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Fäuste fliegen bei Freiluft-BoxnachtEuskirchener Benny Blindert boxt bärenstark

Lesezeit 4 Minuten

Voll auf die Zwölf: Der Euskirchener Benny Blindert (r.) setzt gegen Vito Vendetta einen Wirkungstreffer.

Euskirchen – Den ersten Kampf gewann Vito Vendetta bereits 16 Stunden bevor er überhaupt in den Ring steigen sollte: das Duell gegen die Uhr. Der Frankfurter Rapper und Boxer kam erst im Laufe des Freitagabends in der Gaststätte Büllesheimer Hof an. Etwa zwei Stunden bevor das Ultimatum des Verbands Global Boxing Council (GBC) ablief, stand der Gegner des Euskircheners Benny Blindert auf der Waage. Der Hauptkampf des ersten Freiluft-Boxabends im Euskirchener Erftstadion war gesichert.

Organisator und Boxtrainer: Daniel Blindert (r.).

Wäre Vendetta nicht am Nachmittag ins Auto gestiegen und hätte sich auf den Weg in die Kreisstadt gemacht, wäre aus dem Titelkampf um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht ein ganz normaler Boxkampf geworden. Dann wären die mehr als 2000 Besucher wohl ziemlich enttäuscht gewesen. Doch so gingen sie am Samstag nach einem langen Boxabend zufrieden nach Hause. Denn Vendetta hatte den Kampf gegen Lokalmatador Blindert nach Punkten deutlich verloren.

Gegenseitiger Respekt

„Respekt an Vito. Normalerweise wäre ich auf den Knock-out gegangen. Aber ein angeschlagener Boxer ist gefährlich und deswegen musste ich vorsichtig sein“, sagte Blindert, der seinen Kontrahenten in der achten Runde auf die Bretter geschickt hatte. Zuvor sahen die Zuschauer zwei kontrolliert agierende Boxer, denen man den gegenseitigen Respekt anmerkte. Als dann aber „The Jet“ Blindert den Frankfurter niedergestreckt hatte, setzte dieser in den verbleibenden zwei Runden alles auf eine Karte – erfolglos.

Die jungen Tänzerinnen der Tanzschule Schumacher führten in der Pause eine Hip-Hop-Performance auf.

Nun will Blindert eine kurze Pause machen. Den nächsten Kampf habe er aber bereits im Hinterkopf – zumindest taktisch. „Das soll mal eine schöne Knallerei geben“, sagte der Europameister zum Abschluss der Veranstaltung schmunzelnd, während vier Gürtel verschiedener Verbände über seinen Schultern lagen.

Der Sinzenicher Jason Zeller absolvierte im Erftstadion seinen ersten Kampf. Der 15-Jährige, der erst seit November professionell trainiert wird, bekam es mit dem zwei Jahre älteren Aydsuddin Shirzai aus Offenbach zu tun. Seinem Bruder drückte natürlich auch Leroy Zeller die Daumen. Der ehemalige Marienschüler kennt es, im Fokus zu stehen. Der 19-Jährige lief zuletzt in der Jugendfußball-Bundesliga für Greuther Fürth auf und steht nun kurz vor einem Engagement in der zweiten englischen Liga.

Zeller mit guter Technik

„Das war richtig gutes Boxen“, lobte Walter Posner, leidenschaftlicher Box-Fan und ehemaliger Fußballbundesliga-Spieler. Unter dem kritischen Blick von Posner und den zahlreichen Besuchern beherrschte Zeller seinen Gegner, zeigte eine gute Technik und boxte souverän. Er gewann seinen ersten Kampf verdient.

Der Euskirchener Simon Krebs (r.) stand erstmals im Ring.

Der Stil Zellers beeindruckte nicht nur das Publikum, sondern auch Wertungsrichter Timo Hoffmann. Der ehemalige Profi-Boxer mit dem Kampfnamen „Die deutsche Eiche“ prophezeit dem jungen Sinzenicher „eine große Karriere“. Von der Veranstaltung zeigte sich Hoffmann, der unter anderem gegen Vitali Klitschko und Francois Botha im Ring stand, ebenfalls begeistert: „Ich würde mich freuen, wenn das zur Tradition werden würde.“ Damit die zwölf Kämpfe im Erftstadion überhaupt möglich waren, hatten mehr als 40 ehrenamtliche Helfer der Boxschule von Daniel Blindert bereits am Donnerstag mit dem Aufbau begonnen. Die Vorbereitung war wie das Event bestens organisiert.

Publikum unterstützt Lokalmatador

Kurz vor dem Hauptkampf stieg Simon Krebs in den Ring. Der Euskirchener gab sich vor den zahlreichen Besuchern cool und boxte seinen Stil runter. Klar, dass in das Publikum bei seinem ersten Kampf lautstark unterstütze. Für den Sieg reichte es aber nicht. Die Richter werteten das Duell gegen Michael Klempert unentschieden. „Ich habe mich hart vorbereitet, aber irgendwie hat mir die Luft gefehlt“, sagte der 22-Jährige leicht enttäuscht.

Alles andere als enttäuscht zeigte sich Besucherin Doreen Sommer: „Ich finde es gut, dass so viele Frauen hier sind. Das zeigt, dass Boxen nicht nur Männersache ist.“ Die Mechernicherin hatte keinen Favoriten, drückte aber den Lokalmatadoren die Daumen. Zu denen gehörte auch der Euskirchener Mirco Höller, der sich gegen Tayfun Selim durchsetzte. Der 29-Jährige siegte verdient und hatte anschließend gleich einen Spruch auf Lager: „Der hatte einen richtigen Eierkopf. Das war harte Arbeit.“

Organisator Daniel Blindert zeigte sich jedenfalls sehr zufrieden: „Wir haben viel investiert und sind belohnt worden. Ohne die Helfer wäre das nicht möglich gewesen.“

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