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Kreisliga-KolumneSchleidens Bürgermeister im Zwei- statt im Wahlkampf – Tor aus 45 Metern

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt Ingo Pfennings als Spieler der SpVg Nöthen-Pesch-Harzheim III und einen Akteur der TuS Mechernich, der auf dem Boden liegt.

Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (l.) behauptet den Ball nach einem fair geführten Zweikampf.

Die Fußballsaison im Kreis Euskirchen hat begonnen. Inter Euskirchen schießt Enzen ab, mehrere Teams zeigen große Moral.

„Da hat eine Mannschaft, ein Spieler Moral gezeigt.“ Eine Aussage, eine Floskel, die immer wieder zu hören ist. Dann, wenn man sich am eigenen Schopf aus dem sportlichen Sumpf gezogen hat. Dann, wenn man gefühlt aussichtslos zurückgelegen hat und plötzlich 110 Prozent gibt – obwohl das bekanntlich gar nicht geht. Auffällig: Am Wochenende zeigten ziemlich viele Mannschaften Moral und ließen sich auch von teilweise recht hohen Rückständen nicht aus dem Konzept bringen. Beispielsweise der TuS Zülpich.

Da hatte Trainer David Sasse noch gesagt, dass seine Mannschaft in der neuen Liga lernen müsse, mit Rückschlägen umzugehen, sich „mental weiterentwickeln muss“. Und schon beweist sie dem Coach, dass sie das schon ziemlich gut kann und die erste Niederlage nach mehr als fünf Monaten noch mindestens eine Woche warten muss. 3:3 hieß es nämlich nach 90 Minuten – nach 0:3-Rückstand. Moralfaktor: 100 Prozent.

In der Kreisliga A zeigen gleich mehrere Teams Moral

In der Kreisliga A lagen der SSV Weilerswist (1:3 gegen den SSV Eintracht Lommersum), die TuS Mechernich (0:2 beim TB-SV Füssenich-Geich), die Sportfreunde D-H-O (0:2 gegen die SG Flamersheim/Kirchheim) und der TuS Dom-Esch (0:1 gegen den SC Roitzheim) zurück. Während Weilerswist und Mechernich noch einen Punkt holten, drehten Dom-Esch und DHO ihre Partien sogar noch und verwandelten den Rückstand in einen Sieg. Moralfaktor: irgendwas zwischen 90 und 100 Prozent.

Und dann war doch noch der SSC Firmenich, der aus einem 0:2 gegen die SG Ülpenich-Nemmenich-Elsig noch ein 2:2-Unentschieden machte. Dass Tim Bohsem der Ausgleich erst in der 90. Minute gelang und er so einen nicht mehr unbedingt für möglich gehaltenen Punkt sicherte, zeigt: Ein Spiel, in dem man Moral beweisen kann, dauert auch 90 Minuten. Aber die Moral von der Geschichte: Wenn man von Beginn an alles gibt, muss man gar nicht erst 110 unmögliche Prozent aus sich herausholen.

Bürgermeister wird auf der Joggingrunde zum Fußball verpflichtet

Soll noch mal jemand sagen, dass Joggen gesund ist. Da schnürt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings nach einiger Zeit wieder die Joggingschuhe und schon steht er wenige Wochen später auf dem Fußballplatz und läuft für die dritte Mannschaft der SpVg Nöthen-Pesch-Harzheim auf. Jene Mannschaft, die in dieser Saison ein besonderes Projekt forciert – Frauen und Männer gehen in der Kreisliga C gemeinsam auf Torejagd. Am ersten Spieltag hat das nicht erfolgreich funktioniert. 0:6 verlor das gemischte Team gegen die TuS Mechernich II. „Es hat mega Spaß gemacht. Das ist eine ganz tolle Mannschaft“, sagt Pfennings.

Die Vorbereitung auf die Partie war so, wie sie für amtierende Bürgermeister an einem gewöhnlichen Sonntag wohl nicht ungewöhnlich ist. Morgens Feuerwehrfest in Bronsfeld, dann kurze Taktikbesprechung und schon auf dem Platz – in der Abwehrkette, Ausputzer. „Mir liegt die Defensivarbeit doch ein bisschen mehr als die Offensive. Und in Sprintduelle muss ich nicht mehr gehen. Das habe ich heute festgestellt“, so der Schleidener Verwaltungschef, der nun Nö-Pe-Ha-Abwehrchef ist. Angefangen hat die Fußballlaufbahn von Pfennings beim FSC Holzheim-Weiler am Berge, einer Mannschaft, die später eine Spielvereinigung mit Nöthen-Pesch-Harzheim einging.

