Düsseldorf – Das magische Datum rückt näher, an dem auch in den nordrhein-westfälischen Schulen die Masken fallen sollen – gleichzeitig steigen die Inzidenzzahlen gerade unter Kindern und Jugendlichen, und damit nimmt auch die Kritik an der Entscheidung Yvonne Gebauers zu, Vorreitern wie Bayern und Berlin zu folgen, die bereits vor den Ferien die Maskenpflicht im Schulunterricht für beendet erklärten.
Im Unterschied dazu hat die nordrhein-westfälische Bildungsministerin in Abstimmung vor allem mit dem Gesundheitsministerium einen zeitlichen Puffer geschaffen, um etwa die Auswirkung der Urlaubsrückkehrer auf das Infektionsgeschehen abzuwarten. Dieses beobachte man weiterhin genau und ermittle aktuelle Zahlen durch intensives Testen, heißt es aus dem Düsseldorfer Schulministerium; am Ende der Maskenpflicht hält man vorerst fest, allerdings will man am Donnerstag die Schulen erneut über das weitere Vorgehen im Blick auf Corona informieren.
Lehrerverband hat wenig Verständnis
Wenig Verständnis hat dafür der Lehrerverband NRW. Dessen Präsident Andreas Bartsch setzte gar zu Wochenbeginn einen Tweet ab, man sei doch mit dem Klammerbeutel gepudert, gerade jetzt auf die Masken zu verzichten, wo doch die kalte Jahreszeit beginne. Dem schließt sich Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands in NRW, an.
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Ihr ist besonders wichtig, den Präsenzunterricht im anstehenden Winter zu sichern – da sei jedes Risiko zu viel. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW hält den Zeitpunkt für unklug. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen für ausreichendes Lüften seien gerade das größte Problem, sagt GEW-Sprecher Christoph Alt, und Raumluftfilter seien nicht in gebotenem Umfang vorhanden.
Kritik der Opposition
Kritik übt auch die Opposition am in Aussicht gestellten Ende der Maskenpflicht. „Die Debatte um die Aufhebung der Maskenpflicht an den Schulen kommt zur Unzeit. Denn steigende Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen sowie erhöhte Risiken durch Reiserückkehrer nach den Herbstferien lassen derzeit keinen Raum für Experimente.“ So beurteilt die Bildungsexpertin der Grünen, Sigrid Beer, die derzeitige Lage. „Wer Präsenzunterricht will, darf nicht leichtfertig die Maskenpflicht aufheben“, sagt sie – auf die Pflicht zu verzichten sei erst dann verantwortbar, wenn sich die Impfquote weiter verbessere.
Karl Lauterbach, Gesundheitspolitiker der SPD, warnt ebenfalls davor, die Masken im Schulunterricht nicht weiter zum verbindlichen Infektionsschutz zu erklären. „Wenn man auf Masken in der Schule verzichten will, muss dreimal pro Woche vor dem Unterricht getestet werden, sonst droht Schulausfall wegen zu hoher Fallzahlen.“
Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands NRW, berichtet unterdessen auch von Verärgerung insbesondere unter Eltern, wenn Kritik am Ende der Maskenpflicht geübt wird. Manche Väter unter Mütter betrachteten die Maske als eine Zumutung für die Kinder und Jugendlichen. Die Landeselternkonferenz NRW zeigt Verständnis für diese Haltung, teilt aber auch die Sorgen derjenigen Eltern, die das Ende der Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt verurteilen – die Konferenz plädiert vor allem für flankierende Maßnahmen wie Raumluftfilter. Ablehnend steht Johanna Börgermann, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung in NRW, dem Ende der Maskenpflicht gegenüber: „Wir sehen den Schritt kritisch, weil wir steigende Inzidenzzahlen haben und die jüngeren Schüler noch ungeimpft sind“, sagt sie.
In Nordrhein-Westfalen und auch bundesweit ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Corona-Pandemie in den vergangenen Tagen weiter gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100000 Einwohner binnen einer Woche am Dienstag für NRW mit 72,9 an. Am Montag lag der Wert noch bei 70,6, am Sonntag bei 68,9. Im Bund lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag mit 113,0 deutlich höher.