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Rechtspflege-FHIn Bad Münstereifel sind neue Studentenzimmer und Seminarräume geplant

Lesezeit 6 Minuten
Ein langgestreckter Bau aus Holz ist umgeben von Fußwegen und einer Grünanlage.

So soll der Neubau an der FH für Rechtspflege aussehen, wenn man aus Richtung Schleidtal kommt.

Wegen des großen Andrangs an Studenten muss in Bad Münstereifel gebaut werden. Was das kostet, ist noch offen. Aber die Grünen sind glücklich.

Ein bisschen müssen sich die Studierenden und Lehrkräfte an der Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel noch gedulden. Doch die Abhilfe in Form von 60 neuen Studentenzimmern und drei neuen Seminarräumen auf dem Gelände gegenüber dem Schleidpark nimmt immer mehr Gestalt an.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, kurz: BLB, befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Danach läuft das Ausschreibungsverfahren, das laut Anne Wittenkämper, Abteilungsleiterin des Clusters JVA/Gerichte, im Regelfall sechs bis neun Monate dauert. Auf einen Zeitplan will sich der BLB momentan ebenso wenig einlassen wie auf eine Prognose der Gesamtkosten.

Dr. Alexander Meyer und Anne Wittenkämper halten Planskizzen in der Hand.

FH-Direktor Dr. Alexander Meyer und Anne Wittenkämper, Abteilungsleiterin Cluster JVA/Gerichte beim BLB NRW in Aachen, stellten die Pläne vor.

Mit dem Baubeginn dürfte aber vermutlich erst für Anfang 2025 zu rechnen sei. FH-Direktor Dr. Alexander Meyer wünscht sich natürlich eine Fertigstellung im Jahr 2026.

So kann man es zumindest einer Folie entnehmen, mit der Meyer die Entwicklung der Studierenden- und Auszubildendenzahlen an den FH- und Ausbildungszentrumsstandorten Bad Münstereifel, Essen und Monschau zeigt.

Die Zahl der Studierenden in Bad Münstereifel ist rasant gestiegen

Allein der Vergleich zu 2017 bestätigt einen gewaltigen Anstieg der Frischlinge in den Studien- und Lehrgängen Justizwachtmeisterdienst (2017: 60/ 2024: 150), Rechtspflege (84/350) und Justizfachwirt (150/420). Hinzu kommen noch 60 Studierende im Fachbereich Strafvollzug (dort werden Menschen für zehn Bundesländer ausgebildet) sowie 35 angehende Amtsanwälte (für 14 Bundesländer) und 50 Gerichtsvollzieher.

Summa summarum gibt es allein in Bad Münstereifel zwischen 900 und 1000 Studierende und Auszubildende, von denen in der Regel wegen des Wechsels von Theorie- und Praxiszeiten etwa zwei Drittel gleichzeitig da sind. 2017 waren es nur halb so viele. Die Zahl der Unterkünfte hat sich seit 2008 von 305 auf 605 nahezu verdoppelt. 2026 sollen es dann 665 sein.

Das Bild zeigt den vollbesetzten Parkplatz.

Der Parkplatz hinter Haus B wird optimiert. Außerdem wird ein Parkdeck gebaut, sodass mehr Autos dort Platz finden.

Dass die FH ein Platzproblem hat, zeigt auch die gesamte Struktur. Denn der Campus hat sich in Bad Münstereifel immer weiter ausgedehnt. Er umfasst auch Unterkünfte an der Hermann-Pünder-Straße und in Langscheid. Anfang des Jahrzehnts bezog man außerdem die frühere Axa-Akademie mit 86 Zimmern sowie acht ehemalige Hotels mit 146 Zimmern. „Wir brauchen Lokationen“, sagte Meyer.

Wohin mit den Studierenden? Wir sind total voll und die Leerstände sind zu kurz.
Dr. Christian Binder,Vertreter des FH-Direktors, über die geplanten Sanierungen

Einige derzeit genutzte Zimmer müssten saniert werden, was aber im laufenden Betrieb schwierig sei. „Wohin mit den Studierenden? Wir sind total voll und die Leerstände sind zu kurz“, berichtet Dr. Christian Binder, Vertreter des FH-Direktors.

Die Gründe für die hohe Anzahl an Studierenden und Auszubildenden seien das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Dienst und der Wunsch, sie quantitativ zu ersetzen. „Das geht irgendwann wieder runter, dann sind wir vielleicht auf Anmietungen nicht mehr angewiesen“, sagt Meyer.

Da kommt der geplante Neubau gerade recht. Er soll zwischen Schleidtalstraße und den bestehenden FH-Gebäuden entstehen, direkt gegenüber dem Schleidpark. 60 Studierende können dort unterkommen. Hinzu kommen drei jeweils 62 Quadratmeter große Räumlichkeiten, die von Meyer und Wittenkämper zwar unterschiedlich benannt werden (Meyer spricht von Hörsälen, Wittenkämper von Seminarräumen), beide meinen aber das gleiche.

Holzbauweise macht die Bad Münstereifeler Grünen glücklich

Auch die Grünen in Bad Münstereifel dürften über die Planungen des BLB glücklich sein, weisen sie doch in politischen Diskussionen über Neubauten im Stadtgebiet gerne auf die Möglichkeit der Holzbauweise hin.

Denn das neue Gebäude mit seiner Gesamtfläche von 3300 Quadratmetern über alle Geschosse ist in Holzhybridbauweise geplant. Wegen der Hanglage bekommt es zwar einen Sockel aus Stahlbeton. Ansonsten soll das Haus aber in Holzbauweise hergestellt werden.

