- 2020 waren wenigstens noch vereinzelt Maibäume gesetzt worden.
- Die Ausgangssperre macht das in der Nacht zum 1. Mai 2021 sehr schwer.
Kreis Euskirchen – „Nein!“ Die Antwort des „Naass Fööss“-Vorsitzenden Marco Schumacher ist klar: Die 25 Mitglieder des Blankenheimer Junggesellenvereins zwischen 16 und 36 Jahren werden in diesem Jahr keine Maibäume setzen. Wie in so vielen Ortes des Kreises, hätten die Junggesellen – im Ahrstädtchen die Naass Fööss und das weibliche Pendant, die „Schwaadschnüssjer“ – ein Partyzelt aufgestellt, Getränke und Speisen besorgt und zünftig zu Live-Musik in den 1. Mai gefeiert.
Stattdessen: Im Coronajahr 2021 gibt’s gar nichts, noch weniger als die „kleinen Schlupflöcher, die wir noch 2020, im ersten Coronajahr, genutzt haben“, so Schumacher. Damals waren wenigstens vereinzelt auch in Blankenheim Maibäume gesetzt worden. Und an der Rathaustür prangte ein großes Maiherz mit einem „B“. Die Entscheidung für den Totalverzicht ist gefallen, als der „Bundes-Lockdown“ beschlossen wurde. Die Blankenheimer Junggesellen stoppten da auch die vorbereitenden Arbeiten wie das Holen der Maibäume und die Sammelbestellung der bunten Fendel.
Man habe auch einen entsprechenden Hinweis des Ordnungsamtes auf die Ausgangsbeschränkungen erhalten, so Schumacher. Doch vor 22 Uhr am Abend des 30. April einen Dorfmaibaum aufstellen? „Dafür braucht es jedenfalls mehr als zwei Männer, und das ist ja nicht erlaubt“, so Schumacher.
Kein Eiersammeln
Ähnlich ist das Bild in Zingsheim, wo normalerweise ein umfangreiches Vorabend-Programm zum 1. Mai angesagt ist – „seit mindestens 30 Jahren, so lange kann ich es überblicken, vermutlich aber noch wesentlich länger“, so Florian Brenner, Vorsitzender des 102 Jahre alten Junggesellenvereins „Frohsinn“. In diesem Jahr bleibt der Maiplatz den ganzen 30. April und auch den 1. Mai leer. Es wurden so schon keine vom Förster frei gegebenen Bäume für das große Maifeuer aus dem Wald geholt, es fehlen die Birken für die Fendel, und die Aktiven des Junggesellenvereins – 26 von 18 bis 29 Jahren – werden auch keinen Dorfmaibaum schmücken. Auch das traditionelle Eiersammeln, bei dem die Junggesellen von Haus zu Haus gehen und um eine Spende für ihre Maifeier bitten, fällt aus – ebenso die Versteigerung der Maibräute in 50-Cent-Schritten, was womöglich nicht jeder bedauert.
„Wir wären ja normalerweise die ganze Nacht über wach gewesen, hätten am 1. Mai ein gemeinsames Frühstück gemacht, zu dem am Mittag dann auch das Dorf gekommen wäre“, so Brenner: „Doch jetzt halten wir den Ball flach und hoffen auf nächstes Jahr!“ Und: „Es ist sehr schade, doch unser Brauchtum wird das überleben.“ Das gelte auch für die Kirmes in Zingsheim, die die Junggesellen ebenfalls ausrichten und nun im zweiten Jahr ausfallen lassen müssen.
Keine Entschädigung
Das große Problem sei nicht die Mainacht, sondern die Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie, sagt Christian Hein, Vorsitzender der Kommerner Maijugend. Da die Geselligkeit gefühlt komplett auf der Strecke bleibe, bleibe abzuwarten, wie der Verein nach der Corona-Krise aussehen werde. Derzeit zähle der Verein etwa 50 aktive Mitglieder im Alter zwischen 16 und 33 Jahren.
