Das Nachholspiel zwischen dem SV Bessenich und dem SC Wißkirchen fand keinen Sieger. Ex-Profi Moritz Hartmann verletzte sich erneut.
Fußball-BezirksligaEin Unentschieden, das Wißkirchen und Bessenich zufriedenstellt
SV Rhenania Bessenich – SC Wißkirchen 1:1 (1:0). Stichworte gab es ausreichend: Flutlicht. Nieselregen. Windböen. Kalt. Mittwochabend. Nachholspiel in der Bezirksliga. Kreisderby. Bessenich empfängt Wißkirchen. Auch ein Kampf zweier direkter Konkurrenten in einer Liga, in der es vier Mannschaften in der Tabellenspitze, zwei im Mittelfeld und zehn gibt, die nicht absteigen wollen. Abstiegskampf ab Platz sieben – und ein Sieg würde Bessenich oder Wißkirchen ein wenig Luft verschaffen. Das Unentschieden, auf das sich beide Klubs einigen konnten, hilft allerdings keinem wirklich weiter.
Sie spielten nicht mit: Eine ordentliche Bezirksliga-Truppe
Beiden Teams fehlten am Mittwoch wichtige Spieler. Solche sogar, die den Unterschied ausmachen können. Auf Bessenicher Seite wurden besonders Manuel Spies, der im Mittelfeld für Stabilität sorgt, und Top-Torjäger Nuri Yasar schmerzlich vermisst, aber auch Stammkräfte wie Coskun Celik und Christian Tshibumb.
Fast dazu zählen muss man auch Moritz Hartmann. Der Ex-Bundesliga-Profi stand in der Startelf, verwandelte einen Elfmeter (8.) so, dass man ihn im Wörterbuch als Beispiel für den Begriff „kaltschnäuzig“ finden kann – und musste nach 25 Minuten wieder einmal mit muskulären Problemen runter. Der Oberschenkel des 37-Jährigen zwickte. „Bei Mo sieht es schwierig aus“, prognostiziert Bessenich-Trainer Artur Mezler.
Bei Wißkirchen war es nicht viel besser. Timo Quast, dessen Qualitäten als Knipser schmerzlich vermisst wurden, fehlte wegen des Platzverweises aus dem Spiel bei Ahrem Mitte November. Bennet Maraun, der der Defensive Stabilität verleiht, sowie die eigentlich unverzichtbaren Offensivkräfte Ben Decker und Daniel Blum waren auch nicht verfügbar. Zählt man all diese Spieler beider Mannschaften zusammen, hat man fast schon eine ordentliche Bezirksliga-Truppe, die nicht auf dem Platz stand, zusammen.
Der „Ausgerechnet“-Faktor: Ex-Spieler mit erstem Pflichtspiel
Das Wort „ausgerechnet“ wird im Sport gerne benutzt. Siehe zuletzt beim Spiel der Bayern in Leverkusen, wo ausgerechnet München-Leihgabe Josip Stanisic für Bayer getroffen hat. „Ausgerechnets“ gab es beim Spiel in Bessenich gleich drei.
Nico Heuser machte, weil die Wißkirchener Partie am Sonntag in Lohn ausgefallen war, ausgerechnet sein erstes Pflichtspiel in der Bezirksliga nach seinem Wechsel aus Bessenich gegen seinen früheren Klub, allerdings ohne groß aufzufallen.
Den umgekehrten Weg war im Winter Jehon Vatovci gegangen, der am Sonntag gegen Voreifel nicht gespielt hatte und wie Heuser sein erstes Spiel ausgerechnet gegen den Ex-Verein bestritt. Dazu später mehr.
Und dann gab es ja auch noch Dustin Oellers, der im Winter von der SG Billig/Veytal aus der Kreisliga B nach Wißkirchen gewechselt war. An das blau-weiße Trikot muss man sich noch gewöhnen, schließlich kennt man den 34-Jährigen hauptsächlich in Rot, denn er spielte acht Jahre für den TuS Zülpich. Auch für ihn gab es ein „Ausgerechnet“, hat er doch auch eine Bessenicher Vergangenheit.