„Welche, ist nicht festgelegt. Das bleibt den Anbietern überlassen“, erklärt Wittenkämper. Durch diese Bauweise könne nach Beginn des Baus der Eindruck entstehen, dass sich nach der Fertigstellung des Stahlbetonsockels lange Zeit nichts tue. „Aber die Holzmodule werden beim Anbieter zusammengebaut und dann nach Bad Münstereifel transportiert“, erklärt sie die übliche Vorgehensweise.

Auch sonst setzt der BLB auf Nachhaltigkeit. So kommt Photovoltaik nicht nur aufs Dach, sondern wegen der günstigen Lage auch vertikal an die Wand. Bereits jetzt achtet die FH darauf, dass bei Dachsanierungen Photovoltaikanlagen installiert werden.

Nachhaltigkeit soll eine große Rolle bei der Baumaßnahme spielen

„Auf dem Dach und der Fassade erreichen wir 190 Kilowattpeak“, so Wittenkämper. „Mit dem Neubau wollen wir ein Zeichen setzen zur Abkehr von der fossilen Energie“, so die BLB-Abteilungsleiterin weiter, weshalb man auf eine Wärmepumpe vertraue.

Die Zimmer haben in der Regel 15 Quadratmeter Fläche, in die eine Nasszelle integriert ist, wegen des Verpflegungskonzepts allerdings keine Küche. Einige Zimmer sind barrierefrei und deshalb bis zu 32 Quadratmeter groß.

Das Gebäude wird wegen der Hanglage vorne drei- und hinten zweigeschossig, wobei die unteren Zimmer damit Zugang zur Wiese haben. „Das studentische Leben erfährt so eine Aufwertung, das Zusammenleben wird attraktiver“, sagt Wittenkämper.

Weil mehr Studierende auch mehr Parkplätze benötigen und die jetzige Situation schon nicht immer einfach ist, wird der Parkplatz zwischen Haus B und dem städtischen Sportplatz optimiert. Hinzu kommt eine Parkpalette, die, wenn man so will, ein Dach aus Photovoltaikelementen erhält.

Dadurch haben selbst Autos, die im Freien stehen, ein wenig Schatten – im Sommer ein Vorteil. Insgesamt sollen auf dem Parkplatz 107 Stellplätze entstehen.


NRW-Justizminister Benjamin Limbach zu Gast in Bad Münstereifel

Eine Premiere feierte die Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel kürzlich: Sie hatte zum ersten Symposium Justizvollzug geladen, das sich mit dem Thema „Familienorientierter Justizvollzug“ befasste.

Nicht nur FH-Direktor Dr. Alexander Meyer begrüßte Referenten und Studierenden des Studiengangs Strafvollzug. Auch sein Vorgänger, NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach (Grüne), war wieder nach Bad Münstereifel gekommen.

Und das aus gutem Grund, wie er erwähnte. Denn mit der früheren Mitarbeiterin Jennifer Rybarczyk, heute Leiterin der JVA Euskirchen, hatte er sich die Frage gestellt: „Warum gibt es mehrtägige Symposien in anderen Bundesländern, wenn der Studiengang in Bad Münstereifel ist?“

Minister Limbach bei seinem Besuch in Bad Münstereifel.

Zum Symposium „Familienorientierter Justizvollzug“ an der FH für Rechtspflege Bad Münstereifel begrüßte der heutige NRW-Justizminister und früherer FH-Direktor Dr. Benjamin Limbach Referenten und Studierende.

Aus seiner Zeit als FH-Direktor wisse er noch, wie schwierig es sei, einen Minister für den Besuch eines Symposiums zu gewinnen. „Der jetzige Minister ist ganz begeistert“, meinte er selbstironisch. Limbach hatte sich den gesamten Tag freigeräumt, um die Realisierung seiner Idee mitzuerleben, und freute sich auf Diskussionen.

Limbach forderte, haushalterische Zwänge zu ignorieren und den Kopf freizumachen und frei zu diskutieren – und das, obwohl er als Minister eigentlich politische Linien vorgeben müsse.

„Wir wollen den Dialog mit der Wissenschaft und den Input aus der Praxis“, so der Minister, womit er die Referenten aus der Straffälligenhilfe des Sozialdienstes Katholischer Männer, dem Kinder- und Jugendamt Bonn, der JVA Neumünster und eine Kindheitspädagogin der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter ansprach.

Minister Limbach: Familiensensibler Vollzug ist kein Kuschelvollzug

Bad Münstereifel liege zwar nicht eben günstig, biete aber den bundesweit einmaligen Studiengang Strafvollzug für den gehobenen Dienst. Das Thema sei deshalb wichtig, weil 100.000 Kinder in Deutschland von Inhaftierung, meist des Vaters, betroffen seien, EU-weit sogar eine Million Kinder.

„75 Prozent leiden darunter in der Entwicklung“, sagte Limbach. Risikofaktoren reichten von psychischen Erkrankungen bis zu eigener Inhaftierung. Wichtig sei deshalb: „Nicht das Kind oder der Ehepartner sind kriminell, sondern nur eine Person.“ Familiensensibler Vollzug sei deshalb alles andere als ein Kuschelvollzug, wie es früher geheißen habe.

„Zum Glück ändert sich die Sichtweise: vom Straftäter auf Kind und Familie“, so Limbach. In Nordrhein-Westfalen sei das ohnehin anders: Es gebe mehr Besuchszeiten, Familien-Schwerpunktzentren in sechs Justizvollzugsanstalten und man sei Vorreiter beim Offenen Vollzug.