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„Private Veranstaltung“Kölner Schulamt verbietet Ärztin Schnelltests bei Schülern

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Corona Schnelltest

Corona-Schnelltests

Köln – Katja Theiß ist niedergelassene Ärztin in Köln, ihr Sohn absolviert gerade auf einem Gymnasium in der Innenstadt sein Abitur – ein Abitur im Corona-Schuljahr 2020/21. Seit Ende Februar dürfen die Abschlussklassen wieder zum Unterricht in die Schule kommen, und um den Präsenzunterricht für die Vorbereitung der Prüfungen ein weniger sicherer zu gestalten, hat Katja Theiß ihre berufliche Expertise genutzt: Sie hat Schnelltests besorgt, die sie – auf freiwilliger Basis – an die Schüler zum Selbstkostenpreis von 5,35 Euro pro Test weitergab.

Die Tests hat sie in der Schule selbst durchgeführt – einmal pro Woche, denn mehr schafft sie nicht. Sie hat das auch deshalb getan, weil sie der Meinung ist, dass die offizielle Strategie viel zu langsam vorankommt. Sie hat also mit etwas begonnen, was auch Yvonne Gebauer (FDP) auf den Weg bringen will: „Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium arbeiten wir daran, wie sich Tests auch auf die Schüler ausweiten lassen. Das bringt ein Mehr an Sicherheit in den Schulen, neben den strengen Hygienemaßnahmen“, so formuliert es die NRW-Schulministerin. Man könnte meinen, Gebauer und Theiß seien sich also einig. Und dennoch: Katja Theiß wurde ihr Vorgehen untersagt.

Podcast „Schul-Check“: Hören Sie hier, mit welchen Problemen ein Lehrer aus der Region bei der Digitalisierung des Schulalltags zu kämpfen hat:

Alles zum Thema Henriette Reker

Beschwerde anderer Mutter

Offenbar aufgrund der Beschwerde einer anderen Mutter wurde die Bezirksregierung Köln tätig und verbot die Tests in der Schule. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ heißt es dazu: „Bei der Testung handelte es sich nach hiesigen Erkenntnissen um eine private Veranstaltung ohne Wissen oder Beteiligung des Gesundheitsamtes. Für alle Maßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz ist jedoch an Schulen das Gesundheitsamt zuständig. Darauf wurde die Schulleiterin hingewiesen.“ Für den zweiten Test in dieser Woche hat sich Katja Theiß deshalb einen Ford-Transit gemietet und ihr Projekt vor dem Schulgebäude fortgesetzt. Von 40 Schülern beim ersten Test kamen immerhin noch 26.

In einem Brief an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Bezirksregierung und das Gesundheitsamt solidarisieren sich Eltern des Hansagymnasiums mit der Ärztin. „In Köln hat sich die Anzahl der nachgewiesenen Mutationen innerhalb von zwei Wochen mehr als verdoppelt. Und bereits nach einer Woche Unterricht wurden (ohne flächendeckende Reihentestung) an 20 Prozent der Schulen Infektionen nachgewiesen“, so schreiben sie. „Wir halten es für dringend notwendig, den Blick auf die Abschlussjahrgänge zu richten und die Schul-Öffnung mit Tests abzusichern, um Infektionsketten frühzeitig aufzudecken und zu unterbrechen.“

Dass ausschließlich Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig getestet würden, aber erwachsene Schülerinnen und Schüler nicht, sei nicht nachvollziehbar. „Darum möchten wir die Initiative ergreifen und mit unseren Möglichkeiten Abhilfe schaffen.“ Der Vorstand der Schulpflegschaft des Hansagymnasiums unterstütze das Vorhaben, heißt es in dem Schreiben.

Im Podcast spricht die Bildungsexpertin Myrle Dziak-Mahler über Versäumnisse bei der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften:

Der Zeit voraus

Nach Ansicht des Kölner Schulexperten der SPD, Jochen Ott, ist die Bezirksregierung nicht in der Lage, angemessen auf die Initiative von Katja Theiß und anderer Eltern zu reagieren. „Da gibt es nur die Ansage von oben nach unten.“ Im Hinblick auf die angekündigte Teststrategie des Landes NRW hingegen sei die Ärztin ihrer Zeit voraus.

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