Der Spielverlauf: Wißkirchen feldüberlegen, Bessenich passiv
Angesichts der Klasse des fehlenden Personals – ohne die Qualität der zur Verfügung stehen Spieler schmälern zu wollen – war abzusehen, dass es kein großes Fußballspiel werden würde. Auch auf den Kampf verzichteten beide Teams größtenteils. Hitzig war es nie. Grobe Fouls gab es wenige, etwa das Einsteigen von Jehon Vatovci gegen Robin Zimmer unweit der Eckfahne (20.). Vatovci sah nicht nur Gelb für die rüde Grätsche, er schaute auch zuerst einmal nach dem Wohlbefinden seines Ex-Mitspielers.
Ansonsten war es ein recht einseitiges Spiel. Wißkirchen hatte mehr Ballkontakte, im Mittelfeld die zwingenderen Aktionen, mehr Spielwitz, mehr Lust. Aber obwohl sie mit Deniz Isitmen einen der besten Torjäger der Liga in ihren Reihen haben, gelang vorne nicht viel. Die beiden Torhüter Jan Beyers (Wißkirchen) und Eamonn Klein (Bessenich) hatten wenig Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Beyers versuchte sich immerhin mit einem verunglückten Ausflug Richtung Seitenlinie warmzuhalten.
Dass – da ist es dann wieder – ausgerechnet Bessenich in Führung ging, war dann typisch Fußball. Wißkirchen war von Beginn an spielbestimmend, dann erfolgte aber ein Foul von Oliver Schäfer an Agiri Botany an der Strafraumgrenze - dummerweise innerhalb jener Grenze. Proteste gab es keine. Wie schon erwähnt, versenkte Moritz Hartmann den Strafstoß souverän. Der Winkel war das Ziel, es wurde der Winkel.
Es blieb eine einseitige Partie. Wißkirchen belohnte sich aber erst zu Beginn der zweiten Halbzeit. Eine Ecke von Deniz Isitmen fand Erjon Hoxhaj, der relativ frei zum Abschluss kam und traf. Danach gab es eher Zufallsprodukte. Eine weitere Wißkirchener Ecke wurde erst durch den Wind gefährlich, der den Ball in Richtung Tor lenkte. Ein Distanzschuss von Botany aus rund 30 Metern ging knapp über das Tor.
In den letzten 20, 25 Minuten verflachte die Partie. Der Gastgeber war augenscheinlich früh mit dem Unentschieden zufrieden, ansonsten kann man das Zeitspiel nicht erklären. Und so nahmen beide Teams jeweils einen Punkt mit. Besser als nix, aber eben auch nicht viel.
Das sagen die Trainer: Zufriedenheit bei Artur Mezler und Kevin Greuel
„Ich sah Wißkirchen stärker als Voreifel“, sagte Bessenichs Trainer Artur Mezler und sprach damit die Last-Minute-Niederlage vom Sonntag an: „Dann hatten wir wieder das alte Problem: Mo musste ausgewechselt werden. Allein, wenn er auf dem Platz steht, ist das wichtig.“ In der ersten Halbzeit habe er dennoch einen disziplinierten Auftritt seines Teams gesehen. Beim Gegentor habe Samson Sayongo Hoxhaj aus den Augen verloren. Weil einige angeschlagene Spieler und A-Jugendliche auf dem Platz gestanden hatten, war Mezler zufrieden.
Das war auch sein Gegenüber Kevin Greuel. „Vorher hätte ich das Ergebnis so unterschrieben.“ Sein Team habe bisher in keinem Bezirksligaspiel so viel Ballbesitz gehabt. Über die Rolle von Dustin Oellers sagt Greuel: „Er tut unserem Spiel schon gut.“ Und er freut sich auf die Rückkehr von Timo Quast, der in der Vorbereitung überzeugt habe. Insgesamt blickt er optimistisch in die Zukunft: „Da entsteht was, aber die Mühlen mahlen langsam.“