shops sind teilweise Kopien real existierender Websites und deshalb für den Verbraucher schwer auszumachen. „Wer dort etwas kauft, bekommt oft minderwertige Ware zum überhöhten Preis oder geht sogar leer aus”, sagt Simone Bueb.

Daher kann der Verkaufsort eine hilfreiche Info sein: „Hochpreisige Markenware wird niemals an Stränden oder vor Autobahnraststätten verkauft. Markenhersteller vertreiben ihre Produkte online wie auch im stationären Einzelhandel nur über autorisierte, sorgfältig ausgesuchte Händler”, so Lacroix.

Eine Übersicht der zugelassenen Vertriebspartner gibt es oft auf den Webseiten der Hersteller. Hilfreich können auch Nutzerbewertungen sein. Allzu überschwängliche Bewertungen sollten jedoch misstrauisch machen, auch hier gibt es gekauftes beziehungsweise gefälschtes Feedback.

Wer auf einen Fälscher hereingefallen ist, hat formal das Recht, die beanstandete Ware zu reklamieren. „Das gilt auch bei privaten Verkäufen, ist jedoch in der Praxis schwer durchzusetzen”, sagt Verbraucherschützerin Simone Bueb. Um den Schaden zu begrenzen, sollten Internet-Käufer nicht in Vorkasse gehen. Haben sie doch schon überwiesen, müssen sie umgehend ihre Bank konsultieren, um die Zahlung möglichst noch zu stoppen.

© dpa-infocom, dpa:220722-99-117919/2 (dpa/tmn)