Was denken die Bewerber über SPD-Kandidat Markus Ramers, AKK, Merkel und AfD?
Die Fragen stellte Michael Schwarz.
Keiner kannte die Antworten des anderen.
Kreis Euskirchen – Warum wollen Sie Landrat werden?
Tulbure: Weil ich meine Heimat liebe, sie kenne und seit fast 30 Jahren hier lebe. Ich habe alle Voraussetzungen als Verwaltungsexperte und Stadtratsmitglied und kenne die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen in meiner Heimat. Deshalb möchte ich die Weichen für eine gute Zukunft unseres Landkreises stellen. Themen wie Infrastruktur, Digitalisierung, Sicherheit und Klimaschutz sind zum Beispiel Herausforderungen, die uns alle betreffen und betroffen machen.
Winckler: Meine Erfahrung sowie Fähigkeiten möchte ich für die Menschen im Kreis Euskirchen einsetzen, da hier meine Heimat ist. Ich kenne Kreis und Kommunen sowie deren Schnittstellen gut und will über eine gewinnbringende Zusammenarbeit mit den Kommunen für eine gute Zukunft des Kreises sorgen.
Für Kreisparteichef Detlef Seif steht schon ein Sieger fest: die Kreis-CDU. Die Landratskandidaten-Findung mit Bewerbung, Vorstellungsrunden in Gemünd und Palmersheim mit jeweils rund 80 Besuchern und der offiziellen Nominierung, die an diesem Freitagabend über die Bühne gehen soll, sei ein voller Erfolg. Seif: „Egal, wer bei uns gewinnt – er ist meilenweit besser als die Kandidaten, die uns andere Parteien bieten.“
Die Entscheidung fällt an diesem Freitagabend in der Kommerner Bürgerhalle. 1871 CDU-Mitglieder sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Frage, wie viele es tatsächlich tun werden, ist völlig offen. Die Versammlung beginnt um 18 Uhr – auch um den Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, ab 20.45 Uhr zuhause das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande sehen zu können. Die Kandidaten haben noch einmal die Gelegenheit, sich jeweils 15 Minuten lang vorzustellen, so CDU-Kreisgeschäftsführerin Brigitte Joepen. Theoretisch können sich bis zur Schließung der Vorschlagsliste noch weitere Kandidaten melden. (sch)
Warum wären Sie der bessere Landratskandidat für die CDU als Ihr Mitbewerber?
Tulbure: Ich habe eigene Wahlkampferfahrung, weil ich vor fünf Jahren in den Euskirchener Stadtrat gewählt worden bin, und ich kandidiere für meine Heimat, in der ich schon in drei Städten und Gemeinden (Mechernich, Kall und Euskirchen) gelebt und vieles erlebt habe. Für mein Alter habe ich schon intensive Erfahrungen an der Leitung einer großen Behörde gesammelt. Mit meinen 32 Jahren bin ich gleichzeitig nah an der jungen Generation, die ich verstehe, ernst nehme und die wir einbinden müssen.
Winckler: Ich schätze meinen Mitbewerber George Tulbure. Die Entscheidung, wer besser geeignet ist, müssen die Mitglieder treffen.
Warum wären Sie der bessere Landrat für den Kreis Euskirchen als ihr Mitbewerber?
Tulbure: Weil ich von hier komme, die Menschen und ihre Sorgen und Wünsche kenne. Ich möchte einen modernen und wertschätzenden Stil an den Tag legen, sowohl bei der Führung von Verwaltung und Polizei als auch bei der Repräsentation. Ich denke gerne kreativ, blicke über den Tellerrand hinaus und bin gerne Innovationsmotor. Der Kreis Euskirchen als ländlicher Raum muss als die attraktive Alternative zu den großen Städten weiter entwickelt werden.
Winckler: Den Wunsch der Bürger, dass die Kreisverwaltung ein guter Dienstleister ist, kann ich erfüllen. Ich bin bürgernah, bodenständig und fachkundig und verstehe besonders die Themen der Menschen des ländlichen Raums. Bei mir wird Menschlichkeit im Umgang miteinander einen großen Platz einnehmen, was ich zweifelsfrei auch bei den Bediensteten der Kreisverwaltung berücksichtigen werde.
