Rom – In den stockenden Übernahmeverhandlungen um die Fluggesellschaft Ita Airways haben sich italienische Gewerkschaften für einen schnellen Zuschlag an die Lufthansa und deren Partner MSC ausgesprochen. „Ita schafft es alleine nicht, die Lösung mit MSC und Lufthansa ist wirtschaftlich eine gute”, sagte Fabrizio Cuscito von der Gewerkschaft CGIL der Zeitung „Corriere della Sera” (Donnerstag).
Die Lufthansa und die Reederei MSC wollen 80 Prozent der Anteile an Ita Airways, der Nachfolger-Airline von Alitalia, übernehmen. Derzeit ist der italienische Staat noch alleiniger Eigner. Neben Lufthansa/MSC ist auch der US-Fonds Certares zusammen mit den Fluggesellschaften Air France-KLM und Delta Air Lines interessiert.
Eigentlich hatte das Finanzministerium schon vor Wochen eine finale Entscheidung über den Verkauf angepeilt. Wegen des Sturzes der Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi und der vorgezogenen Neuwahlen am 25. September wächst nun aber die Sorge, dass die Privatisierung noch ganz scheitern könnte. Laut „Corriere” erwägen die Gewerkschaften sogar Streiks, um die Regierung zu drängen.
Die Rechtspolitikerin Giorgia Meloni von der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia, die aktuellen Umfragen zufolge nach der Wahl beste Chancen auf das Amt der Regierungschefin hat, mahnte dagegen, beim Verkauf von Ita nichts zu überstürzen. Möglicherweise will die selbsternannte Patriotin den Deal sogar gänzlich stoppen.
„Die Situation ist kompliziert, wir sind sehr besorgt”, sagte Gewerkschaftler Cuscito. Sein Kollege Ivan Viglietti von der Gewerkschaft Uiltrasporti forderte, Ita nicht zum Thema im Wahlkampf zu machen. Zum Vorwurf, nach einem Verkauf würde das Unternehmen nicht mehr italienisch genug sein, sagte er: „Der mögliche Großaktionär wäre die sehr italienische MSC.” Die Schweizer Reederei gehört der italienischstämmigen Familie Aponte.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Donnerstag, man könne nicht ewig auf eine Entscheidung aus Rom warten. Einen Zeitraum nannte er nicht. Zusammen mit MSC-Besitzer Gianluigi Aponte hatte er schon im Juni einen Brief an Ministerpräsident Draghi geschrieben.
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