Rhein-Erft-Kreis/Euskirchen – CDU-Politiker Detlef Seif (59) hat nach 2009, 2013 und 2017 nun mit 34,58 Prozent der Erststimmen zum vierten Mal in Folge das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis 92 gewonnen, zu dem der Kreis Euskirchen sowie Wesseling, Brühl und Erftstadt gehören. So gering wie in diesem Jahr war sein Stimmenanteil dabei noch nie.
Herr Seif, Sie haben als Direktkandidat erneut die Konkurrenten hinter sich gelassen, Ihre Partei, die CDU, ist jedoch nicht mehr stärkste Fraktion im Bundestag. Überwiegt die Enttäuschung oder Zufriedenheit?
Seif: Weder noch. Ich habe im Moment nur die Regierungsbildung im Blick und mache mir Gedanken, wie eine gute Regierung mit meiner Partei gebildet werden kann. Das wird nicht einfach. Außerdem sehe ich, dass die Union nicht ihr Potenzial abgerufen hat. Wohl auch, weil CDU und CSU nicht immer als gutes Team erkennbar waren.
Das heißt, Sie erwarten keine schnelle Regierungsbildung?
Es wird sehr kompliziert und kann möglichweise Monate dauern. Ich hielte es für wichtig, wenn die CDU in der Regierung vertreten ist. Dass die SPD etwas stärker ist, schließt eine CDU-Kanzlerschaft ja auch nicht aus. Man braucht eine Mehrheit, das ist entscheidend. Dabei wäre Armin Laschet gesetzt. Ich glaube auch nicht, dass ein neuer Aufbruch und Veränderung nur in der Opposition möglich sind. Man kann auch als Regierungspartei die Weichen neu stellen. Wer regiert, kann Politik durchsetzen, wer in der Opposition sitzt, nur Impulse setzen. Letzteres wäre für uns eine Verschlechterung.
Was können Sie in Berlin in den kommenden vier Jahren bewegen, wenn die CDU in die Opposition gehen sollte?
Zunächst bin ich als Abgeordneter nicht nur an der Gesetzgebung des Bundes beteiligt. Ich bin vielmehr Dienstleister und Servicestelle für die Menschen, Unternehmen und Vereine in meinem Wahlkreis. Dort gibt es große Aufgaben zu bewältigen. Denken Sie alleine an die Infrastrukturprojekte wie den Bau der Rheinspange, die Elektrifizierung der Bahnstrecken, den Ausbau der A 1 und jetzt den Wiederaufbau nach der Flut.
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Trotz einiger Fehler hat sie ihre Aufgabe sehr gut erfüllt und diesem Land gut gedient. Das gilt auch für die Stellung Deutschlands in der Welt. Ihre Art der Politik sollte erhalten bleiben. Denn sie hat auf Zusammenarbeit und gute Argumente statt auf Lautstärke gesetzt.