In der Losheimer Ausstellung „ArsKrippana“ werden derzeit drei neue Krippen aufgebaut. Eine stammt aus der Zeit des Kalten Kriegs.
Mit BildergalerieNeue Krippen und altes Handwerk bei der ArsKrippana in Hellenthal-Losheim
Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die Krippenausstellung ArsKrippana (früher: Krippana) schon mehr als 5000 verschiedene Krippen aus der ganzen Welt gezeigt. Zu den mehr als 300 Krippendarstellungen, die es aktuell auf der 2500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche an der deutsch-belgischen Grenze zu sehen gibt, kommen in diesen Tagen drei weitere hinzu.
„Es werden insgesamt immer weniger Krippen gezeigt, deshalb ist es unser Ziel, die Krippenkunst zu bewahren“, sagt Ausstellungsleiter Michael Balter. Weil er das mit der Kunst wörtlich nimmt, arbeitet Balter immer wieder mit Künstlern zusammen, wenn es darum geht, neue Krippen in die Ausstellung zu integrieren oder Details am Bestand zu verändern. „Wir setzen bewusst auf traditionelle Handwerkstechniken, zum Beispiel jetzt bei der Ausgestaltung dieser alten Gipskrippe aus der Wallonie“, sagt Balter, und deutet hinüber zu Olivier Jaubert.
Ausstellung will die Kunst des Krippenbaus bewahren
Der französische Stuckateur arbeitet gerade mit einer Schablone an der Ausformung eines Gipsprofils, welches die alte Kirchenkrippe, deren Figuren ebenfalls aus Gips bestehen, einfassen soll. „Natürlich könnte man solche Profile fertig im Baumarkt kaufen oder aus PU-Schaum bauen“, so der Chef der größten Krippenschau Europas: „Aber das wäre wieder ein Stück Kultur und Tradition, das damit verloren ginge.“
Die Besucher, die in diesen Tagen durch die Ausstellung schlendern, können den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Jaubert ist ein Meister seines Fachs, der regelmäßig bei Restaurationsarbeiten in alten Herrenhäusern und Schlössern tätig ist.
Krippe aus der Zeit des Kalten Kriegs ist immer noch aktuell
Zweiter im Bunde ist der Brüsseler Automaten- und Kulissenbauer Sebastien Boucherit, der bereits mehrfach für Balter gearbeitet hat, unter anderem auch bei der benachbarten Puppenausstellung. Gerade ist er mit dem Aufbau einer sozialkritischen Krippe aus der Hochzeit des Kalten Krieges beschäftigt. Die bereits verstorbene Aachener Künstlerin Berta Kals ist Schöpferin der Krippe mit dem Titel „Traum der Engel“.
„Sie wurde in den 80-er Jahren gefertigt als Mahnmal gegen den Krieg und bereits in den USA sowie auf Antikriegsausstellungen gezeigt“, erläutert Balter. Zu sehen sind Engel, die Kriegswaffen zu Musikinstrumenten umfunktioniert haben.
Ein Engel spielt Flöte auf einer Panzerfaust, ein anderer trommelt auf zwei Fliegerbomben. Maria hat sich auf einer Rakete niedergelassen – und das Jesuskind in der Krippe hält ein Sturmgewehr umklammert.
Künstler haben bei der Gestaltung freie Hand
„Die Krippe ist seit einigen Jahren hier in der Krippana. Sie bekommt jetzt, auch aufgrund ihrer Aktualität angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, einen besonderen Platz und wird entsprechend in Szene gesetzt von den beiden Künstlern“, so Balter: „Das Schlimme ist, dass die Krippe, die damals unter dem Eindruck der Aufrüstungsdebatte entstand, immer noch so aktuell ist.“
Während die Stuckarbeiten an der wallonischen Krippe bereits gut vorangekommen sind, kann man noch nicht erahnen, in welchem Umfeld die Friedenskrippe letztlich gezeigt werden wird. „Da lasse ich den beiden Künstlern absolut freie Hand“, sagt Balter.
Das gilt auch für die Gestaltung einer niederländischen Sandsteinkrippe, die sich momentan ebenfalls im Aufbau befindet. „Das ist eine schöne Ergänzung unserer internationalen Schau“, freut sich Balter. Bis zur Fertigstellung der neuen Krippen wird es allerdings noch bis Ende Januar dauern.
Sonderöffnungszeiten im Dezember
Seit 1989 hat die europaweit größte Krippenausstellung ihren Sitz direkt an der deutsch-belgischen Grenze bei Losheim. Das 2500 Quadratmeter große Ausstellungsgebäude liegt jedoch schon auf belgischem Terrain, das zur Ortschaft Hergersberg gehört.
„Konzipiert war die Krippana ursprünglich als Wechselausstellung“, berichtet Ausstellungsleiter Michael Balter. In Spitzenzeiten zog die Schau bis zu 70.000 Besucher pro Jahr an. Seit einigen Jahren ist eine Dauerausstellung mit mehr als 300 verschiedenen Krippen aus aller Welt zu sehen.
„Von den Einschränkungen der Corona-Zeit haben wir uns, was die Besucherzahlen angeht, noch nicht wieder erholt“, so Balter weiter: „Es gibt zum Beispiel viel weniger Busfahrten für Senioren als früher.“ Mit rund 15.000 Besuchern rechnet Balter für das laufende Jahr.
Im Monat Dezember ist die Krippenschau täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, auch am zweiten Weihnachtsfeiertag. An Heiligabend, dem ersten Weihnachtstag, Silvester und Neujahr kann die Ausstellung jeweils in der Zeit von 10 bis 16 Uhr besucht werden.