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Alte Bergbauschächte in KeldenichMessegeräte sollen per App Bewegungen im Untergrund melden

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen mit einem Bauzaun abgesperrten Bereich neben dem Fußballplatz.

Mit einem Bauzaun ist der gefährdete Bereich am Keldenicher Sportplatz abgesperrt.

Am Keldenicher Sportplatz sollen Messgeräte im Boden Bewegungen im Untergrund registrieren. In dem Bereich gibt es zwei alte Bergbauschächte.

„Das Thema Gefahren durch Bergbauschäden hat durch den Vorfall in der Keltenstraße in Kall an Aktualität gewonnen“, sagte der Kaller Bürgermeister Hermann-Josef Esser im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit, der im Haus der Begegnung tagte. In der Keltenstraße hatte sich vor knapp zwei Monaten auf einer unbebauten Wiese ein 40 Meter tiefes Loch aufgetan, weil ein Lüftungsschacht aus der Bergbauzeit eingestürzt war.

Am Keldenicher Sportplatz, wo sich schon einmal ein ähnlicher Vorfall ereignet hat, sollen Anfang Mai Messgeräte – sogenannte Stangenextensometer – ins Erdreich getrieben werden. Die Geräte sollen Bewegungen im Untergrund registrieren und per App auf ein Handy melden.

In der Keltenstraße, die im ehemaligen Bergbaugebiet liegt, war die Abdeckung eines 40 Meter tiefen Luftschachts eingestürzt. „Die Schächte wurden früher, wenn sie nicht mehr benötigt wurden, mit einer Holzkonstruktion abgedeckt und mit Erde aufgefüllt. Die Holzabdeckungen geben nun nach Jahrzehnten nach und brechen ein“, erklärte der Bürgermeister.

Zwei alte Luftschächte neben dem Sportplatz entdeckt

In der Vergangenheit sei es in Keldenich häufiger vorgekommen, dass sich beispielsweise in Gärten Löcher in der Erde auftraten. In den vergangenen Jahren habe es keine Fälle mehr gegeben. „Den Keldenicher Sportplatz hat ein auf Bergbauschäden spezialisierter Gutachter untersucht und dabei zwei alte Luftschächte entdeckt. Sie haben je einen Durchmesser von etwa sechs Metern und liegen auf der Seite gegenüber dem Sportheim. Einer der Schächte ist 80 Meter, der andere rund 100 Meter tief“, erläuterte der Verwaltungschef. Der betroffene Bereich, der an einer Stelle bis unmittelbar an den Platz heranreicht, ist mit einem Bauzaun abgesperrt.

Das Foto zeigt einen Graben im Boden, wo die Wurzeln der Bäume ausgemacht wurden.

Baumfällungen am Sportplatz hatten im Dorf für einigen Unmut gesorgt. Der Bürgermeister wies die Kritik zurück.

Am Tanzberg zwischen Kall und Keldenich war schon in römischer Zeit Bleierz abgebaut worden. Die ältesten schriftlichen Überlieferungen stammen aus dem 14. Jahrhundert. Relikte aus der Zeit des Bergbaus sind in Keldenich noch heute an mehreren Stellen im Ort zu sehen. Beispielsweise werden Teile des ehemaligen Maschinenhauses der Förderanlage als Wohnhaus genutzt.

Setzrisse am Sportheim in Keldenich wegen Bergbauschäden?

„Im Zusammenhang mit den jüngst durchgeführten Baumfällungen am Sportplatz wurde auch die Frage aufgeworfen, ob die Setzrisse am Sportheim nicht durch die Wurzeln der Bäume verursacht worden seien, sondern auch durch Bergbauschäden“, so der Bürgermeister. Das seien Informationen, die ihm Sorgen bereiten.

Zu den Baumfällungen am Sportplatz, die im Ort für einigen Unmut gesorgt hatten, äußerte sich der Verwaltungschef ausführlich: „Von Rodungen und Kahlschlag war da in E-Mails oder Anrufen die Rede.“ Dabei seien lediglich ein paar Bäume entfernt worden und das auch noch in Absprache mit dem FC Keldenich.

„Seit dem Spätsommer 2023 haben die Vereinsverantwortlichen die Gemeinde massiv bedrängt und gefordert, dass die Bäume abgemacht werden, weil sie durch den Schattenwurf dafür sorgen, dass der Platz nur langsam auftrocknet“, so Esser. Außerdem sei immer wieder viel Laub auf dem Sportplatz gewesen. In den vergangenen beiden Jahren habe man aber keine Mittel für die Maßnahme und auch keine Kapazitäten im Bauhof gehabt.

Vorgehen der Gemeinde Kall wurde im Nachhinein kritisiert

Nun sei Bauhofmitarbeiter kurz vor dem 1. März tätig geworden und hätten die Bäume entfernt. „Weil ja alles schon lange abgesprochen war, haben wir die Arbeiten nicht mehr öffentlich angekündigt“, so Esser. Im Rathaus sei man davon ausgegangen, dass der FC Keldenich die anderen Ortsvereine über das Vorhaben informiert habe.

Er sei enttäuscht über das Verhalten einiger Vereinsvertreter gewesen, die das Vorgehen der Gemeinde im Nachhinein kritisiert hätten. Mitarbeiter der Verwaltung und des Bauhofs seien zum Teil in unangemessener Form angegangen worden. „Der Umgang mit dem Thema auch in der Politik wird darüber entscheiden, ob der Bauhof auch in Zukunft den Vereinen noch unbürokratisch helfen kann“, betonte der Bürgermeister.

„Eine Kürzung der Kronen hätte kaum etwas gebracht und wäre viel zu teuer gewesen. Von der Entnahme einzelner Bäume hat wiederum der Förster abgeraten“, fügte Esser hinzu. Ein weiteres Problem sei, dass die Wurzeln der Bäume in die Dränage wachsen würden, die nach mehr als 60 Jahren ohnehin zu sei. Die Gemeinde könne aber keine sechsstellige Summe für eine neue Dränage in einen Platz investieren, dessen „Zukunft ungewiss ist“.