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Fußball-TalkMechernichs Sportlicher Leiter und die Begegnung mit dem nackten Ulf Kirsten

Lesezeit 4 Minuten
Moderator Tom Steinicke hält das Mikrofon in der Hand, neben ihm sitzen Uwe Metternich, Guido Mertens und Fabian Ewertz.

Am Rande des Ü32-Turniers in Mechernich gab es eine Talkrunde: Moderator Tom Steinicke (v.l.) mit Uwe Metternich, Guido Mertens und Fabian Ewertz.

Zum Abschluss des Mechernicher Ü32-Hallenfußballturniers bat Redakteur Tom Steinicke Fußballgrößen aus dem Kreis zum Gespräch.

Gepoltert wie im „Doppelpass“ wurde nicht. Doch die Zuschauer der von Tom Steinicke, Redakteur dieser Zeitung, moderierten Talkrunde zum Abschluss des Ü32-Hallenfußballturniers in Mechernich bekamen einige Anekdoten geliefert. Zudem gaben die fünf Protagonisten Einschätzungen über aktuelle Themen aus der Fußballwelt zum Besten – über den Einsatz des VAR bis hin zur Analyse, warum der Fußball im Kreis Euskirchen keine so große Rolle mehr in der Region spielt.

Auf dem Podium saßen: Fabian Ewertz (Trainer FC Bitburg), Guido Mertens (Sportlicher Leiter TuS Mechernich), Uwe Metternich (Sportlicher Leiter SV Sötenich), Jörg Piana (Schiedsrichter) und Dieter Pütz (Co-Trainer Landrat-Ramers-Elf).

Der nackte Ulf Kirsten ist laut Guido Mertens „ein toller Kerl“

Als A-Jugendlicher trug Guido Mertens 1989 das Trikot von Bayer Leverkusen. „Ich habe aber nach einem Jahr gemerkt, dass das nichts gibt“, erklärt er seinen Abgang zum Euskirchener TSC. Aus heutiger Sicht würde er anders reagieren und zumindest versuchen, sich durchzubeißen.

Immerhin die hüllenlose Begegnung mit einer Profi-Neuverpflichtung kann ihm niemand mehr nehmen. „Mit Ulf Kirsten hatte ich nackten Kontakt – wir saßen gemeinsam im Entmüdungsbecken“, berichtete Mertens. „Ein toller Kerl“, befand er – natürlich bezogen auf den Charakter des früheren Top-Stürmers.

Jörg Piana: Erst Spieler, dann Trainer, jetzt Schiedsrichter

Jörg Piana hat einen interessanten Werdegang. Als Spieler erinnert er sich an den Aufstieg mit dem SV Nierfeld gegen den Euskirchener TSC II. „Es war knalleheiß, wir waren ab der 30. Minute in Unterzahl“, so Piana. Er musste den entscheidenden Elfmeter schießen, der Ball war zuvor zur Eckfahne gerollt. „Das war ein langer Weg von der Mittellinie dahin und dann zum Elfmeterpunkt“, erinnert er sich.

Jörg Piana spricht ins Mikrofon, Dieter Pütz legt den Finger ans Gesicht.

Jörg Piana (r., mit Dieter Pütz) berichtet von seinem Wandel vom Spieler zum Trainer zum Schiedsrichter.

Später wurde er Trainer, haderte aber damit: „Man kann nicht aktiv teilnehmen und muss sich darauf verlassen, dass alles umgesetzt wird.“ Mittlerweile ist er Schiedsrichter. „Es hilft, dass ich die anderen Seiten auch kenne. Ich kann Zweikämpfe besser bewerten als Kollegen, die nie so hoch gespielt haben. Und ich kann mich in Spieler und Trainer reinversetzen.“

