Herr Schorn, wie wird man Wahlkampfleiter der Kölner Oberbürgermeisterin?Frederik Schorn: Vor fünf Jahren war ich Pressesprecher der Kampagne von Frau Reker. Ich war damals stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Liberalen NRW mit dem Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
...2015 unterstützte die FDP Köln die Kandidatur von Frau Reker...
..genau. Damals wurde ein Pressesprecher gesucht, der für wenig Geld arbeitet (lacht). Das habe ich dann gemacht. Nach der Wahl habe ich mein Masterstudium abgeschlossen und habe als Auftragnehmer der Stadt Köln die Social-Media-Profile der Oberbürgermeisterin betreut. Als sich dann abzeichnete, dass Frau Reker in diesem Jahr wieder antritt, war für mich klar, dass ich bei ihrer Kampagne dabei sein wollte.
Dieses Mal unterstützt die Kölner FDP Frau Reker aber nicht. Wie kommen Sie damit klar als Liberaler, der ja auch FDP-Chef im Kreis Euskirchen ist?
Ganz gut. Die Kölner FDP sieht das schwarz-grüne Ratsbündnis sehr kritisch, aber ich habe nie den Eindruck gehabt, dass die FDP ein Problem mit der Person Henriette Reker hat. Kompliziert wäre es für mich geworden, wenn die FDP einen eigenen OB-Kandidaten hätte. Das hat sie aber nicht. Sie geht auch ohne Empfehlung für einen der Bewerber in die Wahl. Ich kann nur jedem FDP-Wähler in Köln sagen: Liberaler als mit Frau Reker wird’s in Köln nicht.
Was machen Sie als Wahlkampfmanager?
Ich darf ein hochmotiviertes Team leiten, das sich unter anderem um die Pressearbeit, Social Media und die Vorbereitungen von Wahlkampfauftritten kümmert, auch was die Sicherheit betrifft. Zudem bereiten wir Frau Reker auf die einzelnen Veranstaltungen und Diskussionsrunden vor. Das sind vier hauptamtlich Tätige. An so einer Kampagne sind viele Akteure beteiligt: Agenturen, Dienstleister, Ehrenamtler und die Parteien. Die gilt es zielgerichtet zu koordinieren.
Plakate müssen Sie also nicht selber kleben?
Nein, dafür sorgen die Parteien, die Frau Reker unterstützen: CDU und Grüne. Aber die Großflächenmotive ändern wir stetig, um auf die aktuelle Lage reagieren zu können. Dann kommen wieder wir ins Spiel.
Am vergangenen Wochenende war Ihr Name in den Kölner, aber auch überregionalen Medien aufgetaucht, nachdem bekannt wurde, dass die amtierende OB bei der Wahl erst an 11. Stelle auf dem Wahlzettel erscheint. Wie schafft man es als Wahlkampfleiter, aus diesem misslichen Umstand möglichst noch was Positives für die Kandidatin herauszuholen?
Für uns ist es sehr befremdlich, dass die amtierende Oberbürgermeisterin erst an elfter Stelle aufgeführt wird, weil sie als Parteilose antritt. Das wäre einem Parteimitglied nie passiert. Gerade in Corona-Zeiten werden viele Wähler versuchen, den Wahlvorgang möglichst schnell hinter sich zu bringen. Dann müssen sie Frau Reker womöglich suchen.
Sie haben es aber geschafft, Ihren Ärger runterzuschlucken, und aus der in Köln „heiligen“ Zahl 11 fast schon etwas Positives zu machen. Läuft doch?
Ja, wenn uns das wirklich gelungen ist, wäre das Glück im Unglück. Es ist dennoch ärgerlich.
Haben Sie überhaupt noch Zeit für Ihren eigenen Wahlkampf als Kandidat für den Kreistag Euskirchen?
Ganz wenig. Es ist aber mit meinen Parteifreunden abgesprochen, dass ich mich der politischen Arbeit im Kreis erst nach der Wahl mit voller Kraft widmen kann. Ich bin trotzdem zuversichtlich, weil ich seit 2014 im Kreistag bin und die Wähler meine Arbeit kennen. Das ist am Ende wichtiger. Sich erst einige Wochen vor der Wahl zu zeigen, bringt ohnehin nichts, wenn man sich vorher versteckt hätte.
Wo liegen die größten Unterschiede zwischen einem Wahlkampf im Kreis Euskirchen und dem in einer Millionen-Stadt wie Köln?
Was in Köln geschieht, hat das Ausmaß einer Landtagswahlkampagne. Köln hat ja mehr Einwohner als das Saarland. Es ist die schiere Masse an Anfragen der vielen Verbände, Vereine und anderen Organisationen, die wissen wollen, wie Frau Reker zu bestimmten politischen Fragen steht. Dann ist die Flughöhe auch eine andere, weil sich auch bundesweite oder sogar internationale Medien für die Wahl in Köln interessieren.
Wie viele Stunden arbeiten Sie derzeit für Frau Reker?
In der vergangenen Woche waren es beispielsweise 75 Stunden. Das wird bis zum 13. September sicher nicht weniger. Und wenn’s sein muss, ziehen wir das auch noch bis zur Stichwahl durch.
Und das geht dann morgens ganz früh los?
Ja, weil wir Frau Reker dann am besten erreichen, ansonsten erst wieder spät abends. Sie ist ja in erster Linie Oberbürgermeisterin und erst danach Wahlkämpferin.
Zur Person
Frederik Schorn ist 28 Jahre alt und gehört seit elf Jahren der FDP an. Seit Juni ist er deren Vorsitzender im Kreis Euskirchen. Der Politikwissenschaftler gehört seit 2014 dem Kreistag an. (sch)
Hinzu kommt, dass ihr Vertreter im Rathaus, Stadtdirektor Stephan Keller, in Düsseldorf als OB kandidiert und dafür Urlaub genommen hat. So muss sie derzeit auch den Corona-Krisenstab leiten. Es geht also morgens oft schon vor 7 Uhr los und abends auch mal bis 23 Uhr.
Fahren Sie dann noch zurück nach Kleinvernich?
Nicht immer. Ich habe mir eine Übernachtungsmöglichkeit in Köln besorgt. Anders geht’s zurzeit nicht.
Und das macht Spaß?
Ja, macht es. Es ist aber ein Ausnahmejob und eine hohe Belastung. Dennoch ist es toll, mit anderen für ein großes Ziel zu arbeiten.