Die Sistiger Grundschule sollte künftig mit Geothermie beheizt werden. Weil das Vorhaben zu teuer ist, wird nun nach Alternativen gesucht.
Geothermie ist zu teuerHeizung für die Sistiger Grundschule gesucht
Manchmal ist es schwierig, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen. Das musste jetzt auch die Kaller Politik und Verwaltung feststellen. Zu gerne hätte man die Ölheizung in der Grundschule in Sistig durch eine Geothermieanlage ersetzt. Doch allein die Sonden dafür hätten knapp 600.000 Euro gekostet. Nun ist man keinen Schritt weiter und muss wieder Alternativen prüfen.
Die Sistiger Grundschule war Anfang der 1990er-Jahre errichtet und anderthalbzügig geplant gewesen. Wegen großen Zulaufs wurde sie dann aber relativ schnell zweizügig. Vor einigen Jahren reichten dann die Raumkapazitäten vor allem für die offene Ganztagsbetreuung nicht mehr aus. Deshalb wurde die Schule in den vergangenen zwei Jahren um zwei Klassenräume erweitert und eine Treppe außen an das Gebäude angebaut. Die neuen Räume wurden erst vor Kurzem bezogen. Zwei weitere Klassenräume sollen später in einem zweiten Bauabschnitt folgen.
Probebohrung in Sistig sollte zeigen, was technisch möglich ist
Die Planung sah vor, dass die Schule samt der angrenzenden Gymnastikhalle künftig autark mit einer Sole-Wasserwärmepumpe beheizt werden sollte. Als Wärmequelle im Boden waren nach Mitteilung der Verwaltung Erdwärmesonden vorgesehen. Eine Probebohrung im Vorfeld sollte zeigen, ob das an dem Standort technisch möglich ist. Den Auftrag dafür wurde am 20. September 2022 vom Bauausschuss an ein Fachunternehmen vergeben.
Weil dieses Unternehmen nach Angaben der Verwaltung in der Zeit aber viele Aufträge abzuarbeiten hatte und erst eine wasserrechtliche Erlaubnis, eine Bohranzeige und eine bergamtliche Genehmigung beantragt werden mussten, konnte die Probebohrung erst Anfang Juni 2023 durchgeführt werden.
Geothermie: 15 Sonden in 160 Meter Tiefe waren geplant
In der ursprünglichen Ausführung sei der Fachplaner von 15 Sonden in 160 Meter Tiefe im Abstand von je acht Metern ausgegangen. Die Probebohrung und die Auswertung der Wärmeleitfähigkeit des Untergrundes mittels Geothermal Response Test (GeRT) ergab nach Angaben der Gemeinde, dass die Wärmeversorgung der Grundschule über Geothermie grundsätzlich technisch umsetzbar sei. Doch wegen geogener Besonderheiten an dem Standort seien Bohrungen nur bis zu einer Tiefe von 120 Metern möglich.
In der Schicht reichten wiederum 15 Sonden aber nicht aus, um den gesamten Heizbedarf von Schule und Gymnastikhalle abzudecken. Stattdessen müssten in 120 Metern Tiefe 30 Stück installiert werden. Nach einer Prüfung der Angebote von fünf Firmen bezifferte ein Fachplaner die Kosten allein für die Sonden auf 584.000 Euro.
Drei Varianten für die Heizung: Keine kann überzeugen
„Aufgrund der deutlich höheren Kosten sollte das Heizungssystem für die Grundschule Sistig neu überdacht werden“, schlug die Verwaltung dem Bauausschuss vor und erinnerte an drei Alternativen, die im März 2022 diskutiert worden waren. Variante eins sieht den Einbau eines neuen Öl-Brennkessels vor, der wegen der Erweiterung der Schule etwas größer dimensioniert sein müsste. Alternativ könne eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer Gasbrennwerttherme eingebaut werden. Als dritte Alternative wurde der Einbau einer Holzfeuerung mit Hackschnitzeln oder Pellets vorgeschlagen.
Die Verwaltung sprach sich für Variante zwei aus. Überzeugen konnten die vorliegenden Alternativen aber auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser nicht: „Keine gefällt mir so richtig, auch weil weiter fossile Brennstoffe benötigt werden.“ Andere Nachteile seien je nach Variante hohe Installationskosten oder ein hoher Wartungsaufwand. Esser erklärte, er habe kürzlich mit einem Planer über die neueste Generation von Luft-Wärme-Pumpen gesprochen, die dank eines Boosters eine höhere Leistung erzielten: „Diese Möglichkeit sollten wir prüfen.“
Ausbau der Photovoltaikanlage wird geprüft
Klaus Pütz (Grüne) war überrascht, dass eine so große Zahl von Sonden nötig ist. „Der Vorschlag des Bürgermeisters geht in die richtige Richtung.“ Bis man eine Lösung gefunden habe, solle die Ölheizung erst einmal weiter genutzt werden.
„Ziel muss eine Heizung möglichst mit regenerativen Energien sein“, betonte Emmanuel Kunz (SPD). Er brachte noch einen anderen Punkt ins Spiel: „Wie groß ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Schule? Kann die Anlage vielleicht vergrößert werden?“ Der Bürgermeister schlug vor, dass von einem Planer prüfen und durchrechnen zu lassen.
Vincent Lemke (SPD) wollte wissen, ob man die Dämmung der Schulgebäude noch verbessern könne. Viel ist da nach Ansicht von Esser aber nicht zu machen: „Der Anbau ist top. Der Altbau ist zwar nicht auf dem neuesten Stand, aber eine Dämmung ist auch da schon vorhanden.“