Die Eifeler Energiegenossenschaft Eegon erzielt einen Rekordgewinn von 2,1 Millionen Euro und zahlt vier Prozent Dividende.
Erneuerbare Energien2,1 Millionen Euro: Rekordgewinn für Eifeler Energiegenossenschaft
Die 2009 gegründete Eegon (Eifeler Energiegenossenschaft eG) mit Sitz im rheinland-pfälzischen Wiesbaum verzeichnet mit 2,1 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2023 einen Rekordgewinn. Das ist fast eine Million Euro mehr als 2022. Vier Prozent Dividende erhalten die 1180 Mitglieder auf ihre Anteile. Es ist nicht mehr, weil 663.000 Euro in die Rücklage gesteckt werden, um so bei der Finanzierung künftiger Projekte in der Region weiterhin schnell reagieren zu können.
In Freiflächenphotovoltaik und Windkraft will die Genossenschaft auch künftig investieren, so Vorstand Volker Pressel bei der Hauptversammlung in der Birgeler Mühle. Mit 218 Mitgliedern waren so viele Genossen wie noch nie zur turnusmäßigen Versammlung der Anteilseigener gekommen. Es standen dabei nicht nur die Neuwahlen von Vorstand und Aufsichtsrat an. Letzterer wurde mit der Vorsitzenden Inga Jonas und ihrem Stellvertreter Rolf Heller aus Dollendorf bestätigt.
Das Kontrollgremium wird auch um zwei Plätze erweitert: Man will für künftige, größere Beteiligungen mit Kommunen die Option der Entsendung eines Vertreters haben. Mit Gordon Hiller aus Heckenbach (Rheinland-Pfalz), dort ist ein Bürgerwindpark mit vier Anlagen geplant, wurde gleich ein Beispiel den Genossen präsentiert.
Neuer Eegon-Geschäftsführer Martin Pütz kommt aus Sistig
Im Eegon-Vorstand ist die Veränderung sogar noch größer: Erstmals wird es mit dem aus Sistig stammenden Martin Pütz einen hauptamtlichen Geschäftsführer geben. Er war zuletzt bei der dänischen Großmolkereigenossenschaft Arla in Pronsfeld beschäftigt. „Die Eegon befindet sich an einer Wachstumsschwelle. Wir können das, was wir vorhaben, nicht mehr wie bisher ehrenamtlich stemmen“, so Volker Pressel, der nach zwölf Jahren aus dem Vorstand ausscheidet. Neben Pütz werden künftig weiterhin Johannes Pinn aus Hillesheim ehrenamtlich und Monika Seifen in Teilzeit als Büroleiterin die Geschäfte führen.
Martin Pütz übernimmt zudem die Geschäftsführung einer noch zu gründenden GmbH, die haftende Kommanditgesellschaft und 100-prozentige Tochter der Genossenschaft sein wird. Die GmbH soll als eine Art Projektentwicklungsgesellschaft für Kommanditisten wie institutionelle Anleger, etwa regionale Banken oder vermögende Einzelpersonen, interessant werden. Es habe, so Pressel, in der Vergangenheit durchaus vermögende Interessenten gegeben, die mit ihrem Wunsch nach einem größeren Invest bei der Genossenschaft bisher nicht zum Zuge kommen konnten.
Bilanzgewinn der Genossenschaft lag 2023 bei 2,1 Millionen Euro
Geschäftsführerbestellung und GmbH-Gründung dienen laut Pressel der Umsetzung möglicher Projekte oder Beteiligungen in einer Höhe von mehr als 90 Millionen Euro. Da ging ein leises Raunen durch die Reihen der Genossen in der Birgeler Mühle. Bislang ist die Eegon etwa an vier Windparks mit 65 Megawatt-Leistung pro Jahr und zwei Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen mit elf Megawatt beteiligt.
Dazu kommen 18 eigene Freiflächen-PV-Anlagen und eine eigene Windkraftanlage im Windpark Ormont-Stadtkyll mit drei Megawatt Leistung. Im Bilanzgewinn von rund 2,1 Millionen Euro sind alleine Erträge aus Beteiligungen in Höhe von 1,4 Millionen Euro enthalten – das sind rund 900.000 Euro mehr als 2022.
Auch die anderen Kennzahlen der Bilanz machen den Genossen Mut. Vier Prozent Dividende, so viel wie im Vorjahr und ohne damals gezahlte Bonuszahlungen, sollen es dennoch „nur“ sein. Das war der Vorschlag des Aufsichtsrates. Da stellten einige der Genossen doch die Frage, ob es nicht ein wenig mehr sein dürfe.
Anteilseigner erhalten Dividende in Höhe von vier Prozent
Doch Volker Pressel verteidigte die Beschränkung: „Wir sind als Energiegenossenschaft kein Investmentclub, der schnell Gewinne machen will, sondern an Nachhaltigkeit und Stetigkeit interessiert.“ Zum anderen benötige man Rücklagen für eine investitionsstarke Zukunft, weshalb 663.000 Euro in die Rücklage fließen. Vier Prozent habe man all die Jahre immer versucht, als Dividende auszuzahlen. Die Genossen schlossen sich an und stimmten einstimmig zu.
Dass die Eegon mit dieser Strategie nicht auf dem Holzweg ist, beweist eine Auszeichnung, die der Vorstand im vergangenen Oktober in Frankfurt abholen konnte: Der „Golden Planet Award“, verliehen von verschiedenen Organisationen, denen nachhaltiges Wirtschaften wichtig ist, steht nun im kleinen Büro der Genossenschaft im Regal.
Die aktuellen Projekte der Eifeler Energiegenossenschaft
Auch in der Region ist die Eegon (Eifeler Energiegenossenschaft) vertreten. So etwa mit Photovoltaik-Modulen auf zahlreichen öffentlichen Gebäuden in der Gemeinde Blankenheim, auf dem Holzkompetenzzentrum in Nettersheim, am städtischen Gymnasium in Schleiden oder auf der Grundschule in Kall. Bekannter sind hingegen die Beteiligungen an Windparks, beispielsweise dem Bürgerwindpark Schleiden oder dem Eifelwindpark Ormont-Stadtkyll.
Im vergangenen Jahr wurde mit dem Kauf eines zehnprozentigen Anteils am Windpark Rohr-Reetz in der Gemeinde Blankenheim in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro die größte Einzelinvestition im Geschäftsjahr getätigt. 800.000 Euro davon konnten über das Angebot von Nachrangdarlehen – eine Art professionellen Crowd-Fundings – wieder eingesammelt werden.
In Planung sind unter anderem ein Freiflächen-Photovoltaikpark in Schmidtheim auf rund 15 Hektar und auf sieben Hektar bei Kerpen (Landkreis Vulkaneifel). Ein Nahwärmenetz in Marienthal an der Mittelahr und E-Car-Sharing sind weitere Investitionsbereiche, beide werden nicht weiter ausgebaut.