In den vergangenen Monaten habe es vereinzelte Treffen per Videokonferenz gegeben, über Messengerdienste wie WhatsApp stehe man im stetigen Austausch. Doch das sei alles nicht mit einem echten Treffen zu vergleichen, so Hein: „Die Jungs sind heiß darauf, dass die Normalität zurückkehrt.“ Es werde zwar ein Dorfmai gestellt, doch der falle kleiner aus als in der Vergangenheit. „Es ist nicht so einfach, einen großen Dorfmai unter Einhaltung der Corona-Schutzverordnung aufzustellen“, sagt Hein schmunzelnd: „Wir stellen einen Baum aus Liebe und Dankbarkeit zum Dorf.“
Das eigentliche Maifest sei abgesagt. „In den vergangenen Jahren waren an einem solchen Abend bis zu 2000 Menschen auf dem Platz. Das ist in er heutigen Zeit undenkbar“, sagt er. Man werde sich strikt an die Ausgangssperre halten. Entsprechend könne man auch nicht kontrollieren, ob nach 22 Uhr Auswärtige ihrer Angebeteten einen Mai stechen. „Das nehmen wir sportlich, wenn wir in diesem Jahr dafür keine Entschädigung erhalten“, so Hein. So habe man es bereits im vergangenen Jahr gehandhabt. „Wir haben eben eine Ausnahmesituation“, sagt der Maijugend-Chef.
Keine lange Maizeit
Ähnlich sieht es auch Jan Kessel, Vorsitzender des Junggesellenverein in Flamersheim: „Es wird bei uns keine Gebühr fällig, wenn jemand seiner Liebsten eine Baum stellt. Wir begrüßen es sogar, wenn es gemacht wird. Aber bitte nur unter Einhaltung der Corona-Schutzverordnung.“ „Vorabmeldungen“ von Männern, die in Flamersheim einen Baum stellen wollen, habe man keine erhalten. „Das öffentliche Leben im Dorf steht still“, berichtet Kessel, der davon ausgeht, dass trotz der schwierigen Zeit der harte Kern der Junggesellen dem Verein treu bleibt.
Die Maizeit fehle sehr, gibt Kessel zu. Und Mai ist in Flamersheim immer schon an Ostern, denn an Gründonnerstag werden die Mädchen aus dem Dorf versteigert, Ostermontag Eier gesammelt und in den folgenden Wochen Bäume geholt und geschmückt. „Am 1. Mai haben wir uns vorgenommen, einen kleinen Dorfmaibaum unter Einhaltung der Hygieneregeln aufzustellen. Damit wollen wir in dieser schweren Zeit dem Dorf wenigstens ein bisschen das Gefühl vermitteln, dass wir noch da sind. Ohne den Rückhalt im Dorf, wäre nämlich kein Dorfverein überlebensfähig“, sagt Kessel.
Verstärkte Kontrollen in Mainacht
„Man braucht schon ein paar starke Männer, um einen Dorfmaibaum aufzurichten, das fällt in diesem Jahr eben flach“, so Harald Heinen, Ordnungsamt der Gemeinde Kall. Er verweist auf die geltenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen auch in der Nacht zum 1. Mai. Auf der Internetseite hat die Behörde einen klaren Hinweis veröffentlicht: „Es darf nicht sein, dass sich in der Mainacht viele Menschen treffen und somit der Gefahr einer Infektion aussetzen.“ Man appelliere, „sich genau zu überlegen, wie viele Helfer/innen benötigt werden und in welcher Zeit der Maibaum oder das Maiherz aufgestellt werden kann“.
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Wer zwischen 22 und 5 Uhr erwischt wird, weil er gegen die Ausgangsbeschränkung verstößt und auch gegen das Kontaktverbot, muss schlimmstenfalls mit einem saftigen Bußgeld rechnen. „Das wären pro Person 250 Euro für die Ausgangssperre und 250 Euro bei mehr als den erlaubten Personen“, rechnet Heinen vor, der aber dann Entwarnung gibt: „Ob wir also bis zu 500 Euro pro Person verhängen? Ich glaube, eher nicht.“ Kontrollieren werde man werde die Einhaltung der Vorschriften in der Nacht zum 1. Mai. „In einem Fahrzeug und zu zweit, mehr geht leider nicht“, so Heinen.