Der Video-Assistant-Referee ist auch in der Talkrunde umstritten

„Wenn ich könnte, würde ich den VAR wieder verbieten“, sagt Guido Mertens und ist mit dieser Meinung nicht alleine. Selbst Schiedsrichter Jörg Piana findet, dass der VAR abgeschafft gehört, weil die Emotionen zerstört werden und die Transparenz fehle, „gleiche Höhe gibt es auch nicht mehr“. Ex-Profi Fabian Ewertz, der in der Saison 2003/2004 für Alemannia Aachen in der 2. Bundesliga spielte, vermisst die klare Linie beim Foulspiel und ärgert sich über die langsamen Abseitsentscheidungen. Lediglich Dieter Pütz sagt: „Die großen Ungerechtigkeiten wurden rausgeholt, das ist eine gute Sache.“

Der Fußball im Kreis Euskirchen und die Frage nach der Qualität

„Es ist schwer zu begreifen, was in der Region passiert ist. Vermutlich ist das Einzugsgebiet Köln das Problem“, sagt Fabian Ewertz zur Tatsache, dass es keine Vereine aus dem Kreis Euskirchen mehr in höhere Ligen auf Verbandsebene schaffen. Es liege aber auch an der Einstellung vieler Spieler. Als Trainer in Kall habe er damals gute Jungs gehabt: „Die haben aber lieber Bier getrunken, als die letzte Power zu geben.“

Es ist pervers, wenn es in der Kreisliga um Geld geht.
Jörg Piana

Selbst die Spieler-Akquise ist nicht einfach. „Wie viel Geld gibt es?“, sei die erste Frage vieler Spieler, berichtet Guido Mertens. Es fehlt der TuS an einem Kunstrasenplatz, den es demnächst aber im „verbotenen Dorf“ in Kommern gebe, wo Mechernich auch spielen wird. „Ob es dann besser wird, weiß man nicht.“ „Es ist pervers, wenn es in der Kreisliga um Geld geht“, wirft Piana ein.

Uwe Metternich sieht mögliche Fusionen wie im Jugendfußball auch als Ausweg im Seniorenbereich. „Wir haben jetzt eine gute A-Jugend. Die 13 Leute verteilen sich aber bald auf vier Stammvereine. Und von den dreien, die übrig bleiben, gehen dann zwei nach Köln studieren und kommen gar nicht mehr“, beschreibt er das Dilemma. Doch es fehlten nicht nur Spieler, die den Weg in die Eifel scheuen. Auch die Zuschauer werden immer weniger. „Daran hat auch der DFB mit attraktiven Spielansetzungen am Sonntag Schuld“, so Piana.

Es ist schwer zu begreifen, was in der Region passiert ist.
Fabian Ewertz

„Kinder müssen früh genug mit Sport und Bewegung infiziert werden“, meint Dieter Pütz. Da seien auch die Eltern gefragt. Der Fokus habe sich verändert, ergänzt Fabian Ewertz: „Auch auf dem Platz reden die Spieler jetzt über die neuesten Handy- oder Playstation-Spiele.“ Die absurdeste Entschuldigung, die Guido Mertens, damals noch als Spieler in Kommern, gehört hat: Ein Mitspieler musste mit seiner Frau zum Tanzkurs – am Sonntag um 15 Uhr. Parallel stand ein wichtiges Spiel um den Aufstieg an.


TuS Mechernich gewinnt eigenes Ü32-Hallenfußballturnier

Die Heimmannschaft siegt: Die TuS Mechernich hat sich im eigenen Turnier durchgesetzt. Zweiter wurden, wie Mechernich ungeschlagen, die Sportfreunde Marmagen-Nettersheim, die allerdings ein Unentschieden mehr auf dem Konto hatten. Weitere Teilnehmer waren Lommersum, Kommern, Sötenich und die Fortuna aus Kirchheim, die aber glücklos war und keinen Punkt holte.

69 Tore fielen in 15 Spielen, bester Torschütze war Mechernichs Oliver Zach, der siebenmal traf. Schiedsrichterin war Lisa Reinecke.