Drei Jahre nach der FlutBad Münstereifel hat einen Platz zur Versöhnung mit der Erft

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Zahlreiche Menschen sitzen gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian auf der Freitreppe zur Erft in Bad Münstereifel.

Am dritten Jahrestag der Katastrophe trafen sich die Bad Münstereifeler mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an der Erfttreppe.

Mit einer Lichtinstallation und bewegenden Worten begingen die Bad Münstereifeler den dritten Jahrestag der Flut an der Treppe zur Erft.

Selten kamen Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian die Worte so schwer über die Lippen wie an diesem Sonntagabend. Nur wenige Zentimeter von der sanft dahinplätschernden Erft entfernt, richtete sie sich am dritten Jahrestag der Flutkatastrophe an die Bürger und Freunde der Kurstadt, um der Opfer zu gedenken: „Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, etwas zu sagen, und wollte schweigend der Ereignisse gedenken. Kurz vor der Veranstaltung wuchs aber der Wunsch, dass ich die Worte, die mir auf der Seele liegen, an die Anwesenden richten wollte.“

Ihre Worte sollten viele tief bewegen. Die Menschen rückten auf der vor einem Jahr eröffneten Freitreppe zur Erft dicht zusammen. Viele hatten Tränen in den Augen.

Die Helfer waren wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung für Bad Münstereifel

„Besonders die ersten Sätze sind mir so schwergefallen, ich hätte fast mitgeweint“, sagte Preiser-Marian. Dennoch schaffte sie einen bewegenden Einblick in ihre Gefühlswelt. „Als ich am Morgen des 15. Juli die Zerstörungen in Bad Münstereifel sah, da stockte mir der Atem. Es fühlte sich an, als ob das Herz dieser Stadt für immer aufgehört habe zu schlagen.“ Ihre Zuhörer konnten das nur allzu gut nachvollziehen.

Zahlreiche Menschen betrachten eine Lichtinstallation an der Mauer der Erft in Bad Münstereifel.

Mit einer Lichtinstallation wurde die Gedenkstunde zum dritten Jahrestag der Flut optisch ansprechend begleitet.

Zum Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe 2021 stehen vor der Jesuitenkirche in Bad Münstereifel zahlreiche Kerzen.

Auch vor der Jesuitenkirche wurden zum dritten Jahrestag der Flut Kerzen zum stillen Gedenken an die Opfer aufgestellt.

„Es gab kein Vorankommen durch meterhohe Trümmer und riesige Müllberge. Ich war erschüttert wie nie zuvor.“ Trotz all dieser Schrecken sei die Unterstützung unzähliger Helfer wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung gewesen, das die Betroffenen durch die schwere Zeit begleitet habe. „Was die Flut uns an Mut und Zuversicht nahm, gaben uns diese Menschen zurück“, so Preiser-Marian. Ohne den großen Zusammenhalt sei der Fortschritt beim Wiederaufbau nicht möglich gewesen.

Und dennoch bleibe Trauer. Für die „Narben auf unserer Seele“ sei es wichtig, hin und wieder innezuhalten und gemeinsam zu gedenken: derer, die in dieser Nacht gestorben sind, aber auch derer, die ihre Existenz verloren und noch nicht die Kraft haben, von vorne zu beginnen.

Bürger sind besorgt, dass es erneut zu einer Katastrophe kommt

Diesen Emotionen bot die Gedenkstunde Raum. „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, dass ich auf dieser Mauer gestanden habe und unter mir die reißenden Fluten“, so Peter Hilgers. „Vor mir, im oberen Stockwerk, haben mir die Anwohner Handzeichen gegeben. Über allem herrschte das ohrenbetäubende Geräusch des Wassers, als stünde man direkt vor den Niagarafällen.“

Solche Erinnerungen wie die der Eheleute Hilgers verursachen auch Angst vor weiteren Unwettern. „Alle reden davon, dass dies eine Jahrhundertflut war und sie etwas Ähnliches zu Lebzeiten nicht mehr erleben werden. Doch das ist falsch“, so Ingrun Hilgers: „Aus meiner Sicht wird viel zu wenig unternommen, um solchen Ereignissen entgegenzuwirken. Statt Grünflächen zu schaffen, die die Wassermassen aufhalten könnten, werden überall neue Baugebiete versiegelt, die das ganze noch beschleunigen würden.“

Das Gedenken bot auch eine Gelegenheit, Kraft zu sammeln. „Eine besonders schöne Idee, die von unserer Bürgerschaft unterstützt wurde, ist diese Freitreppe“, so Preiser-Marian. „Sie ist ein Ort des Erinnerns, mit alten Pflastersteinen, die Motive der Flut tragen. Sie ist auch ein Ort, an dem wir Bad Münstereifeler uns mit der Erft versöhnen können und uns wieder an ihrem Plätschern erfreuen.“