Die Kreissparkasse Euskirchen verteilt Spenden aus dem Programm „Girocents“. Vereine und Initiativen stellten sich im Kloster Nettersheim vor.
„Girocents“ der KSKEngagement für Kinder, Kultur und Karneval im Kreis Euskirchen

Im Kloster in Nettersheim trafen sich die alten und neuen Bewerber für eine Förderung im Rahmen des Girocent-Programms der Kreissparkasse Euskirchen.
Copyright: Stephan Everling
„Hefte raus!“ Die Sitzordnung im Saal des Klosters in Nettersheim animierte Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen, zu einem flotten Scherz, erinnerte sie doch an die unangenehmen Situationen in Schul- und Studienzeiten, wenn Klausuren anstanden. An Einzeltischen saßen die Teilnehmer der turnusmäßigen Versammlung im Zuge des Spendenprogramms „Girocents“, mit gehörigem Abstand zueinander, und alle warteten auf ihren Einsatz.
Doch statt der Abfrage von erlerntem Klausurwissen ging es um eine Präsentation dessen, was die Menschen für das Gemeinwesen im Kreis Euskirchen leisten, und darum, wie die Kreissparkasse sie mit einer Förderung unterstützen kann.
Alle sechs Monate bittet das Vorstandsbüro des Geldinstitutes zur Vergabe der Fördersummen. Zwölf verschiedene Gruppierungen, Vereine, Bürgergemeinschaften oder Einzelpersonen kommen dabei zusammen. Sechs von ihnen aus der vorigen Förderphase werden Spendenschecks überreicht, während die sechs anderen sich um die Gunst derjenigen bewerben, die mit ihrem Voting aktuell über die Zuteilung der Spenden entscheiden. Dabei ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, in wie viel Facetten die Menschen im Kreis Euskirchen unterwegs sind, um etwas für ihre Mitbürger zu erreichen.
Bürgerverein Großbüllesheim
Zwei Geschwindigkeitsmessanlagen mit Anzeigetafeln hat der Bürgerverein in Großbüllesheim installiert, um die Menschen, die durch den Ort fahren, zu einem niedrigeren Tempo zu animieren. „Ich dachte, die sind kaputt, weil ich nie ein Smiley gesehen habe“, scherzte Becker. Den dürfte auch der neue Rekordhalter nicht zu Gesicht bekommen haben, der tagsüber mit sagenhaften 182 Stundenkilometern gemessen wurde, wie Bruno Theis vom Bürgerverein berichtete. Täglich passierten rund 2000 Fahrzeuge den Ort. Ein zweites Betätigungsfeld hat der Bürgerverein in der Ausgleichszone zwischen Gewerbegebiet und Wohnbebauung erschlossen. „Hier müssen wir immer wieder Vandalismus feststellen“, berichtete Bruno Theis.
Förderverein der Gesamtschule Euskirchen
Die Unterstützung von verschiedenen Kunstprojekten hat sich der Förderverein der Geschwister-Graf-Gesamtschule in Euskirchen zum Ziel gesetzt. Kathrin Grzsezkowiak war für den Verein vor Ort und stellte seine Aktivitäten vor. So werden beispielsweise Schüler bei Klassenfahrten unterstützt. „Wir geben, solange der Topf voll ist“, sagte Kathrin Grzsezkowiak.
Culturteam Euskirchen
Über 23 Jahre hat Klaus Linden mit der Kulturinitiative Euskirchen im Klösterchen Konzerte angeboten. Doch jetzt sei der Saal nicht mehr nutzbar, und so sei das Angebot beendet worden. „Die Musik und das kulturelle Miteinander fehlen“, bedauerte er. So habe er unter dem Titel „Culturteam“ seit einem Jahr im heimischen Schweinheim Hauskonzerte angeboten, zu denen bis zu 60 Gäste gekommen seien. Vier- bis fünfmal werden die Veranstaltungen angeboten, bei deren Ausrichtung ihm die Erfahrung der vergangenen Jahre zugutekomme, berichtete Linden. Er empfinde die Förderung durch die Girocents als Auszeichnung.
