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Kreisliga-KolumneKaiser und Hoß spielten verkatert – Die Bruderschaft von Hellenthal

Lesezeit 5 Minuten
Ein Fußballer schießt per Heber aufs Tor.

Satzveys Robin Krebs vergibt per Heber die Chance zur Führung, trifft später aber noch dreimal. Sein Team gewann gegen Arloff-Kirspenich in der Kreisliga C mit 5:2.

Eine familiäre Kolumne: Marcel Kaiser und Tobias Hoß berichten von ihren Hochzeiten, Hellenthals Thomas Valtinke verliert die Übersicht.

Allerorten hört man, dass der Fußball im Leben der heutigen Hobby- und Amateurkicker eine untergeordnete Rolle spielt. Familienfeste, FC-Spiele, Urlaube oder Volksfeste: Alles ist wichtiger, als sonntags auf dem (Kunst-)Rasen zu stehen.

Aber es gibt sie noch, die Fußballverrückten, für die der Sonntag nicht aus religiösen, sondern balligiösen Gründen heilig ist. Und das selbst dann, wenn am Abend zuvor so eine Kleinigkeit wie die eigene Hochzeit gefeiert wurde. Marcel Kaiser vom SV Frauenberg und Tobias Hoß von der TuS Mechernich haben am Samstag geheiratet. Nicht den jeweils anderen, falls das so verstanden werden kann.

Das Fußballerherz gewann gegen die Übelkeit und schockierte die Ehefrau

Was beide aber gemeinsam haben: Am Sonntag standen sie für ihre Vereine auf dem Platz, und das, obwohl beide erst früh am Morgen im Bett waren. Marcel Kaiser war immerhin einigermaßen ausgeschlafen, wenngleich nicht fit, wie er zugab. Sein Bruder Sebastian, Spielertrainer beim SVF, hat bis drei Uhr nachts Schlager zum Besten gegeben. Der Bräutigam selbst war um 4 Uhr im Bett. „Ich bin erst um 13 Uhr wieder zu mir gekommen. Eigentlich sollte ich gar nicht zum Spiel kommen, aber das habe ich nicht über mein Fußballerherz gebracht“, so Kaiser.

Seine Frau sei zwar zuerst schockiert gewesen. „Aber wir kennen uns seit zehn Jahren, und sie hat meine Zeit beim Bonner SC und bei Alemannia Aachen hautnah miterlebt. Da habe ich einmal mit gebrochener Rippe im DFB-Pokal gespielt. Es war für sie also nichts Neues“, so Kaiser weiter. Schlimmer war, da ist Kaiser ehrlich, der Kampf gegen den Kater und die Übelkeit. Das flaue Gefühl im Magen musste dann aber dem Ehrgeiz weichen. Adrenalin hilft da. Denn als in der 69. Minute Zülpich II mit 3:2 in Führung ging, fühlte sich Kaiser einsatzfähig. Die letzte Viertelstunde wirkte er noch mit. Das Spiel endete unentschieden.

Zweimal verkatert an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen

Bereits Erfahrung mit Katerspielen hat Tobias Hoß. Denn die Partie gegen Sötenich am Sonntag war die zweite hintereinander, an der er frisch getraut teilnahm. Die standesamtliche Trauung war nämlich bereits am Samstag zuvor, es gab einen Umtrunk mit 150 Gästen, wie Hoß berichtet. Nach dem Aufräumen am Sonntagmorgen ging es dann zum Fußball. Der TuS-Geschäftsführer berichtet über harte 90 Minuten.

Das war auch diesmal so. Gefeiert wurde bis Sonntag um 3.30 Uhr, im Bett lag das frisch gebackene Ehepaar um 4 Uhr. Um 13.45 Uhr stand Tobias Hoß mit gepackter Tasche am Sportplatz. „Kim war nicht wirklich überrascht. Sie kennt mich gut und weiß, wie ich zur TuS und generell zum Fußball stehe“, so Hoß. Die letzten Geschenke habe seine Frau am Sonntag alleine ausgepackt – und war dann pünktlich zum Anpfiff selbst am Sportplatz, um ihrem Mann zuzuschauen. Echte Liebe eben.

Die Bruderschaft von Hellenthal wäre ein geeigneter Name

Hoß berichtet von 90 sehr harten Minuten. Hitze, wenig Schlaf „und sicherlich auch das eine oder andere Bier vom Vorabend“ machten es ihm von Minute zu Minute schwerer. „Besonders anstrengend waren auch die ersten Schritte beim Aufwärmen, da hat man den Vorabend doch noch sehr gemerkt.“ Dennoch hielt er das ganze Spiel durch, es sprang allerdings eine 3:4-Niederlage heraus.

Gehen wir mal einen Schritt weiter, dann sprechen wir vom Nachwuchs, der ja oft, aber nicht immer, erst nach der Eheschließung erfolgt. Und da kommt es dann manchmal auch vor, dass Brüder in einer Mannschaft spielen. Marcel und Sebastian Kaiser zeigen es ja aktuell in Frauenberg. Besonders fruchtbar für Brüderpaare im Fußball scheint die Gemeinde Hellenthal zu sein. Da hätte man bei der Namensgebung der neuen Spielgemeinschaft auch an „Bruderschaft Hellenthal“ denken können.

Kein Interesse an den Jentges der SG Dahlem-Schmidtheim

In der zweiten Mannschaft standen am Wochenende gleich vier Spieler mit dem Nachnamen Jentges in der Startformation. Eine kurze Anfrage beim Trainer der Ersten, Thomas Valtinke, ergab: Benno und Luca Jentges sind Zwillinge, das Verwandtschaftsverhältnis zu Bastian und Jannick konnte er nicht aufklären. Die Frage, ob man in Hellenthal daran denkt, der SG Dahlem-Schmidtheim noch Johann und Joseph Jentges abzuluchsen, verneinte Valtinke, fände es allerdings lustig.

Ihm selbst fielen sofort noch drei weitere Brüderpaare bei der SG Hellenthal ein. So sind Gian-Luca und Patrick Züll Zwillinge, Fabio Züll ist ihr Bruder. Außerdem gibt es noch Patrick und Carsten Pohl, die immer dann, wenn sie gegen Nierfeld spielen, auf Bruder Nummer drei, Sven, treffen. Und dann gibt es auch noch Julian und Philipp Wiesen.

Nicht nur Brüder, sondern auch noch andere Verwandtschaftsverhältnisse

Aber sind das wirklich alle? Ein Blick auf die Spielerkader verrät: mitnichten. Denn da sind ja auch noch Dominik und Nils Fink, deren Schwester Lena in der Frauenmannschaft spielt, die vom Vater Hans-Peter trainiert wird. Marco und Timo Müller sind Brüder. Und es gibt noch mehr Familienbande. Moritz und Leon Reder sind Cousins, Hellenthal-II-Trainer Alexander Klinkhammer ist der Vater des Spielers Miguel, und Thomas und Lukas Mertens sind Onkel und Neffe.

Ob noch mehr Verwandtschaftsverhältnisse in Hellenthal bestehen, kann nicht ausgeschlossen werden, dafür braucht es aber Ahnenforscher. Es ist also ganz schön kompliziert in Hellenthal - aber dafür umso familiärer. Klar ist aber auch: Stehen Familienfeste an, dann fehlen oft gleich mehrere Spieler.