Können Sie Ihre Anhänger dazu bewegen, zur Aufstellungsversammlung zu kommen? Haben Sie Fahrgemeinschaften organisiert oder organisieren lassen?
Tulbure: Aus ökologischen Gründen freue ich mich, wenn es gelingt, Fahrgemeinschaften zu bilden. Das haben die Mitglieder auch bei früheren Parteitagen schon selbstständig getan. Hier habe ich mich nicht eingemischt.
Winckler: Die Mitglieder sollen von sich aus nach Kommern kommen, um den geeignetsten Kandidaten nach ihrer freien Überzeugung zu wählen. Fahrgemeinschaften zu organisieren oder den Anstoß hierfür zu geben, sind nicht mein Ding. Ich bin für ein faires demokratisches Nominierungsverfahren, was übrigens auch die Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl 2020 honorieren werden.
Wo ordnen Sie sich politisch in der CDU ein – näher bei der Union der Mitte oder bei der Werte-Union?
Tulbure: Meine CDU ist die Partei, die sich in der Mitte der Gesellschaft für alle Themen und Belange einsetzt. Ohne Ideologien, ohne Verblendung und ohne bewusste Ausgrenzung. Die Gründung von „Werte-Union“ und „Union der Mitte“ widersprechen diesem Parteiverständnis, weil sie bewusst polarisieren und ausgrenzen. Ich stehe in der Mitte meiner Partei und kämpfe für einen fairen Ausgleich der Interessen.
Winckler: Ich stehe in der Mitte der CDU, wobei mir Werte, Überzeugungen und Traditionen sowohl in Partei als auch in Gesellschaft wichtig sind. Selbst die Bundespartei kann hier noch an einigen Ecken feilen – unabhängig von der Werte-Union! Besondere Bedeutung hat dabei für mich das „C“ im Namen unserer Partei, da die Kirchen die Grundwerte unserer Gesellschaft mitgeformt haben und ich voll hinter diesen Werten stehe.
Wie bewerten Sie die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel?
Tulbure: Solange Menschen vor Gewalt, Terror und Krieg fliehen müssen und im Mittelmeer ertrinken, ist es unsere humanitäre Verpflichtung, die Menschen aufzunehmen. Was jedoch nicht sein darf, ist der Missbrauch dieser Hilfeleistung. Es geht daher darum, auch andere Länder in Europa zu ermutigen, Kontrolle und Humanität miteinander zu verbinden.
Winckler: Menschlichkeit, Menschenrechte und Asyl halte ich für Eckpfeiler unseres Gemeinwesens, die außer Diskussion stehen. Allerdings hat die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel gerade uns Kommunen an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit gebracht. Hier hätte ich mir eine stärkere Beteiligung unserer europäischen Nachbarn sowie stärkere Forderungen unserer Kanzlerin in diese Richtung gewünscht. Inzwischen hat sich die Lage zum Glück normalisiert, sodass wir nun die Integration der Menschen in geregelten Strukturen umsetzen können.
Das ist George Tulbure
Er ist 32 Jahre alt, Diplom-Verwaltungswirt und seit elf Jahren Mitglied der CDU. 2014 wurde George Tulbure direkt in den Euskirchener Stadtrat gewählt.
Von 2009 bis 2014 war er zuvor Sachkundiger Bürger. Seit zehn Jahren ist Tulbure an der Verwaltungsspitze der Stadt Bonn tätig, unter anderem als Referent für Verwaltungssteuerung. 2015 machte ihn der Bonner Stadtdirektor Wolfgang Fuchs zu seinem Büroleiter und Persönlichen Referenten.
Seit zwei Jahren ist er nebenberuflich Dozent an der Verwaltungshochschule. (sch)
Ist AKK eine gute Vorsitzende?
Tulbure: Meine Präferenz war Friedrich Merz. Er steht für mich für mehr politische Inhalte, Werte und eine überzeugende Wirtschaftskompetenz, die wir gerade angesichts der bevorstehenden wirtschaftlichen Rezession dringend benötigen.
Winckler: Annegret Kramp-Karrenbauer macht ihre Sache ordentlich. Allerdings muss ich zugeben, dass Friedrich Merz mein persönlicher Favorit war.
