Wie viele Millionen Umsatz? Wie viele Arbeitsplätze? Eine Studie wertet die Einnahmen durch den Eifelsteig aus und zeigt Schwachpunkte auf.
Millionen-UmsätzeWie die Eifel aus ihrer Schönheit auch Kapital schlägt
![Die Staumauer des Urftsees ist von Bäumen umgeben.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/197553b2-2b32-49f5-8d83-68eb6bc85cf0.jpeg?q=75&q=70&rect=98,0,1623,913&w=2000&h=976&fm=jpeg&s=1e9165ca6e41c33b667eaec90b181169)
Faszinierende Ausblicke wie hier auf die Staumauer am Urftsee, bieten sich den Wanderern häufig entlang des Eifelsteigs.
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Der Eifelsteig generiert für die touristischen Betriebe und den Einzelhandel der 15 Anliegerkommunen zwischen Kornelimünster und Trier pro Jahr mittlerweile bis zu 22,8 Millionen Euro Umsatz. Das ist das Resultat einer Studie, die die Eifel Tourismus GmbH und der Eifelverein vorlegen.
„Das ist ein hervorragendes Ergebnis für die Region“, kommentiert Landrat Markus Ramers in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH im Rahmen einer Pressekonferenz die ausgewerteten Zahlen der Tourismusberatung dwif-Consulting GmbH.
Erstmals wurde Tourismus-Angebot in der Eifel auf diese Weise untersucht
Im April und Mai des vergangenen Jahres sind die Daten zu den ökonomischen Effekten durch den Eifelsteig mithilfe einer Online-Umfrage erhoben worden. 377 touristische Betriebe entlang der 313 Kilometer langen Wanderstrecke sind befragt worden, 182 haben geantwortet. Das entspricht einer Rücklaufquote von 60 Prozent. An der Umfrage beteiligt haben sich zu 60 Prozent Privatanbieter (bis zu zehn Betten oder eine private Ferienwohnung), Betreiber von Hotels (16 Prozent), von Ferienhäusern und Ferienwohnungen oder Pensionen (jeweils neun Prozent), sowie von Jugendherbergen und Campingplätzen.
Die Ergebnisse der ersten Tiefenanalyse dieser Art für ein touristisches Angebot in der Eifel sind für die Auftraggeber, die Eifel Tourismus GmbH und den Eifelverein, überraschend und erfreulich.
Durch den Eifelsteig werden jährlich 22,8 Millionen Euro Umsatz generiert
Die so ermittelten 22,8 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2023 ergeben einen Durchschnittswert von 72.900 Euro pro 313 Eifelsteig-Kilometer – eine deutliche Rendite im Vergleich zu den Einrichtungskosten für den Wanderweg vor 15 Jahren. Damals wurden laut Ramers rund 1500 Euro pro Kilometer investiert.
Die laufenden Kosten decken die 15 Anrainerkommunen über einen Gemeinschaftsfonds, in den jährlich 200 Euro pro Kilometer eingezahlt werden: 100 Euro für Marketingmaßnahmen und 100 Euro für die Unterhaltungskosten.
Ergebnis der Studie: Der Eifelsteig schafft 360 Vollzeitjobs
Der Umsatz errechnet sich aus rund 600.000 Wanderern bei 102.000 Übernachtungen entlang des Eifelsteigs. Tageswanderer erwirtschafteten der Studie zufolge 13,2 Millionen Euro. Übernachtungsgäste, die etwa während des Jahresurlaubs den gesamten Weg gehen, kommen demnach auf rund 9,6 Millionen Euro. Diese Umsatzzahlen waren zugleich Grundlage für die Berechnung des Einkommensbeitrags: 10,4 Millionen Euro werden von den dwif-Experten angenommen, was bei einem Jahreseinkommen von 29.000 Euro 360 Vollzeitjobs nur durch den Eifelsteig entspricht.