Ingo Pfennings: Mehr Wahlkampf, weniger Zweikampf

Als Pfennings dann vor gut sechs Jahren mehr und mehr in die Politik eintauchte, wurde die Zeit auf dem Fußballplatz immer weniger – Wahlkampf statt Zweikampf. Das vorerst letzte Spiel absolvierte der heute 39-Jährige am 10. Juni 2018 – damals noch unter dem Vereinsnamen SG Eintracht Eifel. Es setzte eine 1:2-Niederlage gegen den VfL Kommern II.

Aller Anfang ist schwer, wie man an Nöthen-Pesch-Harzheim III sieht. Oder eben auch nicht, wenn man weiß, dass man Qualität in den eigenen Reihen hat. So wie Inter Euskirchen. Der Kader in der Kreisliga C ist gespickt mit Spielern, die schon auf Verbandsebene aktiv waren. Oder wie im Falle von Athanasios „Saky“ Noutsos sogar schon Auftritte in der Regionalliga verbuchen konnten. Da kann man schon vom Aufstiegsfavorit in der Kreisliga C1 sprechen – und das unterstrich das Team fulminant: 10:0 lautete das Endergebnis gegen Enzen/Dürscheven. Noutsos erzielte dabei die Hälfte der Tore.

Zülpich III: David Sasse trifft von hinter der Mittellinie

Ein großer Konkurrent in der Liga dürfte ein weiterer Neuling mit großem Erfahrungsschatz sein: der TuS Zülpich III. Vorne drin: die Trainer Michel Lambertz (TuS Zülpich A-Junioren) und David Sasse (TuS Zülpich I), beide mit ausreichend Erfahrung, beide trafen doppelt. Sasse einmal sogar aus mehr als 45 Meter Entfernung. Die Torjägerkanone sollte man Saky Noutsos also nicht zu früh geben. 7:1 gewann der TUS III gegen Türk Gencligi.

Einen Rückkehrer gab es in der Kreisliga C1 übrigens auch. Die Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim nehmen einen neuen Anlauf mit ihrer dritten Mannschaft, die in der vergangenen Saison zurückgezogen wurde. Das erste Spiel findet aber erst am zweiten Spieltag in Bliesheim statt.

Spielfrei zum Saisonauftakt? Da kann man länger Urlaub machen. Das hätte vielleicht auch ein zweiter Rückkehrer, der allerdings in der Kreisliga C3 antritt. Der VfL Kommern hatte vergangene Spielzeit seine zweite Mannschaft zurückgezogen. Jetzt gab es zum Auftakt eine 0:7-Niederlage gegen die TSV Feytal – aber das ist ja auch eine verkappte Kreisliga-A-Mannschaft.

Zwei Neulinge haben zunächst pausiert

Zwei weitere Neulinge haben aus den unterschiedlichsten Gründen pausiert. Der RSV Arloff-Kirspenich startet erst am Dienstag bei Schönau III in die Kreisliga-C2-Saison. In der Liga hat in Zukunft außerdem immer eine Mannschaft spielfrei, denn das Abenteuer zweite Mannschaft ist beim VfL Niederelvenich/Mülheim-Wichterich schon vor der Saison wieder vorbei. Die Mannschaft wurde zurückgezogen.

Bleibt noch der SC Roitzheim III, der nun eigentlich der SC Roitzheim II ist. 0:9 hieß das Endergebnis gegen die SG Rotbachtal/Strempt. So macht ein Start dann keinen Spaß.

Und dann gibt es da ja noch die „ein bisschen Neuen“. Aus der SpVg Ländchen-Sieberath und der SG 92 wurde die SG Hellenthal, die in der Kreisliga A bei Zülpich II 1:7 verlor und direkt mal die Grenzen aufgezeigt bekam. In der Kreisliga B2 verlor die zweite Mannschaft der SG 1:4 bei der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim. Aus dem SV Rinnen und dem SV Sistig/Krekel wurde die SG Rinnen-Sistig-Krekel (der auch die Spieler der zweiten Mannschaft von Sötenich angehören). Zum Saisonstart in der Kreisliga B2 verlor man daheim 3:6 gegen Oleftal. Da ist noch Luft nach oben.