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Debatte um AtemmaskenSchützt ein Mundschutz wirklich vor dem Virus?

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Eine medizinische Fachangestellte näht in einer Arztpraxis einen Mundschutz aus alter Operationskleidung.

  1. Nun raten auch Experten, das Haus nur mit einem Mundschutz zu verlassen zu verlassen. Sinnvolle Vorsichtsmaßnehme oder Panikmache?
  2. Fakt ist: Die Versorgung mit Schutzmasken ist dramatisch schlecht, der Weltmarkt hart umkämpft.
  3. Darum nähen viele Menschen jetzt selbst.

Düsseldorf – Der Satiriker Jan Böhmermann ist dabei, die Autorin Charlotte Roche, Youtube-Star Rezo und die Sängerin Lena Meyer-Landrut. Sie alle fordern, in der Corona-Krise folgendermaßen zu handeln: Maske auf. Wenn ich draußen bin, verhalte ich mich auch ohne Symptome so, als ob ich infiziert wäre. Sobald ich Menschen begegnen könnte, heißt es also: Maske auf. So einfach ist das.

Oder eben doch nicht? Fakt ist: Die Versorgung mit Schutzmasken ist dramatisch schlecht, der Weltmarkt hart umkämpft. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gibt das in der Fragestunde für Bürgerinnen und Bürger im WDR-Fernsehen am Donnerstagabend unumwunden zu. Derzeit reichten die Masken nicht einmal für alle Kliniken und die Pflegeeinrichtungen. 50 bis 60 Angebote landeten täglich auf seinem Schreibtisch, die er sichte und an das Gesundheitsministerium weiterleite. Jedes einzelne werde dort geprüft. Von einem Stab, der rund um die Uhr arbeite. „Da sagt einer, ich kenne einen in China, der hat Masken, 70 Prozent Vorauskasse, die man schon mal bezahlen soll und dann sind die in acht Wochen hier.“

Lage in den USA auch in NRW spürbar

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wirkt am Freitag sichtlich erleichtert, als er eine Zwischenbilanz zieht. „Wir haben immerhin 800.000 Masken bekommen, die wir an die Krisenstäbe verteilen, einige tausend Schutzkittel, OP-Masken, wir bestellen weiteres Material. Wir sind voll am Ball, das zu besorgen, was zu besorgen ist. In NRW ist übrigens mehr angekommen als beim Bund. Da bin ich ein bisschen stolz drauf. Die Märkte sind leer gefegt. Durch die Lage in den USA ist es ist nicht einfacher geworden, Material nach NRW zu bekommen.“

Alles zum Thema Armin Laschet

Das Klinikum Leverkusen rät der Bevölkerung, mit einem selbstgenähten Mundschutz das Haus zu verlassen, um der Verbreitung des Virus entgegenzutreten. Hier finden Sie die Anleitung.

Die leer gefegten Märkte bekommt man vor allem im Kreis Heinsberg zu spüren. Dessen Landrat Stephan Pusch (CDU) hatte in seiner Verzweiflung vor einer Woche schon vor der Schließung einer der drei Kliniken gewarnt und einen offenen Brief über die Botschaft an den chinesischen Staatspräsidenten geschickt. Offenbar mit Erfolg: China reagierte sofort, sagte Hilfe zu. Die drei Krankenhäuser im Kreisgebiet Heinsberg benötigen nach eigenen Angaben insgesamt 4000 Schutzkittel und 1200 Mundschutzmasken – Tag für Tag.

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Stephan Pusch, Landrat des Kreis Heinsberg

Doch Landrat Pusch kann nicht sicher sein, dass er diese Mengen auch bekommt. Das gilt auch für die fünf Millionen Masken, die laut Laschet bundesweit bestellt sind. „Wenn wir Masken bekommen, sind diese erst für die Krankenhäuser und dann für die Pflegeeinrichtungen bestimmt. Stück für Stück werden wir sie dann weiter liefern müssen, bis hin zu der Kassiererin im Supermarkt, die ja auch einer besonderen Belastung ausgesetzt ist.“

Vlies aus Deutschland, Produktion in China

Die Lage sei absurd, klagt Laschet. „Das Vlies, das man zur Produktion braucht, wird in Deutschland hergestellt. Die Maschinen haben wir auch. Aber produziert werden die Masken in China, weil es da ein paar Cent billiger ist. Das werden wir nach der Krise auf den Prüfstand stellen müssen“, so der Ministerpräsident.