Kreisverkehrswacht Euskirchen
Von den Jüngsten bis zu den Senioren engagiert sich die Verkehrswacht für die Verkehrssicherheit der Menschen im Kreis. „Wir fangen früh an – auf den Wöchnerinnenstationen im Kreis“, sagte Friedhelm Heß, Vorsitzender des Vereins. In Kindergärten und Schulen, bei Fahrradausbildungen, E-Mofa-Kursen oder Schulwegstraining seien die Mitglieder genauso aktiv wie bei den E-Bike-Kursen, die gemeinsam mit dem Kreissportbund angeboten werden. Doch auch die regelmäßigen Veranstaltungen des „Crashkurses NRW“ gehörten dazu. „Wir spannen einen weiten Bogen“, so Heß. In den vergangenen 30 Jahren seien 1,4 Millionen Euro an Spenden zusammengekommen. „Wir haben sehr gute Sponsoren, die KSK Euskirchen ist einer der größten“, sagte er.
Initiative Kinderspielplatz Vussem
„Ohne solche Spender würden wir das nicht auf die Reihe kriegen“, sagte Carsten Vogel, Ortsbürgermeister von Vussem. Auf ihn sei eine Mutter zugekommen und habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es außer einer Sandkiste auf dem Vussemer Kinderspielplatz nichts für Kleinkinder gebe. „So ein Teil stand jedoch in Kommern“, berichtete Vogel. 15.000 Euro habe es gekostet, eine Finanzierung durch die Stadt sei aber unmöglich gewesen. So sei mit kleinen Beträgen wie einer Haustürsammlung in Vussem versucht worden, die Kosten zu bestreiten. Auch wenn das Gerät mittlerweile stehe, ganz bezahlt sei es noch nicht, so Vogel. „Wir kriegen auch noch den letzten Cent“, sagte er.
Nordeifelwerkstätten NEW
Eine Vielzahl von verschiedenen Fördermöglichkeiten für ihre Klientel benötigen die Nordeifelwerkstätten (NEW), um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Ein solches ist die „Tovertafel“, ein Projektor, mit dem auf einen Tisch oder den Boden ein Feld projiziert wird, auf dem gespielt werden kann. „Das erfreut sich großer Beliebtheit bei uns“, so Christoph Werner, Geschäftsführer der NEW.
Sechs neue Aspiranten für die Entgegennahme von Spenden durch die Girocents wurden auch vorgestellt. Die aktuellen Spendenstände sind auf der Internetseite der KSK Euskirchen einsehbar.
Euskirchener Narrenzunft
Vor allem im Karneval aktiv sind die Mitglieder der Narrenzunft, einer der größten Vereine in der Kreisstadt. Drei Kinder- und Jugendgruppen, rund 115 Tänzerinnen und Tänzer, trainieren ganzjährig im Showtanz. Doch nicht nur Corona, auch die Flut habe einen tiefen Einschnitt verursacht, sagte der Vorsitzende Hans Josef Schneider. So könnten in der Festhalle keine Veranstaltungen mehr durchgeführt werden, und alles an Inventar, Uniformen oder Kostüme sei zerstört worden. Rund 50.000 Euro habe der Schaden betragen. Doch unverdrossen sei der Verein weiterhin aktiv. „Wir leben das Brauchtum“, so Schneider.
Musikschule Erft/Swist
Schon seit 20 Jahren gibt es die Musikschule Erft/Swist, die sich in Weilerswist der musischen Ausbildung der Kinder und Jugendlichen verschrieben hat. Auch in der Aktion „Jeki“ (Jedem Kind ein Instrument) sei die Institution aktiv, so Becker. Doch die Finanzierung sei schwierig, denn, wie Becker sagte, gebe es im Weilerswister Haushalt keinen Etat für Kunst und Kultur.