Das ist Johannes Winckler
Er ist 48 Jahre alt und Volljurist, hat also das erste und zweite Staatsexamen abgelegt und hat somit die Befähigung zum Richteramt sowie zum höheren Verwaltungsdienst. In die CDU trat Johannes Winckler 1998 ein. Von 2003 bis 2009 war er Persönlicher Referent von Landrat Günter Rosenke. Anschließend hatte er den Posten des Ersten Beigeordneten in der Stadt Meckenheim inne.
2012 wurde er vom Stadtrat Euskirchen zum Ersten Beigeordneten und Allgemeinen Vertreter von Bürgermeister Dr. Uwe Friedl gewählt. Er trat diese Stelle Anfang 2013 an. (sch)
Was macht die CDU im Kreis Euskirchen gut?
Tulbure: Die CDU ist als einzige Partei im gesamten Kreisgebiet nah bei den Menschen, hört zu, versteht und setzt um. Wir bedienen nicht einzelne Zielgruppen oder Ideologien, sondern haben Fachleute für alle Themenfelder und haben den Mut zu verantwortungsvollen Entscheidungen.
Winckler: Die CDU besetzt im Kreisgebiet in zahlreichen Positionen das Bürgermeisteramt. Sie sorgt mit ihrer Mannschaft in Kreis und Kommunen dafür, dass die Bedürfnisse der Menschen sehr gut erfüllt werden. Sie übernimmt Verantwortung an Stellen, wo es nicht leicht ist. Sie versucht nicht – wie die SPD – mit populistischen Forderungen und einer „Freibier-für-alle- Mentalität“ ihre Wahlen zu gewinnen.
Was muss die Kreis-CDU besser machen als bisher?
Tulbure: Wir müssen lernen, mit der politisierten Jugend umzugehen. Ich will, dass wir den jungen Menschen zuhören, sie ernst nehmen und sie verstehen. Unsere Aufgabe ist es, ihre Sorgen, Wünsche und Ideen aufzugreifen und in die gewählten Entscheidungsgremien zu bringen, damit wir sukzessive die Ideen umsetzen können.
Winckler: Die CDU im Kreis sollte schauen, dass in ihr alle Altersschichten möglichst gleich stark vertreten sind. So kann man den demografischen Wandel noch besser in den Griff bekommen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl aller Generationen bewirken. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass gegenwärtig die Junge Union im Kreisgebiet wieder aufblüht und dieses Ziel auch tatsächlich wieder erreichbar erscheint. Auch noch mehr Frauen würde ich mir in unserer Partei wünschen.
Wie gefährlich ist SPD-Landratskandidat Markus Ramers für die CDU?
Tulbure: Bislang hört man von ihm nur, worüber er sich Sorgen macht, aber nicht, wie er die Themen angehen und lösen möchte, wenn er in der Verantwortung steht. Die zwei Wünsche, die er geäußert hat, trugen beide das Adjektiv „kostenlos“, ohne dass er den Menschen ehrlich erklärt, dass sie im Endeffekt den Preis für diese Umverteilung selbst bezahlen müssen. Ich bin sicher, dass die Menschen sich für die guten Konzepte des CDU-Teams begeistern lassen und nicht für Mogelpackungen und hohle Phrasen.
Winckler: Die CDU ist die Partei der Verantwortung und besitzt hervorragende politische Inhalte. Wenn sie diese im Wahlkampf gut vermittelt, dann braucht Sie sich keine Sorgen gegenüber irgendeinem SPD-Kandidaten machen.
Tulbure: Ich halte Abstand. Die AfD ist keine Nostalgiker- und Frust-Wähler-Partei mehr, sondern die Ansammlung eines dumpfen Populismus mit toxischer Sprache. Wer die Parallelen zur Vergangenheit nicht erkennt und diese Partei wählt, unterstützt die sukzessive Aushöhlung der Demokratie. Ich bin sicher, wer gute Konzepte wertzuschätzen weiß, der findet bei der CDU die überzeugende Antwort.
Winckler: Die AfD ist nicht vom Bundesverfassungsgericht verboten. Man muss sich sachlich mit ihr auseinandersetzen, anstatt sie zu ignorieren. Man sollte diese Partei immer wieder damit konfrontieren, dass nicht wenige ihrer Mitglieder eindeutig rechtsradikale Positionen vertreten, die nicht vom Boden unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung gedeckt sind. So ist die AfD für uns alle gefährlich und deshalb für jegliche politische Zusammenarbeit mit der CDU ungeeignet.