Kreis Euskirchen – Punkt- oder Siegprämie, monatliches „Gehalt“ – Geld wird auch im Amateurfußball gezahlt. Mitunter kassiert ein Kicker auch in der Kreisliga C eine „Aufwandsentschädigung“. Und die hat nicht immer nur die Form eines Bierkastens, sondern wird nicht selten in einem nicht beschrifteten, weißen Briefumschlag überreicht.
Das Geld im Amateurfußball manchmal sehr viel sehr schnell kaputt machen kann, wenn es nicht mehr fließt, hat man auch im Kreis gesehen. Die prominentesten Beispiele sind der Kaller SC und der Euskirchener TSC. Aber es geht auch eine Nummer kleiner wie im Fall des TuS Dom-Esch, der einst mit viel Geld den Sprung in die Bezirksliga schaffte, mittlerweile aber in der Kreisliga C angekommen ist. Jüngstes Beispiel ist der FC Heval, der seine Mannschaft in der Kreisliga A vom Spielbetrieb zurückziehen musste. Die Zukunft ist ungewiss.
Fußballmannschaft im Kreis Euskirchen soll Spiel mit Absicht verloren haben
Neben der monatlichen Aufwandsentschädigung für die Kicker, wird aber wohl auch schon mal ganzen Mannschaften ein Anreiz geschaffen, im letzten Saisonspiel noch einmal alles reinzuwerfen.
Nach Informationen dieser Zeitung hat eine Mannschaft aus dem Kreis Euskirchen vor Jahren auch mal ein Spiel verloren, um einem anderen Team den Klassenerhalt zu ermöglichen. Die "Prämie" hatte der Mannschaftskapitän vor dem Anpfiff im Stutzen verstaut. Damit wurde dann die Mannschaftstour nach Mallorca finanziert. Wohl kein Einzelfall.
Im Kreis Euskirchen gibt es die unterschiedlichsten Varianten von Aufwandsentschädigungen. Die beiden häufigsten: Jeder Kicker erhält das, was er ausgehandelt hat. Oder der Geldgeber schmeißt alles in den großen Mannschaftstopf. Was das Team dann mit dem Geld macht, ist seine Sache. Nicht selten werden Mannschaftsabende damit finanziert.
Mitunter stehen große Summen für ein bisschen Fußball im Raum. So sollen Spieler beim ETSC mitunter vierstellige Beträge erhalten haben, um in der Mittelrheinliga zu kicken. Auch in der Kreisliga A erhalten nach Informationen dieser Zeitung Fußballer auch schon mal gerne mehr als nur ein Taschengeld. So manche Kreisliga-Truppe hat einen angeblichen Etat von an die 100.000 Euro.
Laut ARD-Recherche: 500 Millionen Euro an Schwarzgeld pro Fußball-Saison
Im Amateurfußball fließen pro Saison mutmaßlich rund 500 Millionen Euro an Schwarzgeld. Das ist das Ergebnis einer ARD-Recherche in Kooperation mit Correctiv für die Dokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball – Wenn das Geld im Umschlag kommt“, die am Mittwoch (19. Januar) um 23.30 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird.
Demnach werde in den Amateurligen viel Geld im Briefumschlag gezahlt, die Beteiligten führen keine Steuern und Sozialabgaben ab. Laut DFB-Spielordnung dürfen Amateurfußballer nicht mehr als 250 Euro pro Monat an Auslagenerstattung und/oder Aufwandsentschädigung bekommen. Liegt der Geldfluss höher, muss ein Amateurvertrag abgeschlossen werden.
Diese Amateurverträge lägen im deutschen Amateurfußball aber selten vor, wie die Recherchen ergaben. Mehr als 10.000 Spielerinnen und Spieler nahmen dazu an einer Online-Umfrage zur Bezahlkultur im Amateurfußball teil. Dabei ist es der Erhebung zufolge keineswegs ungewöhnlich, in den unteren Ligen mit Fußball Geld zu verdienen. In der siebten Liga werden immer noch mehr als 50 Prozent der Akteure entlohnt.
Fußballromantiker Fritz Lauscher
Fritz Lauscher ist das, was man als Fußball-Romantiker bezeichnet – und das ohne negative Konnotation. Einer, der sich lieber ein Kreisliga-Spiel anschaut als ein hochkommerzialisiertes Bundesliga-Spektakel. Einer, für den Fußball immer noch das Motto „Elf Freunde sollt ihr sein“ bedeutet und der sich bei „seinem“ SSV Eintracht, für den er 28 Jahre in verantwortlicher Position als Geschäftsführer und Jugendleiter tätig war, vor allen Dingen darüber freut, dass so viele Lommersumer in der Kreisliga-A-Mannschaft stehen.
Lauscher ist aber auch jemand, der durchaus eine kritische Sicht auf den Amateurfußball hat und deshalb ganz klar sagt: „Geld hat im Amateursport nichts zu suchen.“
Der Münchner Sportrechtler Thomas Summerer erstellte im Auftrag der ARD zu der Umfrage ein juristisches Gutachten. Der ARD sagte er, die Befragung werde „ein kleines Erdbeben auslösen, denn wenn es schwarze Kassen gibt, dann ist das per se schon ein Straftatbestand, nämlich Untreue.“ Vereinen, die bei Schwarzgeldzahlungen erwischt würden, drohe „der Entzug der Gemeinnützigkeit“.
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Und auch ein Spieler, der Schwarzgeld annehme, könne laut Summerer „massive Probleme bekommen“. Er könne „wegen Steuerhinterziehung bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe“ erhalten.