Immer wieder werden in Kall Pflanzen aus öffentlichen Beeten gestohlen. Nach zwei Fällen hintereinander hat die Gemeinde Anzeige erstattet.
Dreiste DiebstähleIn Kall haben Unbekannte rund 140 Stauden aus zwei Beeten entwendet
Die Diebe sind durchaus wählerisch. „Und sie müssen sich mit Pflanzen schon etwas auskennen“, meint André Kaudel, Bauhofleiter der Gemeinde Kall. Denn die Unbekannten, die jetzt zweimal in der Pfarrer-Reinartz-Straße in Kall zugeschlagen haben, nahmen beide Male nur die teuren Storchenschnabelstauden mit, während sie die preiswertere Bergminze im anderen Beet verschmähten.
Die Taten geschahen jeweils, nachdem die Beete von Mitarbeitern des Bauhofs neu bepflanzt worden waren. Rund 140 Pflanzen sind verschwunden. „Das ist leider längst kein Einzelfall mehr“, sagt Kaudel. Die Gemeinde hat jetzt Anzeige erstattet.
„Das Grünflächenmanagement der Gemeinde Kall befindet sich seit einigen Jahren im Wandel“, berichtet der Bauhofleiter. Früher seien einfach nur ein paar Büsche gepflanzt worden. Bereits 2019 habe der Bauhof aber ein neues Grünflächenkonzept erstellt, das Wert auf die Verwendung heimischer Pflanzen sowie eine insekten- und vogelfreundliche Grünflächengestaltung lege. „Es geht auch um Nachhaltigkeit. Auch deshalb setzen wir auf regionales Saatgut und den Insekten- und Vogelschutz.“ Naturnahe Grünflächen hätten außerdem den Vorteil, dass der Pflegeaufwand etwas geringer sei.
Insgesamt pflegt der Kaller Bauhof nach Angaben von Kaudel rund 90 Beete im Gemeindegebiet. Drei der insgesamt 28 Mitarbeiter sind dafür abgestellt. Für eine Neubepflanzung aller Anlagen werden mehrere Tausend Pflanzen benötigt. „Die Beete werden oft auf Anregung von Bürgern gestaltet, die einen Antrag gestellt haben“, berichtet Kaudel. „Wir geben uns viel Mühe mit den Gestaltungen. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Pflanzen dann entwendet oder Beete zerstört werden“, sagt Kaudel.
Sträucher in Sötenich wurden nach eineinhalb Jahren ausgebuddelt
Gerade von den bereits umstrukturierten Beeten würden immer wieder Pflanzen verschwinden. „In Sötenich an der Rinner Straße wurden sogar Sträucher ausgebuddelt, die dort schon eineinhalb Jahre gestanden haben“, nennt Bauhofmitarbeiterin Christine Woelk ein krasses Beispiel. Woelk kümmert sich mit Sascha Lützeler, der seit Anfang März beim Bauhof ist, um die Beete.
In der Pfarrer-Reinartz-Straße haben die Diebe nun sogar zweimal innerhalb kurzer Zeit zugeschlagen. „Vor zwei Wochen waren bereits rund 70 Storchenschnabelstauden ausgegraben worden“, erzählt Kaudel. Die seien dann nachgepflanzt worden. Doch auch das habe nicht lange gehalten.
Die Diebe fuhren mit einem Auto vor und luden die Pflanzen ein
„Allein die Blumen kosten rund 450 Euro. Da ist der Arbeitslohn der Mitarbeiter noch nicht eingerechnet“, so der Bauhofleiter. Angesichts der großen Zahl von Stauden müsse wohl jemand mit einem Auto vorgefahren sein und die Pflanzen eingeladen haben. Wofür sie danach verwendet werden, kann er nur vermuten: „Vielleicht muss jemand gerade zu Hause ein großes Beet neu bepflanzen.“ Auf dem nicht weit entfernten Friedhof habe man keine der Pflanzen entdecken können.
Das ist aber längst nicht das einzige Ärgernis für die Bauhofmitarbeiter. „Im Sträßchen in Kall hat man Tulpen rausgerissen oder abgeschnitten, wohl um die Blumen als Strauß zu verschenken“, erzählt Woelk. Außerdem habe sie einen Eimer mit Zigarettenkippen aus den Beeten geholt. Die Beete am neuen Markt in Kall würden öfter als Hundeklo genutzt.
„In Sistig hatten wir kürzlich eine Fläche sehr aufwendig hergerichtet und Saatgut verteilt. Dann ist da jemand mit einem Pferd durchgeritten“, so die Bauhofmitarbeiterin. „Die Leute vergessen wohl, dass sie die Anpflanzungen mit ihren Steuergeldern bezahlen.“
Im Fall der Pfarrer-Reinartz-Straße hat die Gemeindeverwaltung nun Anzeige erstattet. Bürgermeister Hermann-Josef Esser ist fassungslos: „Ich höre immer wieder positive Rückmeldungen zur Bepflanzung der öffentlichen Flächen im Gemeindegebiet, und gleichzeitig zerstören andere, was der Gemeinschaft zugutekommen soll.“ Esser bittet, mögliche Hinweise an die Gemeindeverwaltung oder die Polizei zu geben.