Frankfurt/Main – Der Frankfurter Flughafen rüstet sich für die passagierstärksten Tage dieses schon pannenreichen Flugsommers. Bis zu 200.000 Fluggäste täglich werden in den beiden Terminals erwartet, wenn die Bundesländer Hessen und das nahe Rheinland-Pfalz am Wochenende vom 22. bis 24. Juli in die Sommerschulferien starten. Systemzusammenbrüche wie an den Flughäfen in London oder Amsterdam sollen mit verstärktem Personaleinsatz und einem abgespeckten Flugplan um jeden Preis vermieden werden, machten der Betreiber Fraport, die Lufthansa und die Bundespolizei am Donnerstag deutlich.
Täglich starten und landen in Frankfurt bis zu 1250 Flugzeuge mit 285 Reisezielen, rund 70 Prozent entfallen dabei auf die Lufthansa. „In den vergangenen zwei Wochen ist es uns bereits gelungen, das System zu stabilisieren”, sagt Fraport-Sprecher Jürgen Harrer. So hat Lufthansa an den Drehkreuzen Frankfurt und München für Juli und August knapp 6000 Flüge gestrichen, wovon dem Vernehmen nach der Löwenanteil auf das Rhein-Main-Drehkreuz entfällt. Dort hakte der Betrieb nach dem Ende der Corona-Flaute besonders deutlich bei den Bodenverkehrsdiensten, also den Dienstleistern, die Flugzeuge be- und entladen, betanken, reinigen oder mit Lebensmitteln versorgen.
Mit den Streichungen will die Lufthansa das verbleibende Programm verlässlicher machen. Selbst Frachtflüge werden bis Ende Juli nach München umgeleitet, weil in Frankfurt das Bodenpersonal fehlt. „Jeder ausgefallene Flug tut weh. Niemand streicht gerne Flüge, auch wir nicht”, beteuert Sprecher Martin Leutke. Der Kranich hat vor allem kurze Flüge im Inland und ins nahe Nachbarausland abgesagt und schickt die Kunden stattdessen immer häufiger mit der Bahn auf die Kurzstrecke. Die Ferienflüge bleiben nahezu alle erhalten, verspricht Leutke. „Mykonos oder Kreta werden nicht gestrichen.”
Die hohe Reisenachfrage nach der Corona-Flaute hatte Flughäfen wie Airlines unvorbereitet getroffen. Manager der Unternehmen räumten Fehler bei der Personalplanung ein. Dabei liegen die Passagierzahlen immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Im Juni bedeuteten 5 Millionen Passagiere in Frankfurt zwar den höchsten Monatswert seit Beginn der Pandemie, gleichzeitig waren das aber immer noch 24,1 Prozent weniger als im Juni 2019.
Fraport-Sprecher Harrer dämpfte die Erwartungen auf Hunderte Aushilfskräfte aus der Türkei, für die von der Bundesregierung Sonderregeln erlassen worden sind. Hier müsse man genau auf die Qualifikationen schauen. Grundsätzlich benötige Fraport aber trotz laufender Einstellungen weiter mehrere hundert zusätzliche Mitarbeiter. „Es gibt keinen strukturellen Personalmangel bei Lufthansa”, sagte hingegen Leutke. Er führte die Engpässe auf den hohen Krankenstand wegen Corona und eine Vielzahl kleiner Ereignisse zurück, die den Betrieb behinderten.
200.000 Passagiere sind für den größten deutschen Flughafen eigentlich nichts Ungewöhnliches. Schließlich liegt der Tageshöchstwert bei exakt 241.228 Passagieren, gezählt am 30. Juni 2019. Von Corona war damals noch keine Rede und Fraport blickte sehnsüchtig der Eröffnung erster Teile des dritten Terminals am Flughafen entgegen. Dessen Eröffnung ist inzwischen auf den Sommer 2026 verschoben, und der Airport kam bereits Ende Juni beim Nach-Corona-Rekordwert von 180.000 Passagieren an seine Grenzen.
Regelmäßig bleiben am Drehkreuz Koffer hängen, die dann in anderen Jets den Passagieren hinterhergeschickt werden müssen. Derzeit lagere eine mittlere vierstellige Zahl von Gepäckstücken in den Hallen, sagt Harrer. Man arbeite „mit Hochdruck” daran, sie wieder an ihre Eigentümer zu übergeben. Längst sind die Teams dazu übergegangen, das ausgehende Gepäck zu priorisieren. Das heißt auch: Bei ankommenden Flügen sind Wartezeiten von zwei Stunden am Gepäckband keine Seltenheit, worauf man sich bei der Weiterreise einstellen sollte.
Viele Passagiere haben die Probleme mit dem Aufgabegepäck längst erkannt und nehmen so viel Handgepäck in die Kabine mit wie möglich. Das wiederum führt zu längeren Passagierkontrollen, sagt Reza Ahmari von der Bundespolizei. Extreme Wartezeiten wie zum NRW-Ferienauftakt in Düsseldorf müssen die Passagiere hier aber wohl nicht fürchten. Man habe bei den Dienstleistern fast so viel Personal an Bord wie vor der Corona-Krise, sagt Ahmari. Statt der üblichen 20 Minuten könne die Wartezeit bei den anstehenden Verkehrsspitzen bis zu einer Stunde betragen. Es sei daher ratsam, sich unmittelbar nach dem Check-In auf den Weg zum Flugsteig in der Sicherheitszone zu machen.
Auf die Personenkontrollen könne man auf keinen Fall verzichten, sagt Ahmari. Er verwies auf 150.000 verbotene Gegenstände, die im vergangenen Jahr an den Kontrollstellen gefunden worden sind. „Von der Handgranatenattrappe bis zur Kettensäge war alles dabei.” Dazu kommen 17.000 Fahndungstreffer und 1500 vollstreckte Haftbefehle.
Fraport, Lufthansa und Bundespolizei appellierten an die Gäste, ihre Flugreisen gut vorzubereiten. Dazu gehören Möglichkeiten, das Gepäck bereits am Vorabend aufzugeben, Papiere zu kontrollieren, online einzuchecken und Handgepäck optimal für die Kontrollen vorzubereiten. Flughafen-Sprecher Harrer sagt: „Wir empfehlen unseren Passagieren, dass sie zweieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen sind.” Den wichtigsten Rat hat aber Bundespolizist Ahmari parat: „Bitte haben sie Geduld und Gelassenheit. Das wird allen in diesen Zeiten helfen.”
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