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KommunalwahlIn Bad Münstereifel gibt es einen ersten Bewerber fürs Bürgermeisteramt

Lesezeit 4 Minuten
Sebastian Glatzel bei seiner Pressekonferenz am Michelsberg.

Sebastian Glatzel will Bürgermeister von Bad Münstereifel werden.

Im September werden im Kreis Euskirchen die Bürgermeister gewählt. In Bad Münstereifel hat sich nun ein Kandidat aus der Deckung gewagt.

Den Ort hat er bewusst ausgewählt. „Der Michelsberg ist der absolute Sehnsuchtsort und das Dach von Bad Münstereifel. Von hier kann man sehen, worum es geht: nicht nur um die Kernstadt, sondern um alle 57 Orte und Weiler.“ Und dann sagt er: „Mein Name ist Sebastian Glatzel und ich möchte der nächste Bürgermeister von Bad Münstereifel werden.“

Der 43-Jährige, der in Iversheim lebt und Vater einer 14-jährigen Tochter ist, ist somit der erste Bewerber in der Kurstadt, der seinen Hut für die Kommunalwahl am 14. September in den Ring wirft.

SPD-Fraktionschef Sebastian Glatzel will Chef im roten Rathaus werden

Glatzel ist in Bad Münstereifel aufgewachsen, hat sein Abitur am St.-Michael-Gymnasium abgelegt und war nach eigenem Bekunden schon damals politisch interessiert. Nach dem Jura- und BWL-Studium sowie weiterer Ausbildung kehrte er 2013 ins Stadtgebiet zurück, wurde zunächst Sachkundiger Bürger und vor gut einem Jahr Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Er arbeitet in der IT-Abteilung eines Baustoffhändlers in Euskirchen.

Entscheidend für seine Kandidatur sei die Erfahrung aus der Flut, sagt er. Er sei selbst in Iversheim betroffen gewesen. „Das wirkte wie ein Weltuntergang“, erinnert er sich. Es sei schwer vorstellbar gewesen, dass „da etwas Gutes rauskommt“. Doch dann half man sich gegenseitig: zuerst die Nachbarn unter sich, dann kamen Menschen von außerhalb. „Die Gemeinschaft kann eine Katastrophe schultern“, so Glatzels Erkenntnis. Und so funktioniere auch das Leben in einem Dorf. Man müsse Verantwortung übernehmen, seinen Beitrag leisten.

Die Kernstadt ist nur ein ganz kleiner Teil. Und alle zusammen sind Bad Münstereifel.
Sebastian Glatzel, designierter SPD-Bürgermeisterkandidat

Und das wolle er tun. Als eine seiner Stärken nennt er die Fähigkeit, gute Ratsarbeit zu leisten und „manchmal sinnvolle Anträge für das Wohl von Bad Münstereifel“ einzubringen, wie er es mit einem Augenzwinkern ausdrückt. Er wolle Verantwortung übernehmen für ganz Bad Münstereifel, also alle 57 Orte und Weiler.

Natürlich weiß er um die prekäre Lage der Stadt als Folge von Flut, Corona, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und Inflation. Neue Impulse für eine gute Zukunft wolle er bieten, etwa durch die Ausdehnung der Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen, sodass es durch die interkommunale Zusammenarbeit zu Spezialisierungs- und Effizienzgewinnen komme.

SPD-Kreischef Thilo Waasem lobt den Kandidaten in den höchsten Tönen

Und er wolle die Dörfer stärker in den Fokus rücken. „Die Kernstadt ist nur ein ganz kleiner Teil“, sagt er: „Und alle zusammen sind Bad Münstereifel.“ Es gehe nicht darum, steinerne Denkmäler zu bauen. „Es fällt mir schwer zu sehen, dass Geld für den Wallgraben oder das Werther Tor mit der Stadtmauer ausgegeben wird und nicht die notwendigen Investitionen in Kitas und Schulen getätigt werden“, so der Sozialdemokrat.

Als Bürgermeister wolle er andere Schwerpunkte setzen. Nur wenn es dafür Spielraum gebe, wolle er Luxusausgaben tätigen. „Weniger Blingbling nur fürs Auge“, verspricht Glatzel.

Seine Ansprache endet mit den Worten: „Als Bürgermeister will ich zugänglich sein, zuhören, Probleme erkennen und lösen.“ Und: „Ich will auch schwierige Entscheidungen treffen und nicht durch Abgeben oder Ablaufen lassen von Zeit entscheiden.“ Auf die Frage, ob das ein versteckter Vorwurf gegen Amtsinhaberin Sabine Preiser-Marian (CDU) sei, schweigt Glatzel vielsagend. Ob andere Parteien seine Kandidatur unterstützen, sei noch unklar. Er wolle aber schon bald Gespräche darüber führen.

Bewerber will Digitalisierung im Rathaus vorantreiben

In der Stadtverwaltung möchte er das Thema Digitalisierung angehen. „Das ist in weiten Teilen ein uneingelöstes Versprechen“, so der Mitarbeiter einer IT-Abteilung. Aktuell würden Computer und Software die Menschen im Rathaus nicht entlasten. „Dabei sollen Computer die Arbeit machen, damit ein Mensch sie nicht mehr machen muss und er von repetitiven Aufgaben entlastet wird.“

Aber warum möchte er ausgerechnet in einer Lage Bürgermeister werden möchte, in der er wenig bewirken kann? Schließlich steckt die Stadt im Haushaltssicherungskonzept und ihr droht die Überschuldung: „Es macht mehr Spaß, rote Bänder durchzuschneiden als Sachen abzubauen. Es gehört für mich aber dazu, Verantwortung zu übernehmen", so Glatzel.

Seine Partei hat Glatzel offenkundig hinter sich. Die Aufstellungsversammlung steht zwar noch aus, doch der Vorstand hat ihn dafür nominiert. „Ein Bürgermeister hat drei Ämter inne“, erläutert Glatzels Genosse Thilo Waasem: „Er ist Vorsitzender des Stadtrates, leitet die Verwaltung und repräsentiert die Stadt. Wenn man das Amt gut ausgefüllt sehen will, dann benötigt man einen bestimmten Typen.“

Und Sebastian Glatzel verkörpere genau diesen Typen, so Waasem. Er sei sympathisch, Jurist und Betriebswirt, zudem aufgeschlossen und zugewandt. Er löse Probleme im Dialog und nicht polternd. Kurzum: „Sebastian Glatzel bringt alles mit, was ein Bürgermeister braucht.“