Kreis Euskirchen/Flamersheim – Landrat Markus Ramers machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl. „Für viele Betroffene ist das Ausfüllen des Antrags harte Arbeit“, sagte er. Wie beim Ausräumen des Hauses bräuchten die Flutopfer nun Hilfe. Natürlich, so Ramers, seien viele Dinge beim Antrag auf die Wiederaufbauhilfe gut geregelt, aber es koste dennoch viele Nerven. Für ältere Menschen sei die Voraussetzung, dass man eine E-Mail-Adresse benötige, schon eine Hürde. Bei der Steuer-Identifikationsnummer und Angaben zur Gemarkung oder zum Flurstück müsse man aber kein Senior sein, um ins Schwimmen zu geraten.
Daniela Freytag, Mitarbeiterin des Kreises im Info-Mobil, ergänzte: „Viele Menschen haben solche Unterlagen während der Flut verloren. Diejenigen, die sie noch haben, haben sie aber vielleicht gerade in irgendwelchen Umzugskartons und nicht sofort griffbereit.“
Technische Probleme und Hotline-Überlastung
Seit drei Tagen ist das Info-Mobil des Kreises, ein umfunktioniertes Wohnmobil, unterwegs. Der Start am Montagmorgen war nach Angaben von David Decker etwas holprig. „Ich hatte Probleme, die Handbremse zu lösen“, sagte der Berater. Wohl ein wenig sinnbildlich für die ersten Tage. So war zunächst die kreiseigene Service-Hotline überlastet, dann gab es laut Ramers Probleme mit dem Internetserver des Landes.
Am Montag machte das Mobil Station auf dem Dorfplatz in Flamersheim. „Einige Betroffene hatten allgemeine Fragen, andere Fragen sind dann so speziell, dass wir sie nicht beantworten können“, sagte Freytag. So sei ad hoc nicht zu klären, wie wertvoll die Werke eines Künstlers seien. Überhaupt komme es bei Freischaffenden immer wieder zu Überschneidungen, ob die zerstörten Dinge nun privater oder gewerblicher Natur seien. Auch mit speziellen Fragen, wenn sich beispielsweise in einem Gebäude Arztpraxis, Geschäfte und Wohnungen befinden, werden die speziell geschulten Mitarbeitern des Kreises konfrontiert.
Und für solche Fälle hofft Ramers auf Nachbesserung. „Wir wünschen uns eine Durchwahl zu den Beratern des Landes, um solche Fragestellungen schnell beantwortet zu bekommen“, so der Landrat. Aktuell hätten die Kreis-Mitarbeiter nur die Möglichkeit, die Nummer der Service-Hotline des Landes anzurufen und im schlimmsten Fall dort lange in der Warteschleife zu hängen.
Der Landrat hat gleich noch einen Wunsch, den er nach eigenen Angaben auch schon an die entsprechenden Stellen im Ministerium weitergegeben hat: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Ausfüllen müsse noch kleinteiliger, noch einfacher werden. Auch Freytag und Decker haben den Eindruck, dass manche Stellen beim Ausfüllen des Antrags „recht kompliziert“ seien. Das Duo, das beispielsweise am heutigen Dienstag in Schweinheim und am Freitag in Gemünd sein wird, stellt aus dem Wohnmobil heraus aber keine Anträge. Freytag und Decker beraten nur. Ursprünglich war das mal anders geplant. „Wir haben uns aber dazu entschieden, am Info-Mobil nur zu informieren“, so Ramers. Eben weil das Stellen des Antrags viel Zeit koste.
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Um den Betroffenen direkte Hilfe an die Hand geben zu können, hat der Kreis eine Checkliste erarbeitet, die jedem Interessierten mitgegeben wird. Mit deren Hilfe lässt sich leichter nachvollziehen, ob die für den Antrag benötigten Dokumente vollständig sind. Am Info-Mobil können aber Termine für die einzelnen Anlaufstationen in den Kommunen vereinbart werden. Bis um 14 Uhr wurden beispielsweise in Flamersheim fünf Termine für diese Woche gebucht – vier im Kreishaus am Jülicher Ring, einer im Rathaus in Bad Münstereifel. Wer einen Termin im Kreishaus möchte, muss sich gedulden. Nach Deckers Angaben sind die in dieser Woche ausgebucht.
Weitere Termine des Info-Mobils
Der Kreis Euskirchen hat weitere Termine und Standorte seines Info-Mobils bekanntgegeben. In dem Mobil können sich Flutgeschädigte beraten lassen, um den Wiederaufbau-Antrag problemloser ausfüllen zu können.
Am heutigen Dienstag ist das Info-Mobil in Iversheim vor dem Dorfsaal anzutreffen. Am Mittwoch ist am Hammerwerk in Ahrhütte. Donnerstag steuert der Kreis den Arenbergplatz in Kommern an, Freitag dann den Eifel-Ardennen-Platz in Gemünd. Weiter geht es am Samstag an die Grenzlandhalle in Hellenthal. Die Zeiten sind montags bis freitags jeweils von 9.30 bis 15.30 Uhr. Am Samstag wird im Info-Mobil von 9.30 bis 13.30 Uhr beraten. (tom)
Ute Stolz, Chefin der CDU-Kreistagsfraktion und selbst Flutopfer, widerspricht dem Landrat: „Wenn man bedenkt, um welche Summen es geht, finde ich das Verfahren schon sehr einfach und schlank gehalten.“ Sie fordert Ramers auf, den Menschen Mut zu machen und sie zu unterstützen. „Das machen wir beides. Wir sind für die Menschen da und helfen, wo wir können“, so Ramers.
In Flamersheim hatte ein Betroffener Fragen zum Hausrat. Solche Schäden werden mithilfe des Milliardenpakets zum Wiederaufbau in Pauschalen abgearbeitet. „Die reichen nicht, um den Standard wiederherzustellen, den man vor der Flut hatte, sondern dienen eher der Sicherung der Existenz“, so Freytag.
Ein anderer Flamersheimer hatte vor allem viele Fotos vom Schaden gemacht. Die reichen laut Ramers im Zweifel aber nicht. Man brauche Kostenvoranschläge, und wenn der Schäden größer als 50 000 Euro sei, auch ein entsprechendes Gutachten. Weitere Informationen gibt es im Internet.