![Sechs Männer und eine Frau stehen vor einem Plakat, das für den Eifelsteig wirbt.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/1054c4d7-9786-4a9b-83f7-bdcda86d9554.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,1871,1052&w=2000&h=1446&fm=jpeg&s=e5925ddca9fc154c1c7055c557e513df)
Touristiker und Vertreter des Eifelvereins freuen sich über die Umsatzzahlen, die der Eifelsteig nach einer neuen Studie generiert.
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Ramers: „Der Eifelsteig hat die Hoffnungen erfüllt, die mit seiner Planung und Umsetzung verbunden waren: Er fördert die wirtschaftliche Entwicklung der Eifel.“ Dr. Ralf Nolten, Hauptvorsitzender des Eifelvereins, bestätigt das: „Der Eifelsteig ist ein absolutes Leuchtturmprojekt.“
ÖPNV und Gastronomie werden als Schwachpunkte genannt
Sieht man sich die Studienergebnisse unabhängig von der Gesamtbewertung genauer an, sind die Ergebnisse allerdings nicht nur rosig. Als Schwachpunkte benennen die beteiligten Unternehmen auf Basis der Aussagen ihrer Gäste vor allem zwei Punkte: Die ÖPNV-Versorgung entlang der Etappenorte und das gastronomische Angebot.
So haben für 15 Prozent der Betriebe ihre Gäste bemängelt, dass es an Busverbindungen zu anderen Orten mangele. Die nach wie vor nicht durchgängige Eifelstrecke der Bahn zwischen Köln und Trier tut ihres dazu. Während der Sommermonate fährt allerdings der Eifelsteig-Bus. Alle Etappenziele sind so mittlerweile erreichbar. Zudem fehlt es aus Sicht vieler Wanderer aber auch an der Gastronomie, am Zielort wie unterwegs. 22 Prozent der Betriebe geben diese Kritik ihrer Gäste weiter.
![In grünen Wäldern sind die Manderscheider Burgen zu sehen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/ee5f4433-8d25-4509-91e5-32fc881087ca.jpeg?q=75&q=70&rect=140,0,1499,843&w=2000&h=902&fm=jpeg&s=3a667430ac32fdc71d63545c07d9f259)
Ein Höhepunkt auf dem Eifelsteig sind die Manderscheider Burgen.
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![Hinter Gittern ist an einem Haus in Blankenheim ein Blick auf die Quelle der Ahr möglich.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/50b90fe4-788f-4d71-9ee5-87f65f8d30f6.jpeg?q=75&q=70&rect=0,872,1482,834&w=2000&h=2524&fm=jpeg&s=d19a36c4c007b5947081e66d501bd86a)
Die Ahrquelle wird am Etappenort Blankenheim oft besucht.
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Tourismusforscher Karsten Heinsohn, Geschäftsführer der dwif, macht daraus kein Eifel-Spezifikum: „In ganz Deutschland, ob am Timmendorfer Strand oder in Bayern, ist von montags bis mittwochs oft die Gastronomie geschlossen. Das liegt auch am Fachkräftemangel.“
Ein weiteres Defizit betrifft die Beherbergungsbetriebe entlang des Eifelsteigs selbst: Auch 15 Jahre nach Eröffnung des Weitwanderweges fehlen offenbar immer noch Hol- und Bringdienste oder auch der Gepäcktransport von einem Etappenort zum nächsten. Nur rund ein Viertel der antwortenden Betriebe gaben an, diese Dienstleistungen anzubieten.
Im Gerolsteiner Land werden Verpflegungsautomaten getestet
Im Gerolsteiner Land wird als Konsequenz derzeit mit einem Leader-Projekt getestet, ob Getränke- und Verpflegungsautomaten in Orten entlang des Eifelsteigs oder an Radwanderwegen, in denen es überhaupt keine gastronomischen Angebote mehr gibt, angenommen werden.
Man warte auf die Ergebnisse und werde prüfen, ob das Konzept für die gesamte Strecke des Eifelsteigs übernommen werden kann, so Wolfgang Reh, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH.
