Der nun Ex-Trainer der JSG Erft Euskirchen hofft, mit seiner Entscheidung, einen Impuls setzen zu können. Das Team ist nun im Derby gefordert.
BezirksligaJSG-Erft-Coach Stephan Reimer wirft vor Derby gegen Wißkirchen das Handtuch
Wenn ein Verein in jüngster Zeit einen Trainerabschied zum Saisonende ankündigt, scheint dies kein gutes Omen zu sein. Ähnlich wie im Fall von Rhenania Bessenich und Trainer Artur Mezler endete nun auch die Zusammenarbeit zwischen der JSG Erft 01 und ihrem Coach Stephan Reimer deutlich vor dem ursprünglich anvisierten Termin – in beiden Fällen wenige Tage nach Bekanntgabe der Entscheidung, sich im Sommer voneinander zu trennen. Im Unterschied zum SV Bessenich, wo der Klub die Reißleine zog, warf beim mit großen Erwartungen in die Meisterschaft gestarteten Aufsteiger der Übungsleiter selbst das Handtuch.
„Ich möchte, dass die Mannschaft in der Bezirksliga bleibt. Die Chance habe ich mit mir als Trainer nicht gesehen, weil ich das Gefühl hatte, die Jungs nicht mehr erreichen zu können“, begründete Reimer seinen Entschluss, der wenige Minuten nach der Niederlage gegen Ahrem in ihm reifte. Auch der Versuch von Geschäftsführer Rolf Spilles, den langjährigen Weggefährten von seinem Entschluss abzubringen, konnte Reimer nicht mehr umstimmen.
„Über Wochen waren nur noch zehn Leute beim Training, auch deshalb waren wir meilenweit von der Form der Hinrunde entfernt. Das waren Bedingungen, die nicht bezirksligawürdig waren und die ich mir ehrlicherweise nicht mehr antun wollte“, sagte Reimer.
Der 55-Jährige sah seinen Einfluss auf die Spieler zunehmend schwinden und zuletzt gen null tendieren. Auf die Vereinsführung und seinen feststehenden Nachfolger Christopher Kockerols, der parallel seine Aufgabe als Verantwortlicher der U19 weiterführen wird, kommt nun eine denkbar schwierige sportliche Herausforderung zu.
JSG Erft Euskirchen: Team agierte zuletzt plan- und führungslos
Das Team hinterließ im jüngsten Kellerduell einen verunsicherten sowie plan- und führungslosen Eindruck, blieb offensiv total harmlos und hatte zudem großes Verletzungspech, das enorme Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Spielzeit haben wird. Ben Bungart zog sich zum zweiten Mal in seiner Laufbahn einen Kreuzbandriss zu, während sein Bruder Luke mit einer Schulterprellung noch vergleichsweise glimpflich davonkam.
Weil mit Joker Felix Schlößer später eine weitere Offensivkraft eine Muskelverletzung erlitt, wird die ohnehin nicht sehr umfangreiche Personaldecke noch dünner. „Wir stehen jetzt mehr als mit dem Rücken zur Wand und benötigen nicht nur jedes Bein, sondern auch ein kleines Fußballwunder, um in der Liga zu bleiben. Die Kreisliga A wäre ein extrem harter Aufschlag für uns“, weiß der Sportliche Leiter Jörg Falkenstein.
Hoffnungen ruhen auf A-Jugend-Trainer Kockerols
Die Hoffnungen ruhen nun auf Kockerols, der als neuer Chef frischen Wind und Ideen mitbringen soll, um das schier Unmögliche zu bewerkstelligen. Denn obwohl die JSG noch gegen fast alle Mitbewerber um den Klassenerhalt antritt, beträgt der Abstand zum rettenden Ufer bereits vier Zähler. „Wir haben nicht mehr viele Patronen und müssen schleunigst anfangen, ins Schwarze zu treffen“, ergänzt Falkenstein.
Doch wer soll bei den vielen Ausfällen überhaupt die Tore schießen? Welcher Spieler des unerfahrenen Teams kann die anderen mitreißen und eine dringend benötigte Führungsrolle übernehmen? Wie soll die Mannschaft unter dem Druck, gewinnen zu müssen, spielerisch zur alten Leichtigkeit zurückfinden?
Die Antworten auf diese Fragen muss Kockerols finden, der sich der immensen Bedeutung seines Jobs bewusst ist, aber nicht zaubern kann. „Drei Einheiten vor dem Wißkirchen-Spiel bieten nicht viele Möglichkeiten, gravierende Dinge zu ändern. Anschließend sieht es durch die Osterpause schon etwas besser aus“, berichtet der 30-Jährige, der bereits seit 2010 im Verein tätig ist.
Für Kockerols geht es in erster Linie darum, alle verfügbaren Ressourcen auszuschöpfen, um einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen. „Außerdem gilt es, den Jungs ein Konstrukt an die Hand zu geben, in dem sie sich sicherer fühlen und einen mutigeren Ansatz für unser Spiel zu wählen“, erläutert der Übungsleiter, der ab der nächsten Woche gemeinsame Trainingseinheiten für die erste Mannschaft und die U19 durchführt.
Mit Kockerols schließt sich für die Akteure des Jahrgangs 2002, von denen noch einige im JSG-Aufgebot stehen, übrigens ein Kreis. „Ich habe die Jungs früher schon einmal betreut, ehe ich das Team an Stephan übergeben habe“, so der Coach. Eingewöhnungsprobleme sollte es also keine geben. Ob Spieler und Verantwortliche Ende Mai auch gemeinsam jubeln können, ist dagegen noch offen.