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KreisligakolumneFußball ist unser Leben? Im Kreis Euskirchen sieht das anders aus

Lesezeit 4 Minuten
Weilerswists Spieler Felix Bonn vergräbt nach seiner erneuten schweren Verletzung den Kopf in den Händen.

Beim SSV Weilerswist ist Felix Bonn erneut schwer verletzt. Bei einem kleinen Kader der ersten Mannschaft werden Ausfälle auch zum Problem für die Zweitvertretungen.

Spielabsagen und sogar ein Abbruch wegen Spielermangels sind ein Thema der ersten Spieltage in den Kreisligen in Euskirchen.

Sechs Punkte hat der SV Frauenberg II in dieser Saison. Zwei Siege, eine Niederlage. Für eine Mannschaft, die in der vergangenen Saison regulär aufgestiegen wäre, wenn sie denn gewollt hätte, ist das nicht ungewöhnlich.

Wenn man aber genauer hinschaut, fällt auf: Die Frauenberger Zweite stand nur einmal auf dem Platz. Bei Bliesheim II hat man 0:3 verloren. Die sechs Punkte kommen zustande, weil Bessenich III am ersten Spieltag und Weilerswist II am dritten Spieltag nicht angetreten sind.

Und Frauenberg II ist nicht die einzige Mannschaft, die vom Nicht-Antritt der Gegner profitiert. Es fällt auf, dass es in den ersten drei Spieltagswochenenden nun schon einige Ausfälle gab. Von Spielverschiebungen mal abgesehen.

Die ersten Rückzüge gab es ja ebenfalls knapp vor dem Saisonstart: die TSV Feytal und der VfL Kommern II hatten Mannschaften gemeldet, dann aber doch nicht genug Spieler zusammenbekommen. Und so startete die Kreisliga C3 mit elf anstatt 13 Teams.

Verletzte, Erkrankte und Urlauber bei Schöneseiffen II

Steht zu befürchten, dass es noch weniger werden? Am vergangenen Wochenende war es der SV Schöneseiffen II, der die Partie gegen Do-Ri II abgesagt hatte. „Wir hatten Verletzte, Erkrankte und Urlauber“, fasst es Niklas Zimmer, Abteilungsleiter Herren bei Schöneseiffen, zusammen, gibt aber Entwarnung: „Wir hoffen, dass das nicht noch mal vorkommt.“ Von Rückzug ist keine Rede.

Anders sieht es beim SSV Weilerswist II und der JSG Erft 01 Euskirchen II aus. Die Situation ist ähnlich. Beide Trainer sind zurückgetreten: bei Erft II Tim Volk aus persönlichen, bei Weilerswist II Christian Steinbüchel aus gesundheitlichen Gründen. Die Zukunft beider Teams, die in der Kreisliga C1 antreten, ist offen.

Weilerswist II und JSG Erft II denken offen über Rückzug nach

„Benny und Sven Hospelt wollen die Mannschaft weiterführen“, berichtet Weilerswists Vorsitzender und Abteilungsleiter Herren, Wolfgang Röseling. Beim Training am Dienstagabend wollen die beiden ein Stimmungsbild holen. Für die Partie gegen Frauenberg II standen zu wenig Spieler zur Verfügung. Prekärer wird die Situation zudem durch den kleinen Kader der ersten Mannschaft, die zusätzlich mit Verletzten zu kämpfen hat und dann auf Spieler aus der Zweiten zurückgreifen muss. So wurde am Sonntag Marcel Cinca beim 5:5 gegen Roitzheim eingewechselt.

Auch bei der JSG Erft II beschäftigt man sich offen mit einem Rückzug, wie der Vorsitzende Wilhelm Schlipp zugibt. Am Sonntag wurde die Partie bei Lommersum II kurz vor dem Ende beim Stand von 13:0 für den Gastgeber abgebrochen. Es standen zu wenige Spieler auf dem Platz. „Es handelt sich um eine bunt zusammengewürfelte Truppe. Nur wenige haben die JSG-DNA“, sagt Schlipp. Mittelfristig, das heißt in den kommenden zwei Jahren, will der Verein eine starke zweite Mannschaft aus den beiden A-Jugend-Teams erstellen. Aber aktuell sei man in Gesprächen über einen Rückzug.

Fußballkreis Euskirchen ist noch nicht beunruhigt über Spielabsagen

„Ich hoffe, dass wir noch die Kurve bekommen“, sagt auch Rolf Spilles, Geschäftsführer der JSG. Ein Unterbau sei wichtig. Und es werde ihn auch wieder geben. Im Zweifel dann, wenn aus der Jugend die Basis dafür in den Seniorenbereich wechselt, so Spilles.

Den Fußballkreis Euskirchen beunruhigt die Situation aktuell nicht, auch wenn der stellvertretende Vorsitzende Stephan Mager sagt: „Spielausfälle und ein Nichtantritt sind immer schlecht. Nervös werden wir aber nicht.“ Vereine, die über Flutlicht verfügen, sollen ihre Nachholspiele, sei es wegen eines Spielabbruchs wie am Wochenende oder eines witterungsbedingten Abbruchs wie am zweiten Kreisliga-A-Spieltag in Kirchheim, bis Ende September austragen.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Es gibt ein Leben neben dem Fußball

Die Gründe für Rückzüge und kleine Kader sind vielfältig. Klar ist: Die Corona-Pandemie hat einigen gezeigt, dass es am Sonntagnachmittag noch mehr Möglichkeiten gibt, sich zu beschäftigen, als bei Wind und Wetter auf dem Fußballplatz zu stehen.

Wie ein Vorsitzender eines Fußballvereins im Kreis Euskirchen mitteilt, hat aber auch ein Umdenken generell stattgefunden. Früher stand der Fußball auf Platz eins, sogar über Familienfeiern. Wer eingeladen war, kam entweder später oder ging früher oder verschwand mal eben für drei Stunden. Das ist heute nicht mehr der Fall. König Fußball regiert eben nicht mehr die Welt.