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Bundesweit haben Textilunternehmen in der Krise reagiert und ihre Produktion umgestellt. Das größte ist Trigema aus dem schwäbischen Burladingen. Vor vier Wochen sei man auf ihn zugekommen, „ob ich kurzfristig helfen könne“, sagt Firmenchef Wolfgang Grupp dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich habe von einer Klinik in Baden-Württemberg und einer in Nordrhein-Westfalen Einwegmasken zugeschickt bekommen.“

Nach diesem Muster produziere man jetzt mehrfach verwendbare Masken aus einem Baumwoll-Polyester-Gemisch, das im Haus verfügbar sei, so Grupp. Nur den plastikummantelten Draht für den Nasenbügel sowie die Bänder oder Gummis für die Befestigung habe man zukaufen müssen. Die Zertifizierung habe man beantragt. „Sie wird die Norm für medizinische Anforderungen wohl erreichen. Wir haben aber noch keine Zusage.“ Derzeit wird das Modell im Prüflabor Hohenstein getestet. Dieses habe signalisiert, so Grupp, dass die Maske die Norm EN-14683 erreichen dürfte – und damit als Medizinprodukt vermarktet werden könne.

Textilunternehmen in Deutschlanbd stellen die Produktion um

Das Problem: Grupp kann ebenso wenig wie andere Hersteller in Deutschland Schutzmasken produzieren, „die vor allem für hochinfektiöse Bereiche gedacht sind“, also auf Intensivstationen zum Einsatz kommen. „Wir sprechen da von den sogenannten Schutzklassen FFP2 oder FFP3. Das wäre die oberste Schutzklasse. Da würde allein die Testierung sechs bis acht Monate dauern“, sagt der Unternehmer. „Unsere Masken sind unter anderem für Pflegepersonal gedacht. Aber nicht nur. Da gibt es ja zig Bereiche, die diese brauchen, Landratsämter, Behörden, Firmen für ihre Mitarbeiter und so weiter. Denn wenn sie jetzt Corona haben, ohne dass sie es wissen und infiziert sind, dann können sie andere vor sich schützen, indem sie eine Maske tragen. Damit schützt man immer den anderen.“ In dieser Woche habe Trigema die Kapazität von 100.000 Masken erreicht. Es sei auch ein Glücksfall, „dass ich durch meine Entscheidung vor vier Wochen, diese Masken herzustellen, mir selbst helfe. Ich konnte ja damals nicht ahnen, dass man mir meine Testgeschäfte schließt und mir somit 50 Prozent des Umsatzes wegbricht.“

Trigema müsse bis Ostern noch 300.000 Masken ausliefern. „Aber irgendwann muss ich wieder auf mein normales Produktionsprogramm zurückkommen. Wir werden diese Masken nicht dauerhaft produzieren.“

So wie der Trigema-Chef reagieren derzeit viele Textilunternehmen in Deutschland und stellen ihre Produktion um. Auch in NRW. Das Versorgungsproblem für die Intensivstationen der Kliniken werden sie aber nicht lösen. Immerhin: Viele Krankenhäuser sind auch dringend auf einfache OP-Masken angewiesen.

Im öffentlichen Raum tragen

Inzwischen ruft auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt die Bevölkerung zum Anfertigen und Tragen von Schutzmasken auf. „Mein Rat: Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln Sie sich selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Masken garantierten zwar keinen Schutz vor Ansteckung, sie könnten jedoch das Risiko ein wenig verringern.

Die einfachen Masken aus Stoff oder anderen Materialien seien nur ein Hilfskonstrukt, räumt Reinhardt ein. „Aber sie sind besser als nichts, weil sie die Atemluft filtern.“ Zugleich mahnte der Ärztepräsident dringend, nur einfache Masken zu nutzen. „Wenn Sie nicht im Gesundheitswesen tätig sind oder entsprechende Vorerkrankungen haben, dann brauchen Sie keine FFP2- oder FFP3-Masken.“ Die professionellen Schutzmasken würden von anderen dringender benötigt, erklärt Reinhardt: „Erkrankte sollten sie tragen, wenn sie Umgang mit anderen Menschen haben. Vor allem Ärzte und Pfleger, die sich um Erkrankte kümmern, brauchen diese Masken, um nicht selbst zu erkranken und zu Überträgern zu werden.“