Lebenshof Auenland
Ein neues Schweinehaus für Rosie und Frodo ist das Ziel des Vereins im Stadtgebiet Bad Münstereifel. Und das sollte möglichst stabil sein, denn die beiden Tiere bringen gemeinsam ein Lebendgewicht von rund 600 Kilogramm auf die Waage. So werden die Kosten auf rund 3000 Euro für das Projekt geschätzt.
Reit- und Voltigierverein Erfthorst
In Euskirchen-Stotzheim trainieren die rund 35 aktiven Mitglieder des Vereins in einer Kinder- und in einer Leistungsgruppe. „Das Pferd steht bei uns im Mittelpunkt“, so Mia Münchhalfen, Vorsitzende des Vereins. Doch die Arbeit ist schwierig geworden, denn das Pferd, mit dem die Kinder über viele Jahre den Sport ausübten, sei mittlerweile in Rente gegangen, berichtete sie. Die Unterstützung durch das Spendenprogramm solle für den Neuerwerb eines Pferdes verwendet werden, das zwar angeritten sein solle, aber noch nicht komplett ausgebildet sein müsse.

Die Kapelle in Ettelscheid soll saniert werden.
Copyright: Stephan Everling
Kapellenverein Ettelscheid
Mitten in dem 280-Seelen-Ort im Stadtgebiet Schleiden steht seit rund 60 Jahren die Kapelle, um deren Erhalt sich der Kapellenverein bemüht. „Wir leben von Stiftungen und Spenden“, so Andrea Schmitz. Doch nun müssten einige Sanierungsarbeiten an dem Gebäude realisiert werden. So sei der Eingang nicht behindertengerecht. Ein bis zwei Messen würden im Jahr noch gelesen, anlässlich der Kirmes gebe es einen Wortgottesdienst.
Förderverein Nettersheim
Ein Programm gegen die Einsamkeit von Senioren soll das Seniorenkino bieten, das demnächst im Nettersheimer Kommunalkino Kino42 angeboten wird. Bei den Seniorenfrühstücken, die vom Familienzentrum angeboten werden, habe er gelernt, dass viele Leute sich einsam fühlten, sagte André Schweers, der unter anderem im Familienzentrum Tanzkurse anbietet. „So kam die Idee auf, ein Seniorenkinoprogramm anzubieten“, sagte er. Einmal im Monat gebe es einen Film, „Feelgood-Kino“, wie Schweers die Auswahl charakterisierte, und anschließend ein gemeinsames Kaffeetrinken im benachbarten Literaturhaus. Das Ticket solle 5 Euro kosten, kündigte er an: „Aber das ist natürlich nicht kostendeckend“. Deshalb solle das Angebot aus dem Girocents-Programm unterstützt werden.
Die Cents nach dem Komma dienen als Spende
Das Programm „Girocents“ ist seit mittlerweile zehn Jahren eine der Spendenaktivitäten der Kreissparkasse Euskirchen. Außerdem gibt es noch die beiden Stiftungen der KSK, diejenige für Kultur und Sport sowie die Bürgerstiftung, und das Prämiensparen, aus denen ebenfalls Spenden ausgeschüttet werden.
Jeweils sechs Monate läuft ein Durchgang bei „Girocents“. Jeweils am Monatsende werden den Kunden, die sich am Programm beteiligen, die Cents nach dem Komma als Spende eingezogen.
Rund 12.000 Euro kommen auf diese Art und Weise zusammen, die dann jedes Mal auf sechs Vereine oder Bürgerinitiativen verteilt werden. Nach welchem Schlüssel das geschieht, legen die rund 4000 Menschen fest, die ihre Centbeträge spenden. Online auf der KSK-Website können sie sich für eine der sechs vorgestellten Gruppierungen entscheiden, der Betrag wird dann prozentual aufgeteilt. „Ich entscheide strategisch, wo meine Cents hinkommen“, so Udo Becker. Er werfe einen Blick auf die tagesaktuell angezeigten Prozentzahlen und wähle dann einen Verein, der bis dahin besonders wenig Stimmen erhalten habe, verriet er.