Fahrgäste können auf digitalen Displays durch Fahrpläne und Tarifinfos blättern. Für Sehbehinderte gibt es auf Knopfdruck eine Sprachansage.
BarrierefreiheitWarum an Hürther Bushaltestellen der Fahrplan auf Papier ausgedient hat
Beim Hürther Stadtbus haben die auf Papier ausgehängten Fahrpläne und Tarifinformationen ausgedient. Alle 113 Haltestellen mit insgesamt 209 Haltepunkten werden digitalisiert. Ein kompaktes Gerät mit Display zeigt künftig auf Knopfdruck Fahrpläne, Ankunftszeiten und weitere Informationen wie Umgebungskarten an. Sehbehinderte Fahrgäste können sich die Informationen per Knopfdruck auch ansagen lassen. Die ersten digitalen Anzeiger wurden jetzt an der Haltestelle Rathaus/Bürgerhaus in Hürth-Mitte in Betrieb genommen.
Rund 1,8 Millionen Euro kostet das Digitalisierungsprojekt, das zu 90 Prozent über den Zweckverband Go Rheinland vom Land gefördert wird. In Auftrag gegeben haben es die Stadtwerke, umgesetzt wird es in Kooperation mit dem Regionalverkehr Köln (RVK), der den Stadtbus im Auftrag der Stadtwerke betreibt.
Hürth ist Vorreiter bei den digitalen Bushaltestellen
Hürth ist dabei wie bereits bei den Wasserstoffbussen Vorreiter: Der RVK will die digitalen Haltestellen nach Angaben von Geschäftsführer Dr. Marcel Frank demnächst auch in Wesseling und später in Brühl einführen, außerdem im Kreis Euskirchen, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Rhein-Sieg-Kreis. Lieferanten der Displays und Haltestellen sind der schwedische Hersteller Axentia Technologies und die Firma Mabeg aus Soest.
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Ursprünglich sollte schon im Frühjahr vergangenen Jahres mit der Digitalisierung der Haltestellen begonnen werden. Das Projekt sollte auch deutlich günstiger werden. Doch es stellte sich heraus, dass die Geräte wegen zu großer Vandalismusschäden nicht in die alten Dreiecksstelen an den Haltestellen eingebaut werden können. Deshalb werden nun auch sämtliche Stelen an den Haltestellen durch neue Masten ersetzt. Die Stadtwerke haben die Mehrkosten mit knapp 670.000 Euro kalkuliert. Aber auch dafür gibt es 90 Prozent Förderung.
Nach Ansicht von Bürgermeister Dirk Breuer bringt der Austausch der in die Jahre gekommenen Stelen zusätzliche Vorteile. Die neuen Haltestellen gäben ein „ordentlicheres Gesamtbild“ ab und seien leichter instand zu halten. Auch gibt es nun größere Mülleimer, ergänzt Stadtwerkevorstand Stefan Welsch.
Hauptsächlich dient die digitale Haltestelle aber der Barrierefreiheit und dem Komfortgewinn der Fahrgäste. „Wir wollen den Einstieg in den Bus so einfach wie möglich machen und Hürden beseitigen“, erklärt RVK-Geschäftsführer Frank. Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von Go Rheinland, sieht in den digitalen Anzeigern „eines der vielen Puzzleteile, mit denen wir den ÖPNV für die Fahrgäste im Rheinland moderner und komfortabler machen“.
Fahrgäste können in Hürth per Knopfdruck durch Fahrpläne blättern
Die Geräte bestehen aus einer anthrazitfarbenen Metallbox mit vier Knöpfen und einem Schwarz-Weiß-Display, das etwas größer als ein DIN-A4-Blatt ist und wie bei einem Lesegerät für E-Books funktioniert. Das spart Energie und sorgt für gute Lesbarkeit auch in heller Umgebung. Per Knopfdruck kann durch die Hinweistafeln geblättert werden. Auch wann der nächste Bus ankommt, kann in Echtzeit abgerufen werden. Demnächst sollen Angaben über die Busauslastung dazu kommen. Die Fahrgastzähler gibt es bereits in den meisten RVK-Bussen.
Die digitalen Haltestellen kommen ohne Kabel aus. Die Daten werden über das Mobilfunknetz übertragen, der Strom kommt aus Solarpanels, die noch nachgerüstet werden. Mit zwei eingebauten Batterien soll die Laufzeit bei zehn Jahren liegen.
An den großen Verkehrsknoten setzen Stadtwerke und RVK auf andere Anzeiger. Am Busbahnhof wurden bereits neue Farbbildschirme über den Haltebuchten installiert, hinzukommen sollen nach Angaben von Jürgen Wiethüchter, Mobilitätschef der Stadtwerke, noch zwei große Übersichtstafeln an den Kopfenden.
An den Stadtbahnhaltestellen in Efferen, Hermülheim und Fischenich sowie am Bahnhof in Kalscheuren werden jeweils Stelen mit 46-Zoll-Bildschirmen auf beiden Seiten aufgestellt, auf denen auch Videos angezeigt werden können. Die Haltestellen werden nun nach und nach umgerüstet. Bis Ende des Jahres soll das Projekt digitale Haltestelle abgeschlossen werden.