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Grillfest statt Ausfahrt250 Biker waren zum Gottesdienst nach Breitenbenden gekommen

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Die Motorräder stehen auf der rechten Seite vor dem Altar. Auf der anderen Seite sitzen die Fahrer.

Mit 160 Motorrädern waren die Besucher nach Breitenbenden gekommen. Die Helme werden immer zum Kreuz zusammengelegt.

Weil der Zielort kurzfristig abgesagt hatte, mussten rund 250 Biker, die am Mogo in Breitenbenden teilnahmen, auf ihre Ausfahrt verzichten.

Einen ungewöhnlichen Motorradgottesdienst erlebten die rund 250 Besucher, die zu der Traditionsveranstaltung auf dem Dorfplatz in Breitenbenden gekommen waren. Zum ersten Mal blieben bei der 25. Ausgabe des Mogo, wie der Gottesdienst liebevoll abgekürzt wird, alle 160 Fahrzeuge am Ort, die Ausfahrt fiel aus.

Den Grund erläuterte Ansgar Kienoth vom Organisationsteam: Der Zielort, zu dem der Motorradkorso hinfahren sollte, habe kurzfristig abgesagt. „Die Nachricht kam so spät, dass wir keine Ersatzlocation mehr finden konnten“, sagte er. So machte das Team aus der Not eine Tugend: Statt sich auf den Weg durch die Eifel zu machen, blieben die Motorradfahrer einfach vor Ort, wo die Breitenbendener Vereine einen Grill aufgestellt hatten und sich um die Verpflegung der Biker kümmerten.

Polizei suchte auch in Breitenbenden den Kontakt zu den Motorradfahrern

Quasi arbeitslos waren dadurch die Fahrer der Vereinigten Motorradstaffeln, die die Absicherung des Korsos übernehmen sollten. Doch die vier Biker nutzten die Gelegenheit, um sich den Anwesenden vorzustellen. „Wir begleiten gemeinnützige Korsos, immer in Abstimmung mit den Behörden“, sagte Norbert Rymus. Rund 40 Motorradfahrer stünden insgesamt dafür bereit.

Mit der Polizei im Gespräch „Kennengelernt haben wir uns im Ahrtal nach der Flutkatastrophe“, berichtete Frank Voegeler. Damals seien die Motorradfahrer mit ihren Maschinen oft als erste in die zerstörten Orte gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Dort sei die Idee entstanden, diese Arbeit über einen Verein zu organisieren.

Die Mitglieder der Motorradstaffel sind an ihren gelben Westen zu erkennen.

Die Motorradstaffel hätte eigentlich den abschließenden Korso absichern sollen, der allerdings in diesem Jahr ausfiel.

Da der Verkehrsdienst der Polizei, der sonst immer den Abschlusskorso begleitet hatte, nicht vor Ort war, hatten Anke Weber und Julia Braun von der Verkehrsunfallprävention der Euskirchener Polizei die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, Kontakt zu den Motorradfahrern zu bekommen. „Wir wollen den Schulterschluss mit den Motorradfahrern“, betonte Weber auch vor dem Hintergrund, dass dieses Jahr bereits sechs Motorradfahrer im Kreis Euskirchen bei Unfällen gestorben sind.

Kurven der Eifelstraßen wurden zu den Kurven des Lebens

„Wir wollen uns mit den Motorradclubs zusammensetzen“, so Weber. Zwei Themen seien wichtig: Zum einen die richtige Bekleidung und die Sichtbarkeit, zum anderen die Angebote des Instituts für Zweiradsicherheit. „Viele Motorradfahrer setzen sich nach dem Winter auf ihre Maschinen und fühlen sich sicher, obwohl sie sich wieder an ihr Motorrad gewöhnen müssten“, so Weber. Jedoch sagt sie auch, dass in der Unfallprävention oft nur die Motorradfahrer erreicht werden, die ohnehin vernünftig fahren. „Die sollen aber Multiplikatoren sein“, so die Polizistin.

Ein Bild aus der Motorradwelt hatte der motorradaffine Pfarrer Hardy Hawinkels, von Anfang an geistlicher Begleiter des Gottesdienstes, gewählt: Die Kurven der Eifelstraßen wurden zu den Kurven des Lebens – das sei genau wie die Straßen nicht immer geradlinig. Damit traf Hawinkels den Nerv der Besucher.

Der Pfarrer hat sich heute einen Kardinalstuhl in Rom verdient.
Manuel Braunewell

„Ich bin zum ersten Mal hier, aber ich finde das super“, sagte Winfried Züll aus Mechernich. Er sei aus der Kirche ausgetreten, aber mit Gott und dem Glauben habe er kein Problem. Deshalb sei er auch hier.

Aus Zülpich waren Manuel Braunewell und Nele Schmittmann gekommen. Beide sind regelmäßige Gottesdienstbesucher, doch so etwas draußen zu erleben, sei gut. „Mein Vater war 2019 zum ersten Mal mit mir hier“, sagte Braunewell. Seitdem sei der Termin in seinem Kalender fest vermerkt. Völlig begeistert war Friedhelm Bolz aus Grevenbroich. „Der Pfarrer hat sich heute einen Kardinalstuhl in Rom verdient“, schwärmte er. Seit etwa 15 Jahren komme er mit seiner Frau mit dem Auto, um Hawinkels beim Motorradgottesdienst zu erleben.

Spenden der Fahrer gehen in diesem Jahr an ein Kinderheim

Der hätte in diesem Jahr allerdings auch dann auf die Ausfahrt verzichten müssen, wenn sie stattgefunden hätte: „Ich musste mit dem Auto kommen, denn heute Morgen ist meine Maschine nicht angesprungen.“ Leider habe er in diesem Jahr noch keine Gelegenheit zum Motorradfahren gehabt. „Aber es macht immer noch Spaß“, sagte Hawinkels.

Die Spenden der Fahrer gehen in diesem Jahr an das Kinderheim Dr. Dawo aus Rheinbach, in dem behinderte Kinder betreut werden. „Wir versuchen seit vielen Jahren, dass unsere Kinder einmal in Urlaub fahren können“, sagte Jennifer Mangold, die den Kontakt hergestellt hatte. Sie ist in Breitenbenden aufgewachsen und kennt den Motorradgottesdienst seit langem.


Mofatreffen in Vussem

Auf zwei Rädern, aber mit kleinerem Hubraum, geht es am nächsten Wochenende in Vussem weiter. Dann veranstalten die „Evil Eichhorns“ auf dem Vussemer Sportplatz ihr „Mofest“. Rund 15 Mofa- und Mopedclubs, die dort ihre Zelte aufschlagen, werden ab Freitagabend zu dem Treffen erwartet.

Gleich zwei Rallyes werden am Samstag, 31. August, ab 15 Uhr stattfinden. Während der Junggesellenverein Vussem für die nichtmotorisierten Anwohner eine Rallye durch Vussem vorbereitet hat, machen sich die Mofas und Mopeds auf eine Rallye-Tour durch die Eifel. Ab 19 Uhr spielt die Rock-Coverband „Rat Bat G“ aus Mönchengladbach. Am Sonntagmorgen machen sich die Mofafahrer nach einem Frühstück wieder auf die Heimreise.