Nach wochenlangem Aufbau stehen nun zwei Festival-Wochenenden in Hellenthal-Udenbreth an. Das Zugvögel-Event ist ausverkauft.
Festival in der EifelDie Zugvögel feiern wieder an zwei Wochenenden am Weißen Stein
Nun sind sie wieder sicher gelandet in ihrem Sommerquartier: die Zugvögel. Seit Anfang Juli tummeln sie sich wieder am Weißen Stein, um alles für das gleichnamige Festival vorzubereiten, das auch in diesem Jahr an zwei Wochenenden stattfinden wird. Seit Donnerstag treffen die Besucher nach und nach ein, um ihre Zelte aufzubauen und die Vorfreude auf die Festivaltage zu genießen.
Die herrscht noch nicht bei allen: Die Aufbauteams haben noch einiges an Arbeit vor sich, bevor das gewohnte Zugvögel-Ambiente für das einzigartige Flair sorgt, das das kleine, aber feine Festival am höchsten Punkt des Rheinlandes zu einem Geheimtipp hat werden lassen. Tickets sind heiß begehrt, und wer eines bekommt, kann sich glücklich schätzen. Denn die Besucherzahl ist limitiert. Nur 1000 Zugvögel dürfen auf das Gelände, um an dem Festival teilzunehmen. Logisch: Beide Wochenenden sind ausverkauft. Eine Ausnahme gibt es für die Udenbrether: Sie können als Anwohner tagsüber jederzeit Zugvögel-Festivalluft schnuppern.
Vor drei Wochen hat der Aufbau am Weißen Stein begonnen
Tobias Kirchgatter ist eines der drei Vorstandsmitglieder des Vereins, der das Festival organisiert. Mit dem Team, das die grundlegende Infrastruktur aufbaut, ist er als einer der ersten vor drei Wochen an den Weißen Stein gekommen. Das Gelände hat er seitdem kaum verlassen. Küche, Crew-Zelt, Toiletten, Strom: Alles, was benötigt wird, um auf einem Skihang im Sommer für mehrere Wochen zu leben, musste eingerichtet werden.
Zu Hochzeiten arbeiten rund 120 Menschen auf dem Gelände daran, alles aufzubauen, was ein Festivalbesucher benötigen könnte. Rund ein halbes Jahr wird dies im Vorfeld geplant. „Die meisten arbeiten hier für das Ticket“, sagt Kirchgatter. Die Helfer haben sich in verschiedene Teams aufgeteilt, die sich um jeweils einen Bereich kümmern. Drei Bühnen – eine für Bands, zwei für DJs – sind aufzubauen. Dazu die Müllentsorgung, die Versorgung mit Strom und Wasser – es entsteht ein richtiges kleines Dorf mit allem, was die Bewohner brauchen.
Für die Handwerker, die hier aktiv sind, sei die Arbeit bei den Zugvögeln etwas Besonderes. „Sie sagen oft, dass sie hier endlich einmal machen können, was sie wollen“, sagt Kirchgatter. So sind an den Seiten der Bandbühne die Grundzüge riesiger Lavalampen zu sehen, die mit OSB-Platten umkleidet werden, bevor die Dekoabteilung tätig wird. Viele Buden sind mit Schalbrettern verkleidet, was dem ganzen Gelände das Ambiente eines rustikalen Naturdorfes gibt.
Die Hinweisschilder auf dem Festival-Gelände in Udenbreth sind Handarbeit
Doch auch hier müssen Regeln beachtet werden. Was wo wie sein soll und was auf keinen Fall erlaubt ist, steht auf den bunten, handgemalten Holzschildern, die überall auf dem Gelände verteilt sind. Dass das „Waldkacken verboten“ ist, sollte doch bekannt sein. Doch die Frage „Haste alles?“ an der Ausfahrt könnte bei der Abreise für manch einen durchaus hilfreich sein.
Seit Jahren ist Merian aus Köln für die liebevoll gestalteten Hinweise zuständig. 120 Schilder fertigt er bis zum Start des Festivals an, doch: „So richtig kommt man nie ans Ende.“ Seine Schilderpinselbude werden die Festivalbesucher wahrscheinlich nicht mehr zu Gesicht bekommen, sie wird bis zum Beginn abgebaut. Seit dem zweiten Festival, seit 2017, hat er diese Aufgabe. „Ich habe Design studiert, und jetzt bin ich der Schildermensch“, sagt er und lächelt. Unterstützt wird er in diesem Jahr von Sani, ebenfalls aus Köln.
„Wenn man einmal drin ist, kommt man nicht mehr raus“, sagt Rica über die Zugvögel. Sie ist bei der Künstlerbetreuung und dem Booking eingespannt. Doch jetzt steht sie am Eingang, um Freunde zu begrüßen. Zweieinhalb Tage sind sie aus der Nähe von Aachen zu Fuß unterwegs gewesen, um auf das Festival zu kommen. „Es ist wie ein Ferienlager, gefühlt halb Köln ist hier“, sagt Rica.
Der vegane Bohnen-Burger darf beim Zugvögel-Festival nicht fehlen
An der nördlichen DJ-Bühne baut Timon Verleger aus dem Oberbergischen seinen veganen Foodstand auf. Während das Bauteam noch über die eine oder andere Konstruktion nachdenkt, kann er sich schon an die Vorbereitung seiner Bohnen-Burger machen. Seit mehreren Jahren ist er hier auf dem Festival mit dabei. „Mein Stand gehört zum Festival dazu“, sagt er. Die Leute fragten schon im Vorbeigehen, ob es denn auch in diesem Jahr wieder die Bohnen-Burger gibt, ergänzt Björn Altenburg, der Verleger unterstützt.
Doch auch andere Versionen hat der Stand im Angebot. „Ich habe kurz vor dem Vegantrend damit angefangen und kann auf der Welle mitreiten“, sagt Verleger. Er habe selbst vegetarisch gelebt und dann einmal einen Monat ausprobiert, ob das auch vegan gehe. „Das hat so gut geklappt, dass ich seitdem nichts Vegetarisches anbiete“, sagt er.
„Die Stimmung auf diesem Festival ist einmalig“, schwärmt er. Gerade als Mensch, der mit seinen 42 Jahren etwas älter sei als der Durchschnittsbesucher, erfülle es ihn mit Hoffnung für die Zukunft, wie viele Menschen hier achtsam seien und soziale Überlegungen einbezögen, um in Großgruppen in kurzer Zeit viel zu schaffen. „Es ist faszinierend, dabei zu sein und eine andere Generation zu erleben“, so Verleger.
Am Freitag startet das Festivalprogramm. Runde eins dauert bis zum Sonntag, vom 2. bis 4. August findet das zweite Festival-Wochenende statt. 20 Bands und 60 DJs werden pro Wochenende erwartet. „Tatsächlich hat jedes Wochenende eine andere Setlist“, so Kirchgatter.