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Burg KirspenichDie Angst vor Hochwasser in Bad Münstereifel steigt

Lesezeit 3 Minuten

Die Sandsäcke liegen schon bereit: Gegenüber der Wasserburg Kirspenich steht das Fachwerkhaus von Inga Friedrichs. Sie hat Angst vor einem weiteren Hochwasser, wenn das Wirtschaftsgebäude auf dem Burggelände errichtet wird.

Kirspenich – Das Bauvorhaben von Marc Brucherseifer hält Inga Friedrichs für „extrem bedenklich“. Der City-Outlet-Investor ist Eigentümer der Burg Kirspenich. Auf dem Gelände will er ein Wirtschaftsgebäude vor der Burgmauer am Holzbach errichten lassen.

Friedrichs gehört das alte Fachwerkhäuschen direkt gegenüber der historischen Wasserburg. Nun hat sie Angst: „Beim nächsten Starkregen wird unser Haus volllaufen.“ Sie schreibt in einem Brief an Bad Münstereifels Bürgermeistern Sabine Preiser-Marian (CDU): „Durch die Bodenversiegelung auf dem tiefsten Punkt der Wasserburg werden Wasserabfluss-Möglichkeiten vom Wassergraben in den angrenzenden Holzbach genommen.“ Dadurch steige die Gefahr, dass Wasser von der Burg in die anliegenden Straßen und Häuser ablaufe.

„Die Dimension eines Oktoberfestzeltes“

Im Stadtentwicklungsausschuss berichtete Friedrichs von ihren leidvollen Erfahrungen beim Hochwasser 2014: „Damals stand der Schlamm in unserem Haus im Wohnzimmer etwa einen Meter hoch.“ Dadurch sei ein Schaden von rund 30 000 Euro entstanden.

„Der Schuppen hat eine Dimension von einem Oktoberfestzelt“, so die Anwohnerin. Die geplante Firsthöhe betrage rund acht Meter. Nach Angaben von Stadtsprecherin Marita Hochgürtel soll der Schuppen 17 Meter mal 13 Meter groß werden. Friedrichs befürchtet wegen der erheblichen Höhe der Halle eine Verschattung vieler Immobilien und Gärten: „Da unser Haus rund 1860 erbaut wurde und noch über Lehmgefache verfügt, wäre eine Trocknung nicht mehr gegeben und das Haus würde vermutlich verschimmeln.“

Für das Bauvorhaben Burg Kirspenich hatte die Politik bereits grünes Licht gegeben. Der Eigentümer hatte im Frühjahr 2016 ein Nutzungskonzept vorgelegt. Auf Burg Kirspenich soll demnach eine gehobene Gastronomie mit Sterneküche entstehen – inklusive Tanzsaal, einem unterirdischen Weinkeller und Büroräumen.

Umplanung der Maßnahmen

Auch der Neubau des Geräteschuppens war damals schon geplant. „Zwischenzeitlich erfolgte eine Umplanung der Maßnahmen“, informierte Erika Schulz vom städtischen Bauamt den zuständigen Ausschuss. Neu sei, dass der Schuppen nun näher an die Wohnbebauung „Im Baist“ heranrücken solle.

Das Gebäude soll nach Angaben des Bauamts als Abstellfläche für Fahrzeuge wie Traktoren, Anhänger und Kleingeräte genutzt werden. Zudem solle dort ein Technikraum mit Trafostation untergebracht werden. Dahinter seien rund 52 Stellplätze vorgesehen, so Schulz. 23 seien bereits dort vorhanden. Auch eine Lärmschutzwand sei geplant.

Anwohnerin Friedrichs kann die Änderung des Bauantrages nicht nachvollziehen. Sie befürchtet eine zunehmende Lärmbelästigung. Sie hat auch Sorgen, dass ein uralter Obstgarten für die Stellplätze weichen müsste.

Diese Zeitung bat Brucherseifer um eine Stellungnahme. „Ich werde mich hierzu nicht äußern“, antwortete er. Das Münstereifeler Bauamt hat laut Vorlage keine Einwände gegen das Projekt. Das geplante Neben- und Wirtschaftsgebäude liege in einem „burgentypischen Distanzraum“ und sei in diesem Bereich des Burgareals durchaus möglich. Es füge sich in die vorhandenen Strukturen ein.

Ergebnisse liegen nicht vor

„Die Hochwasserproblematik prüft der Kreis Euskirchen“, sagte Schulz. Ergebnisse lägen aber noch nicht vor. Die Ausschussmitglieder waren skeptisch und vertagten den Tagesordnungspunktes gegen die Stimme von Theo Broere (Grüne). Sie werden nun zu einer Ortsbesichtigung ausrücken, bevor sie über den Antrag abstimmen.