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KonzertereignisVorverkauf für „Spannungen“ in Heimbach startet an diesem Samstag

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Das Foto zeigt eine Konzertszene im Jugendstilkraftwerk. 

Das Heimbacher Jugendstilkraftwerk bietet alljährlich eine tolle Atmosphäre für das bedeutende Festival.

Dsa Kammermusikfestival „Spannungen“ in Heimbach ist ein Kultur-Highlight in der Region. Der neue Leiter erklärt, was er vorhat.

Musik ist mehr als die schwarzen Punkte auf dem Notenpapier. Eine banale Weisheit, die letztendlich aber Musikgrößen wie den Geiger Christian Tetzlaff von dem Rest der Welt unterscheidet. Wenn die Klänge beginnen, die Herzen der Menschen zu berühren, dann geschieht Kunst, dann entstehen große Momente.

Etwas, was immer wieder beim Kammermusikfestival „Spannungen“ zu erleben ist, wenn die tiefe, emotionale Kraft der Musik im Jugendstilkraftwerk Heimbach zu hören ist. Auch wenn der Gründer und langjährige künstlerische Leiter des Festivals, der Pianist Lars Vogt, vor anderthalb Jahren einem Krebsleiden erlag, das Festival lebt weiter und verspricht, das zu bleiben, was es immer war und was bereits sein Name andeutet: Spannend.

Dr. Stephan Kuijpers, Christoph Schmitz, Wolfgang Spelthahn, Michael Stangel, Christian Tetzlaff, Dr.Hans-Joachim Güttler und Oliver Surges haben sich zu einem Gruppenfoto aufgestellt.

Freuen sich auf das Kammermusikfestival: Dr. Stephan Kuijpers (v.l.), Christoph Schmitz, Wolfgang Spelthahn, Michael Stangel, Christian Tetzlaff, Dr. Hans-Joachim Güttler und Oliver Surges.

Es war schon eine Überraschung, als die von allen erwartete Personalie bekannt gegeben wurde. Dass der viel beschäftigte Tetzlaff die Aufgabe übernehmen würde, das künstlerische Erbe seines langjährigen Freundes in die Zukunft zu tragen, war nicht zwangsläufig zu erwarten gewesen. Denn die Aufgabe ist groß.

Das bereitet mir große Lust.
Christian Tetzlaff, Leiter des Kammermusikfestivals „Spannungen“

Auch wenn Tetzlaff völlig zu Recht als einer der besten Geiger der Gegenwart gehandelt wird, eine Festivalleitung habe er noch nicht gemacht, bekannte er während der Pressekonferenz, bei der am Donnerstagmittag im Restaurant „Indemann“ in Inden das Programm für die nächsten „Spannungen“ bekannt gegeben wurde.

Doch scheint er auf den Geschmack gekommen zu sein. „Das bereitet mir große Lust“, sagte er, das nächste Jahr habe er bereits vorgeplant. Was auch dringend notwendig sei, denn normalerweise würden die Termine in den Kalendern der Klassikmusiker zwei Jahre vorher gemacht. Deshalb hätten einige der angefragten Musiker nicht kommen können. „Wenn ich weiß, dass ich für drei Jahre planen kann, ist das erfreulich“, so Tetzlaff.

Womit er die finanzielle Unterstützung der Sponsoren ansprach, die Teile des rund 400.000 Euro betragenden Budgets abdecken. RWE, Westenergie, der Deutschlandfunk und der Kunstförderverein Kreis Düren haben sich, um der künstlerischen Leitung Planungssicherheit zu geben, dafür entschieden, sich für drei Jahre zur weiteren Zusammenarbeit zu verpflichten.

Namhafte Künstler treten bei „Spannungen“ in Heimbach auf

Spannend ist es, die musikalische Gefühlswelt, Wahrnehmung und Prioritäten der künstlerischen Leitung aus dem Programm herauszuhören. So zeigt auch bereits der Plan für das diesjährige Festival, wie viel Überlegung, Wissen, aber auch Spaß am Musikmachen bei der Planung eingeflossen sind, bei der die Bratschistin Barbara Buntrock und der Cellist Gustav Rivinius Tetzlaff unterstützt haben.

