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St. Matthias-Bruderschaft Ripsdorf-HüngersdorfHoffnung, Dank und eine Menge Freude

Lesezeit 3 Minuten

Wie an der Perlenschnur aufgereiht zogen 126 Gläubige gen Trier und bewältigten die Drei-Tages-Tour über 100 Kilometer zum Grab des Apostels Matthias.

Blankenheim-Ripsdorf – Zwischen Ostern und Oktober ist in der Eifel Pilgersaison. Auch die St. Matthias-Bruderschaft Ripsdorf-Hüngersdorf war schon unterwegs.

In diesem Jahr zum 80. Mal. 126 Gläubige vom Teenager bis zum reifen Senior machten sich aus der Eifel auf die 100 Kilometer lange Fußwallfahrt zum Grab des Apostels Matthias in Trier.

Bernhard Schneider ist ein sehr erfahrener Pilger: „Das Beten erleichtert das Gehen, das Gehen das Beten.“ So einfach ist das also, wenn man 100 Kilometer durch Wald, Wiesen und Felder von Ripsdorf nach Trier pilgern will. Der 83-Jährige hat das bereits 60 Mal geschafft.

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In den letzten Jahren vielleicht nicht mehr die ganze Strecke – aber seit 1972 war Schneider auch einer von vier Brudermeistern. Jetzt ist er beratendes Ehrenmitglied des Quartetts derjenigen, die unterwegs mit dem Gebetstab die Kommandos für an die 100 Kirchenlieder und 20 Rosenkränze geben.

Buenos dias, Matthias: Das Pilgerlied auf dem Jubiläums-T-Shirt präsentieren Markus Moßler (v.l.), Brigitte Moßler, Fabio Greuel, Maria Nelles und Bernhard Schneider.

Die Lieder und Gebete beim Einzug der Pilgergruppe in sechs Kirchen auf der dreitägigen Fußwallfahrt kommen noch dazu.

Brigitte Moßler, Markus Moßler, Maria Nelles, Schneider und auch der 14-jährige Fabio Greuel – alle aus Ripsdorf – gehören zur traditionsreichen Matthias-Bruderschaft. 1937 hatten sich die Ripsdorfer und Hüngersdorfer von der noch älteren Pilgergruppe aus Blankenheim abgespalten, auch die Reetzer gründeten eine eigene Bruderschaft. „Sogar während des Zweiten Weltkrieges sind wir nach Trier gepilgert“, weiß Bernhard Schneider.

In diesen Jahren waren es jedoch nur wenige Gläubige, die die Tradition der Wallfahrt hochhielten. Doch in jüngster Zeit – auch nachdem es zwischenzeitlich durch den Bestseller des Jakobswegpilgers Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg“) einen regelrechten Pilgerhype gegeben hatte – nimmt die Zahl derjenigen, die sich auf den Weg für Gotteslohn machen, wieder zu.

„Die Leute wollen offenkundig zur Ruhe kommen“, vermutet Brigitte Moßler als ein Motiv. Es kann auch andere Gründe geben für die dreitägige Wallfahrt mit Übernachtungen in Salm und Herforst.

„Pilgern tut mir einfach gut“, sagt Maria Nelles. Andere Pilger haben ernste Gebetsanliegen: etwa der Dank, eine schwere Krankheit überstanden zu haben, der Wunsch nach Genesung für Verwandte oder Freunde, die Suche nach Hoffnung nach einem Schicksalsschlag.

In den Nachkriegsjahren war auch für die Pilger aus Ripsdorf und Hüngersdorf schlicht der Dank, überlebt zu haben, ein starkes Motiv.

„Für manche ist das Pilgern besser als eine Psychotherapie“, Bernhard Schneider schmunzelnd. Er selbst wurde in diesem Jahr zur absolvierten 60. Pilgerschaft am Ziel in St. Matthias in Trier besonders geehrt. Und die gesamte Matthias-Pilgergruppe hatte sich zu ihrem 80-jährigen Bestehen Jubiläums-T-Shirts mit ihrem Pilgerlied bestellt. Das macht klar, dass ihnen die Wallfahrt in der Gemeinschaft auch Freude macht. In Anlehnung an den Hit der Paveier heißt es bei den Pilgern: „Buenos dias, Matthias, mir sin widder do, jenau so kapott, wie im letzten Johr. De Föös jett wann, met Blose drann, em Hätze nur Sonnesching un kejn Bett jesehn.“

Fabio Greuel war in diesem Jahr erneut einer der Jüngsten, die die gesamte Strecke mitgegangen sind – und nicht der Einzige seiner Altersgruppe. „Wir haben erfreulicherweise einen sehr guten Altersdurchschnitt – verglichen mit anderen Bruderschaften. Um die 40 Jahre liegt der“, so Brigitte Moßler, die wie Maria Nelles Brudermeisterin der St. Matthias-Pilger aus Ripsdorf und Hüngersdorf ist. Fabio Greuel jedenfalls weiß, warum er die 80 Prozent Natur- und 20 Prozent Asphaltstrecke durch Wiesen, Felder und Dörfer auf sich nimmt: „Ich bin nicht gerade gut in Mathe. 2016 hatte ich nach der Wallfahrt in der ersten Mathe-Arbeit eine Drei!“ Klarer kann man es nicht sagen.