Kreis Euskirchen – Das Thema Maskenaffäre, in der bisherige Kollegen aus seiner Fraktion für die Vermittlung von Corona-Schutzartikeln kräftig die Hand aufgehalten haben sollen, arbeitete Detlef Seif gleich zu Beginn seiner Rede ab. Auch nach zwölf Jahren übe er seine Aufgabe in Berlin immer noch „mit Ehrfurcht“ aus, sagte der 58-Jährige. „Als Bundestagsabgeordneter habe ich nur das Allgemeingut im Auge zu haben und nicht den eigenen Vorteil oder den eigenen Verdienst.“ Wie jemand in einer solchen Notlage überhaupt auf die Idee kommen könne, zu fragen, wie er damit Geld verdienen könne, sei ihm schleierhaft, sagte der CDU-Politiker: „Das fasse ich nicht.“
Dafür gab’s Applaus von den 154 Christdemokraten in Hauptsaal und Nebenräumen des Euskirchener City-Forums. Gut 50 Minuten später erhielt Seif von ihnen 124 Ja-Stimmen. So wurde der Weilerswister als einziger Bewerber mit 80 Prozent von seinen Parteikollegen aus dem Kreis Euskirchen und den Städten Erftstadt, Brühl und Wesseling zum vierten Mal in das Rennen um das Bundestagsdirektmandat im Wahlkreis 92 (Euskirchen/Rhein-Erft-Kreis II) geschickt. 30 versagten Seif ihre Zustimmung.
A 1 und Ortsumgehungen
Vor vier Jahren hatte Seif noch 88 Prozent erhalten, dennoch zeigte er sich am Samstag zufrieden: „Beim ersten Mal, 2009, hatte ich 73 Prozent. Das ist jetzt ein gutes und ehrliches Ergebnis.“
Auch er sei ein Lobbyist, sagte Seif, und zwar „für die Region und für die Menschen, die hier leben“. Als solcher mache er sich bei den Haushältern im Bundestag und in den Ministerien für deren Belange stark – und das nicht ohne Erfolg, wie er anhand einiger Beispiele zu erläutern versuchte: etwa bei der Sanierung des Kirchendachs in Kall-Sistig, bei den Förderungen für den Archäologiepark in Nettersheim, das Heimatmuseum in Blankenheim, die Sanierung der Stadtmauer in Euskirchen und zuletzt beim Bundeszuschuss in Höhe von 900 000 Euro für die Sanierung der Zweifachturnhalle in Schleiden.
„Ja, die A 1 dauert ziemlich lange“, sprach Seif mit dem Lückenschluss der Autobahn in Richtung Süden eines der Dauerthemen an. Manche glaubten nicht mehr an eine Realisierung, „aber die A 1 ist international, national und vor allem für unsere Eifelkommunen ein ganz wichtiges Projekt“. Durch die Planung eines Tunnels würden nun die Umweltbelange ausreichend berücksichtigt, die Behörden seien mit der weiteren Planung zugange. „Sollte da Sand ins Getriebe kommen, werde ich mit meinem rheinland-pfälzischen Kollegen Patrick Schnieder erneut eine Demonstration organisieren“, versprach Seif: „Wir wollen die A1. Und wir werden mit Nachdruck an der A 1 arbeiten.“
Mit gleichem Einsatz bemühe er sich um die Ortsumgehung Roggendorf (B 266). „Auch hier bin ich im engen Austausch mit den Behörden.“ Die Vorentwurfsplanung werde mit Priorität behandelt. Auch die Ortsumgehung Euskirchen, B 56 n, halte er für sehr wichtig, ebenso den Autobahnanschluss bei Satzvey, den die Stadt Mechernich fordere. „Das unterstütze ich ausdrücklich“, versicherte Seif, auch wenn die Realisierung nicht einfach sei: „Aber dort, wo man keinen Druck ausübt, wird man auch nichts erreichen. Mich habt Ihr an Eurer Seite.“
Spruch des Tages
Mit viel Selbstironie begrüßte CDU-Kreisparteivize Klaus Voussem den Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock, der auch Vorsitzender der CDU im Rhein-Erft-Kreis ist. Seit Günter Rosenke 2009 aus der CDU ausgetreten ist und 2020 SPD-Mann Markus Ramers sein Nachfolger wurde, haben die Christdemokraten im Kreis Euskirchen das Nachsehen. (sch)
Dessen könnten sich auch die Parteikollegen aus dem Rhein-Erft-Kreis sicher sein – etwa, was die Stärkung des Köln-Bonner Straßennetzes angehe. Die die Rheinspanne 553 sei ein außerordentlich wichtiges Vorhaben. “ Dabei sei aber eine Lösung zu finden, die der Wesselinger Bevölkerung zuzumuten sei. „Nach meiner Einschätzung“, so Seif, „ist eine Linie bei Godorf, also quasi die Verlängerung der Kerkrader Straße, die beste Lösung.“ Über allem stehe da noch das im Bundesverkehrswegeplan vorgegebene Kostenvolumen in Höhe von 367,2 Millionen Euro. Er sei aber froh, nun weitere Linienführungen untersucht würden. Auch ihnen sagte Seif zu: „Ihr habt mich jedenfalls bei dem Vorhaben an eurer Seite.“
Der Kümmerer
Doch neben all den regionalen Themen und seiner Arbeit im Innen- und Europaausschuss sowie im Untersuchungsausschuss zum Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz und nicht zuletzt bei der Pandemiebekämpfung, die er ansprach, präsentierte Seif sich und sein Team als Kümmerer für die Menschen im Wahlkreis.
Das könnte Sie auch interessieren:
Da gehe es etwa um eine Steuererklärung, die beim Finanzamt unter den Tisch gefallen sei; die Aufenthaltserlaubnis, die daran scheitern sollte, dass die betroffene Person im Monat zehn Cent zu wenig Lohn erhalten sollte; um den Sportverein, der sich um die Finanzierung des Freiwilligendienstes Sorgen mache, oder um Soloselbstständige und Unternehmen, die im Dschungel der Corona-Hilfen nicht mehr zurechtkämen.
„Ja“, sagte Seif mit Pathos, „ich möchte weiter dienen: Deutschland, dieser Region und den Menschen.“ Ob er es darf, entscheiden die Wählerinnen und Wähler am 26. September.