Knapp 11.000 Zuschauer feierten beim Madness-Festival in Zülpich. Dabei waren auch zwei Polizisten – deren Tanzeinlage geht viral.
Follower-Zahl explodiertTanzende Polizisten beim Madness-Festival in Zülpich gehen viral
Neun Sekunden dauert das Video. Mehr als 338.000 Herzchen hat es auf Instagram. Mehr als fünf Millionen User haben das Video von Niklas und Tim angeschaut. Beide sind Polizeikommissare, beide waren beim Into the Madness-Festival in Zülpich im Einsatz. Und beide wurden von Kollegin Christina Specht gefilmt, während sie zu Technobeats die Hüften und den Kopf im Rhythmus bewegen. Oder, wie der 23 Jahre alte Kommissar Niklas es ausdrückt: mitviben.
Eigentlich wollte die Euskirchener Polizei das kurze Video nur nutzen, um zu berichten, dass die mehr als 10.000 Besucher in Zülpich friedlich feierten, es keine besonderen Vorkommnisse gegeben hat. Dann wurden Niklas und Tim, die ihre Nachnamen nicht nennen möchten, selbst zu einer Art besonderem Vorkommnis.
Polizei Euskirchen: Video vom Madness-Festival millionenfach geklickt
Innerhalb weniger Tage ging das Instagram-Video, in der Fachsprache Reel genannt, viral. Früher hätte man gesagt, dass der Schnipsel durch die Decke gegangen ist. Nun eben viral. „Wir können anhand der Kommentare sehen, dass wir mittlerweile Menschen aus ganz Europa erreicht haben“, sagt Specht, die mit Franz Küpper und Kim Lisa Drawe bei der Pressestelle der Euskirchener Polizei eingesetzt ist.
Und die Followerzahl, also diejenigen, die sich regelmäßig für Nachrichten rund um die Euskirchener Polizei auf Instagram interessieren, ist förmlich explodiert. Waren es vor dem Video laut Specht 1200 Follower, sind es nun mehr als 15.000. Shakira hatte recht: Hips don't lie – Hüften lügen nicht.
„Ich glaube, 3000 Klicks kommen von mir“, sagt der Polizeibeamte Niklas schmunzelnd. Nach dem Dienst auf dem Festival habe er zwei Tage freigehabt. „Ich habe nichts anderes getan, als mir die Kommentare anzuschauen und immer mal wieder das Video zu starten“, sagt der Aachener, der sich mit seinem Kollegen bewusst für den Dienst auf dem Festival beworben hat.
„Das macht für uns auch die Arbeit als Polizisten aus. Der Beruf ist unheimlich vielfältig. Und der Dienst war ein Highlight. Nicht wegen des Videos, sondern weil die Menschen vor Ort so nett und aufgeschlossen waren“, sagt der 21 Jahre alte Polizeikommissar Tim, der der Schleidener Wache zugeteilt ist.
Instagram-Reel: Userin findet Hüftschwung des Polizisten „wild“
Mehr als 2000 Kommentare sind unter dem Video zu lesen. Einer hat geschrieben: „Endlich normale Menschen.“ Ein anderer: „Dieser Hüftschwung ist einfach nur wild.“ Aber es gibt auch kritische Stimmen. Eine Userin kommentiert: „Wegen sowas nehmen euch wenige Menschen ernst.“
Tim und Niklas wussten zunächst gar nicht, dass sie von Pressesprecherin Specht gefilmt wurden. „Zunächst habe ich nur Fotos gemacht. Dann kam uns die Idee mit dem Video“, so Specht. Eine Idee, die sich aus Social-Media-Sicht gelohnt hat. „Jeden Monat werden die Posts, also die Veröffentlichungen in den sozialen Netzwerken, vom Innenministerium ausgewertet. Dank des Festivalbeitrags liegen wir im Vergleich nicht ganz so schlecht“, sagt Kollege Küpper augenzwinkernd.
Seit einem Jahr nutzt die Euskirchener Polizei Instagram, um die Menschen im Kreis zu erreichen und sie an der Polizeiarbeit teilhaben zu lassen. Auch auf X (ehemals Twitter) und Facebook ist die Kreispolizei aktiv. Bespielt werden die Kanäle während der normalen Dienstzeiten von der Pressestelle. „Ansonsten werden sie von unserer Leitstelle betreut“, erklärt Küpper. Dabei werde X genutzt, um möglichst schnell die Menschen zu erreichen.
Küpper wird nicht müde, zu betonen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist: „Wir als Polizei stehen für Recht und Gesetz. Das kann und darf man auch im Internet erwarten. Bei Kommentaren, die gegen geltendes Recht verstoßen, leiten wir entsprechende Verfahren ein, verbergen die Kommentare und sperren die Userin oder den User.“ Das sei in der Vergangenheit durchaus vorgekommen.
Euskirchener Polizei nutzt Social Media, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen
Der mit Abstand größte Teil der User halte sich aber an die Nettiquette der Polizei für ihre Social-Media-Plattformen. „Aber natürlich haben wir auch schon mal einen Kommentar gelöscht“, so Küpper. Dies geschehe nicht aus reiner Willkür, sondern weil man als Polizei eben Regeln aufgestellt hat, an die sich die User halten müssen. „Wir lesen jeden Kommentar selbst“, so Küpper.
Die Welt sei bunt und vielfältig. „Deshalb begrüßen wir es sehr, dass die sozialen Netzwerke eine Plattform für Austausch und Diskussion darstellen. Wir freuen uns, auf Facebook, Twitter und Instagram ins Gespräch zu kommen“, sagt der Pressesprecher. Ein Leitsatz der Polizei sei, dass man dort sein müsse, wo die Menschen sind. Die seien mittlerweile sehr viel im Internet unterwegs, deshalb sei es selbstverständlich, dass man als Polizeibehörde im Internet vertreten sei.
Auf den Seiten der Polizei erfahre man Aktuelles zu Einsätzen und erhalte wichtige Informationen aus den Bereichen Kriminalität und Verkehr. Themen, die in den vergangenen Wochen bei den Usern polarisierten, waren laut Specht Posts zur Situation rund um die Geflüchtetenunterkunft in Marmagen und die Aktion „Coffee with a Cop“ vor dem Veybach-Center in Euskirchen.
Vor allem bei aktuellen Großeinsatzlagen oder der Warnung vor sogenannten Fake News, also Falschmeldungen und Gerüchten, arbeitet die Polizei längst mit X, Insta und Co. So sorgte im März 2022 ein Video für Aufsehen, in dem behauptet wurde, ein 16-jähriger Russe sei in Euskirchen erschlagen worden. Das Dementi der Polizei – aufgeteilt in drei Tweets – wurde laut Auswertung des Innenministeriums tausendfach retweetet und liegt nach wie vor auf Platz eins der internen Click-Hitliste.