„Wir haben in diesem Jahr kein Thema“, betonte Christian Tetzlaff. Allerdings habe jedes der Konzerte seinen eigenen inneren Zusammenhalt, was ihm fast wichtiger sei. So habe er bei der Planung des Eröffnungskonzertes festgestellt, wie herrlich das Quartett von Anton von Webern mit den Sinfonischen Tänzen für zwei Klaviere von Sergej Rachmaninow zusammenpasse.

Bei den Spannungen ist vieles möglich

„Beide besprechen die gleichen Themen“, sagte er. Am Donnerstag, 27. Juni, stünden die teilweise improvisatorischen „Dream Sequences“ von George Crumb den „Bagatellen“ von Beethoven gegenüber, „das genaue Gegenteil voneinander“.

Bei „Spannungen“ sei vieles möglich, was bei anderen Festivals nicht gemacht werden könne, weil alle Instrumente verfügbar seien. Daher könne das Programm nach musikalischen Gesichtspunkten und nicht nach Anwesenheit von bestimmten Musikern gestaltet werden. Besonders sei auch, dass alle Musiker praktisch ohne Honorar spielen würden.

Werke von Rachmaninow, Beethoven, Detlev Glanert und Jörg Widmann im Programm

„Deshalb bin ich gerührt, dass ihnen die Aufführungen so wertvoll sind, dass sie gesagt haben: Wir kommen“, so Tetzlaff. Ungewöhnlich sei auch, dass alle ihre Aufführungsrechte abgeben und so das Risiko eingehen, dass auch mal etwas gesendet würde, was vielleicht nicht optimal gewesen sei.

Verzichtet werden muss dagegen auf die Auftragskomposition, die vor Ort in Zusammenarbeit mit den Musikern geschrieben wird. Das, so Tetzlaff, eröffne aber die Möglichkeit, dass Werke, die in den vergangenen Jahren in Auftrag gegeben worden waren, nun noch einmal gespielt werden können. Zu hören sind in diesem Jahr die Kompositionen von Charlotte Bray, Detlev Glanert und Jörg Widmann.

Die Familie Rohs habe auch nach dem Tod des Stifters, Ulrich Rohs, zugesagt, alle zwei Jahre wieder eine Auftragskomposition zu finanzieren, teilte Dr. Hans-Joachim Güttler, Leiter des Arbeitskreises „Spannungen“ im Kunstförderverein Düren, mit.

Neu ist auch, dass die Konzerte in diesem Jahr alle bereits um 19 Uhr beginnen. Das sei gut für das Publikum, aber schwierig für die Musiker, die teilweise drei Proben pro Tag hätten, sagte Tetzlaff.

Der Kartenvorverkauf für die „Spannungen 2024“ läuft nur auf der Website der „Spannungen“ und startet an diesem Samstag, 13. April, um 10 Uhr. Die Proben finden in diesem Jahr alle auf Burg Hengebach in Heimbach statt und können kostenlos besucht werden.


Auch an die Kinder wird bei „Spannungen“ in Heimbach gedacht

Ein neues Angebot der Programmplaner ist das Familienkonzert, das am Sonntag, 30. Juni, ab 11 Uhr stattfindet. Dabei werde richtig Musik gemacht, kündigte Tetzlaff an. „Ich habe sechs Kinder, mir gefällt es nicht, wenn Kinderkonzerte heitschi teitschi sagen: ‚Hör mal, das kleine Stück, da ist ein Bär drin‘“, betonte er.

Die Kinder säßen dort mit großen Augen, wenn sie die Kraft der Musik spüren würden, so etwas würde ihnen sonst nicht begegnen. Auch solle das Programm mit Stücken von Robert Schumann, George Crumb und Antonin Dvorak auch etwas für Eltern sein.

Das Programm ist kostenlos für Kinder unter 18 Jahren, allerdings müssen sie angemeldet sein, die begleitenden Erwachsenen zahlen die Konzertkarte. Der Beginn des Vorverkaufs für dieses Konzert startet, anders als sonst, am Sonntag, 28. April.