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Bahnhof in KallEinsteigen ist in Urft ein Problem und das Aussteigen sogar gefährlich

Lesezeit 3 Minuten

Kall-Urft – Die 83-jährige Elisabeth Hönig aus Urft war ziemlich verärgert. Am 1. Oktober sei sie um 7.38 Uhr gemeinsam mit einer 81-jährigen Dame aus Steinfeld am Urfter Bahnhof gewesen. Sie habe dort die 81-Jährige, die in den Regionalzug nach Köln wollte, begleitet.

Weil sie wusste, dass in Urft der Abstand zwischen Bahnsteig und Fußkante sehr groß ist, hatte sie eine 25 Zentimeter hohe Fußbank mitgenommen. Nur durch dieses Hilfsmittel sei es der Frau möglich gewesen, die ausgefahrene Fußraste zu erreichen. Doch während die Seniorin im Begriff war, einzusteigen, schlossen sich die Türen. Sie habe die Schließbewegung schließlich stoppen können. Niemand vom Zugpersonal habe sich darum gekümmert, ob es Probleme gab. Auch die Bahnhofsmitarbeiterin habe die Situation beobachtet, jedoch nicht hilfreich eingreifen können.

Elisabeth Hönig wollte die Sache nicht auf sich sitzen lassen und berichtete dem Kundendialog DB Regio Münster von ihrem Problem, sandte eine Kopie dieses Schreibens jedoch auch an diese Zeitung. Schließlich habe sie im Mai das selbe Abenteuer mit Hilfe ihres Sohnes bestanden. Das Einsteigen sei schwierig genug gewesen, aber das Aussteigen bei der Rückkehr habe sie als geradezu gefährlich empfunden.

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Der Abstand zur Bahnsteigkante sei so groß, dass es leicht zu einem Sturz kommen könne, wenn sich keine helfende Hand auf dem Bahnsteig fände.

Bedauern bei der Bahn

Ein Bahnsprecher teilte mit, dass man Frau Hönig geantwortet habe. Dieser Zeitung wurde mitgeteilt, man bedauere sehr, dass die Reise für die beiden Damen mit Problemen beim Einstieg in den Zug verbunden gewesen sei. In der Tat sei in Urft der Bahnsteig deutlich niedriger als das Einstiegsniveau der verkehrenden Züge. Beim Zustieg müsse daher ein entsprechender Höhenunterschied überwunden werden.

Grundsätzlich arbeite die Deutsche Bahn gemeinsam mit dem Land NRW und den Aufgabenträgern seit vielen Jahren intensiv daran, die Verkehrsstationen in Nordrhein-Westfalen barrierefrei auszubauen und zu modernisieren. Bis 2023 würden mehr als 150 Bahnhöfe mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro modernisiert.

Schrankenanlage wird mit der Hand bedient

Und bis zum Jahr 2019 wären sogar 80 Prozent der Verkehrsstationen in Nordrhein-Westfalen barrierefrei. Für die Station in Urft, an der eine Mitarbeiterin immer noch von Hand die Schrankenanlage herauf- und herunterkurbelt, könne man derzeit leider keinen Termin für einen entsprechenden barrierefreien Ausbau nennen.

Was nun den konkreten Fall betreffe: Die Türen des Regionalzugs seien mit Lichtschranken gesichert. Wenn die Lichtschranke mehrere Sekunden frei bleibe, schließe sich die Türe wieder. Der Schließvorgang werde nicht durch den Lokführer ausgelöst und überwacht, sondern erfolge automatisch. Im Übrigen sei dies gängige Praxis, wie sie auch bei vielen anderen Zügen und Türen von Fahrstühlen zum Einsatz komme.

„Grundsätzlich sind unsere Lokführer aus Servicegründen übrigens dazu angehalten, unmittelbar vor Abfahrt des Zuges trotz des automatischen Schließvorgangs zusätzlich auch einen Blick aus dem Seitenfenster auf den Bahnsteig zu werfen“, erläuterte der Bahnsprecher.

Weil der Einsteigevorgang für die Seniorin beschwerlich war, dauerte dieser länger als gewöhnlich. „Hätte sich eine der beiden Damen in die Lichtschranke gestellt, wäre die Türe offen geblieben“, erläutert die Bahn. Grundsätzlich rate die Bahn mobilitätseingeschränkten Reisenden, sich vor der Fahrt bei der Mobilitätsservicezentrale anzumelden. Diese sei unter der Telefonnummer 0180/6512512 (20 ct/Anruf aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 60 ct/Anruf) erreichbar.

„Die Kollegen helfen gerne bei der Planung einer Reise speziell im Hinblick auf die Barrierefreiheit“, sagt die Bahn. Im vorliegenden Fall hätte die Mobilitätsservicezentrale auch veranlassen können, dass der Lokführer auf den Ein- und Ausstieg besonders achte und eventuell auch Hilfestellung leiste.

Unterdessen wundert sich Elisabeth Hönig aus Steinfeld, dass der Urfter Bahnhof bei einem Ranking des Nahverkehr Rheinland die erstaunlich gute Note 93,1 von 100 möglichen Punkten bekam. Ihrer Meinung nach müsste der Bahnsteig angehoben oder die Trittmechanik der Züge so verändert werden, dass ungefährliches Aussteigen möglich sei.