Eine Überraschung ist die Kritik an der Beschilderung des Eifelsteigs
Überraschenderweise wird auch die Beschilderung des Wanderwegs kritisiert. Das System mit witterungsfesten Entfernungs- und Destinationsangaben auf Alu-Dibond-Tafeln wurde in der weiteren Region erstmals auf dem Rheinsteig umgesetzt und kommt ursprünglich aus dem Oberallgäu-Tourismus. Sie instand zu halten, ist Aufgabe der Wegepaten des Eifelvereins, die auch die 16 Hauptwanderwege des Vereins und unzählige regionale und örtliche Wanderwege pflegen.
Matthias Irle, zentraler Wegemanager des Eifelsteigs, verteidigte den ehrenamtlichen Einsatz seiner Helfer und Helferinnen. Zudem stellte Irle eine Innovation in Sachen Wegepflege vor: „Wir setzen das digitale System Tourinfra ein, mit dem die Wegepaten sofort Schäden per App melden können.“ Neben den Wegepaten können auch Bauhöfe oder die Förster die App mit relevanten Daten füttern oder sie abfragen.
Betriebe nutzen ihre Lage am Eifelsteig fürs Marketing
Unstrittig ist, dass aus Sicht der an der Online-Befragung teilnehmenden Betriebe, der Eifelsteig für das Marketing eine gute Sache ist. 51 Prozent der Betriebe sehen positive Effekte. Dabei sind die Aussagen der gewerblichen Anbieter mit 71 Prozent deutlich klarer als die der Privatvermieter mit 37 Prozent.
Die große Bekanntheit des Wanderweges habe die Auslastung erhöht, sagen 41 Prozent. Zudem sei der eigene Betrieb, ob Gasthof, Hotel, oder Pension, durch das positive Image des Eifelsteigs ebenfalls bekannter und sichtbarer geworden (40 Prozent) und man habe neue Gästegruppen gefunden (38 Prozent).
Touristiker schaffen neues Angebot mit kurzen Etappen in der Eifel
Das merkt man auch bei der Eifel Tourismus GmbH, wo Eifelsteig-Wanderer einen relevanten Teil der Buchungsanfragen ausmachen. Seit den Corona-Jahren ist Wandern in ganz Deutschland deutlich beliebter und auch umsatzrelevanter für die Tourismusregionen geworden.
Seit dem vergangenen Jahr werden zusätzlich fünf Pauschalpakete „Eifelsteig auf kurzen Etappen“ mit zwölf und 13 Kilometern Länge angeboten, so Wolfgang Reh. „Normale“ Eifelsteig-Etappen sind mehr als 20 Kilometer lang.
Einige Betriebe bauen Kapazitäten aus
Der Eifelsteig sorgt zwischen Aachen-Kornelimünster und Trier für Investitionen. Hoteliers und Betreiber kleiner Pensionen oder von nur wenigen Gästezimmern, vor allem in den kleineren Orten, bauen die Bettenkapazitäten aus. So haben etwa in Roetgen im Monschauer Heckenland, in Dohm-Lammersdorf bei Gerolstein oder in der Doppelburgenstadt Manderscheid in der Vulkaneifel Hoteliers ihre Häuser vergrößert.
In Blankenheim bestätigt Gilberte Mercier, Inhaberin des Hotel-Cafés Schlossblick, dass rund 85 Prozent der Gäste Wanderer seien. Das Hotel liegt unmittelbar am Eifelsteig und nutzt die Bekanntheit des Weitwanderweges gezielt als Marketinginstrument.
Im kleinen Bruch in der Südeifel, Etappenziel der idyllischen Wanderung entlang des Salmbaches, hat Alexander Müller, Betreiber der romantischen Burg Bruch, eine klare Meinung zum Stellenwert des Eifelsteigs: „Das ist vor allem im Sommer für uns ein Umsatzbringer. Mindestens 80 Prozent unserer Gäste wandern auf dem Eifelsteig.“