Aus dem Taxibus wird Mike – sonst ändert sich nichts? Doch! Das ÖPNV-Konzept für den Kreis Euskirchen ist zu einem Erfolgsmodell geworden.
ÖPNVIm Kreis Euskirchen gibt Mike richtig Gas – Virtuelle Haltestellen machen sich bezahlt
Einmal auf links gedreht und daraus endgültig eine Erfolgsgeschichte gemacht: Aus dem Taxibus wurde Mike – sonst ändert sich nichts? Doch! Mike steht seit einem Jahr für „Mobil im Kreis Euskirchen“. Ziel war es, den Bedarfsverkehr mit einem neuen Namen, Design und der entsprechenden Kampagne bekannter zu machen. Wesentlich für den einsetzenden Erfolg des Systems waren aber nach Angaben der Kreisverwaltung „auch der Wegfall des Zuschlags ab 2024 und die Weiterentwicklung der virtuellen Haltestellen.“
Die jetzt vorgestellten Ergebnisse sind eindeutig: Während zwischen Januar und November 2023 etwa 180.000 Fahrgäste den „TaxiBusPlus“ nutzten, kann Mike in diesem Jahr in elf Monaten dem Kreis zufolge fast 250.000 Fahrgäste aufweisen – ein Plus von knapp 40 Prozent.
Mike im Kreis Euskirchen: Anzahl der Fahrten deutlich gestiegen
Entsprechend sei auch die Anzahl der Fahrten von etwa 95.000 auf 117.000 gestiegen (+22,5 Prozent). Achim Blindert, der Allgemeine Vertreter des Landrates, zeigt sich zufrieden: „Seit der Einführung im Jahre 2002 hat sich der Bedarfsverkehr als unverzichtbares Angebot im Kreis etabliert.“ Im Laufe der Jahre sei das System stetig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet worden. „Mit der Marketingkampagne zu Mike und dem Wegfall des Zuschlags haben wir jetzt noch einmal nachgelegt. Die guten Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Blindert.
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Das erkenne man auch am Anstieg der Belegung, die 2024 im Jahresdurchschnitt bei 2,1 Personen pro Fahrt lag, im November sogar bei 2,2 Personen. In den vergangenen Jahren lag die Besetzung laut Blindert bei durchschnittlich 1,8 Personen pro Fahrt.
Virtuelle Haltestellen sind ein Erfolgsfaktor
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des ganzen Systems seien die virtuellen Haltestellen. Das sind fest definierte Standorte, an denen Fahrgäste in das Mike-Fahrzeug einsteigen können. Im Gegensatz zu den regulären Haltestellen haben virtuelle Haltestellen keine klassische Ausstattung mit Stele, Haltestellen-Schild, Häuschen oder Ähnlichem.
Die virtuelle Haltestelle ist erkennbar an Banderolen, die an vor Ort stehenden Masten oder Laternen angebracht sind. Wichtig: An den virtuellen Haltestellen hält nicht der Bus, sondern ausschließlich Mike. Zudem ist Mike wie der Busverkehr fahrplangebunden, fährt aber nur, wenn er vorher bestellt wird.
„Diese Haltestellen bieten dem Fahrgast einen ergänzenden und komfortablen Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr im Kreis“, so Blindert. Was als Pilotprojekt noch als „TaxiBusPlus“ in den Kommunen Dahlem und Bad Münstereifel schon im Mai 2022 startete und nachfolgend auf die Stadt Schleiden und die Gemeinden Blankenheim und Hellenthal ausgeweitet wurde, entwickelte sich jüngst zu einem regulären, festen Bestandteil des Mike-Systems.
Seit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember profitieren nun alle Kommunen im Kreis (Ausnahme: Stadt Euskirchen) von der erweiterten Flexibilität mittels der virtuellen Haltestellen. Mit Kall, Mechernich, Nettersheim, Weilerswist und Zülpich sowie den übrigen Ortsteilen in Bad Münstereifel macht Mike im ganzen Kreis jetzt auch wirklich das, was hinter dem Namen steht: „Mobil im Kreis Euskirchen“.
Insgesamt wurden laut Kreis 241 virtuelle Haltestellen zum Fahrplanwechsel eingerichtet. Davon finden sich 39 in Kall, 98 in Mechernich, 32 in Nettersheim, 19 in Weilerswist und 24 in Zülpich. In Bad Münstereifel kommen 29 Haltestellen hinzu, was eine Steigerung der Haltestellenanzahl von fast 79 Prozent bedeutet, so Blindert.
Dieses Haltestellennetz in den Kommunen ergebe „ein sehr viel dichteres und zugänglicheres Netz für den Fahrgast, zumal die virtuellen Haltestellen teils abseits der Hauptverkehrsachsen und näher an Wohngebieten Platz finden“. So mancher Fahrgast könne sich damit über einen deutlich kürzeren Fußweg bis zur nächsten Einstiegshaltestelle freuen.
Marcel Frank, Geschäftsführer der RVK, ist überzeugt, dass Mike den Linienverkehr mit Bussen dank der digitalen Entwicklungen ausgewogen und sinnvoll ergänzt: „Das klassische System mit Einsatz eines Busses, fester Haltestelle und festem Fahrplan wird durch die digital unterstützten Angebote punktgenau ergänzt. Daher arbeiten wir momentan auch noch an einer Verfeinerung der Buchungssysteme.“
Das Mike-Projekt findet im Übrigen auch überregional Beachtung. Der Kreis Euskirchen hat im Oktober beim bundesweiten Wettbewerb „Zu Hause unterwegs. Mobil in ländlichen Räumen“ mit Mike einen Preis gewonnen und ist dafür vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ausgezeichnet worden.
So geht Mike im Kreis Euskirchen
Über das Online-Buchungssystem oder über die RVK-App kann man Mike buchen, alternativ auch telefonisch über die RVK-Mobilitätszentrale unter Tel. 02441/99454545. Mike muss spätestens 30 Minuten vor der im Fahrplan abgedruckten Abfahrtzeit gebucht sein.
Auch Dauerbuchungen sind möglich. Flyer bieten eine Übersicht über die jeweils an den Standorten vorhandenen virtuellen Haltestellen. Sie sind in Kürze über die Kommunen und den Kreis Euskirchen erhältlich. In den regulären Mini- und Aushangfahrplänen sind die virtuellen Haltestellen aufgrund ihrer Vielzahl nicht enthalten.