Die Löschgruppe der Kernstadt Mechernich feierte am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen. Nicht immer stand sie so gut da wie heute.
Brände, Unwetter, FlutDie wechselvolle Geschichte der Mechernicher Feuerwehr
Viele Besucher lockte am Sonntag das Stadtfeuerwehrfest in Mechernich zum Feuerwehrgerätehaus. Mit einer besonders großen Ausstellung von historischen und aktuellen Fahrzeugen würdigte die Löschgruppe Mechernich ihr 125-jähriges Bestehen. Auch das THW beteiligte sich mit einigen ihrer Fahrzeuge.
Die Veranstaltung eröffnete Pastor Erik Pühringer, der mit den Gläubigen im Feuerwehrgerätehaus eine Messe feierte – also dort, wo sonst die roten Fahrzeuge einsatzbereit stehen.
Nicht alle Wagen hatten die Wehrleute in die Ausstellung einreihen können, die auf der für das Fest gesperrten L 61 aufgestellt waren. Die Drehleiter etwa war wegen Wiederaufflammens des Brandes in Weyer dort im Einsatz.
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Einen Überblick über die Geschichte der Löschgruppe gab deren Leiter Hussein Yassine. Verglichen mit anderen Wehren im damaligen Kreis Euskirchen sei dies eine relativ späte Gründung gewesen. Yassine erinnerte an den 25. Juni 1898, an dem in der Gastwirtschaft Schumacher, die Auf der Ley gelegen war, die Löschgruppe ins Leben gerufen wurde.
Damals meldeten sich 28 Männer zum Dienst in der Feuerwehr. Viele Wehrleute seien aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurückgekehrt, sodass Personalmangel geherrscht habe und die Bevölkerung die Feuerwehr unterstützen musste.
Die größte Bewährungsprobe habe es am 28. Mai 1928 gegeben, als eine Waldfläche von rund 30 Morgen, etwa 75 000 Quadratmeter, in Flammen stand. Überörtliche Hilfe wurde angefordert, sodass auch Feuerwehrmänner aus Euskirchen und 100 von der französischen Besatzungsbehörde zur Verfügung gestellte Infanteristen bei den Löscharbeiten halfen.
Während des Zweiten Weltkriegs seien die Wehrmänner zum Dienst verpflichtet worden, so Yassine. Nach dem Krieg habe es nur noch acht Freiwillige Feuerwehren gegeben – mit insgesamt 52 Wehrleuten. In Mechernich gab es nur noch eine defekte Motorspritze mit Zubehör und diverse Kleinmaterialien. Erst 1946 war die Löschgruppe wieder voll einsatzbereit.
Mechernicher Bürgermeister Schick würdigt Einsatz bei Flutkatastrophe
Heute sind im Stadtgebiet 15 Löschgruppen aktiv. Große Einsätze wie die Scheunenbrände in Lückerath 1950, die Folgen eines Unwetters 1960, der Brand einer Lackiererei in Obergartzem 2000, der Waldbrand am Altus Knipp und die Fluteinsätze 2016 und 2021 stellten die Wehr auf die Probe, so Yassine.
„Was hätten wir 2016 und 2021 ohne die Feuerwehr gemacht!“, lobte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick die Wehrleute. Zahlenmäßig habe Mechernich die größte Wehr im Kreis. Von der Menge der Einwohner her stehe Mechernich immer kurz davor, eine hauptamtliche Wehr vorhalten zu müssen. Allerdings seien alle in der Stadt froh über die Lösung mit der Freiwilligen Feuerwehr.
Eine Urkunde von NRW-Innenminister Herbert Reul zum 125-Jährigen übergab Mechernichs Feuerwehrchef Jens Schreiber an den Löschgruppenleiter. Das Feuerwehrehrenkreuz des Feuerwehrverbandes in Silber verlieh Kreisbrandmeister Peter Jonas an den stellvertretenden Leiter der Mechernicher Feuerwehr, Claus Möseler. „Glückwunsch an die Bevölkerung, dass ihr so eine Feuerwehr hier habt“, sagte er.
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul beglückwünscht Mechernicher Wehr
Als Attraktion hatte die Löschgruppe den Brandschaucontainer der Werksfeuerwehr aus dem Chemiepark Knappsack vor Ort. „Hier kann der richtige Umgang mit Feuerlöschern geübt werden“, sagte Sebastian Koppe, der mit Tom Güster die Vorführungen leitete. Dabei wurde allerdings mit Wasser gelöscht, während meistens Pulverlöscher vorgehalten würden. Die hätten allerdings einen Nachteil, so Koppe: „Das Feuer ist dann zwar aus, man kann aber trotzdem renovieren, weil das Pulver in alle Ritzen dringt.“
Nicht nur der dreijährige Piet Reiche durfte sich in der Handhabung des Löschers üben, auch Oskar Asvany, Trompeter der Bergkapelle, die das Fest begleitete, interessierte sich dafür: „Ich habe das noch nie gemacht“, gestand er. Mit wenigen Wasserstößen löschte er das Gasfeuer.
Der Feuerwehr-Nachwuchs zeigte in Mechernich, was er drauf hat
Zum Stadtpokal traten acht Mannschaften der Jugendfeuerwehr Mechernich an. Damit konnte sich die stärkste Jugendfeuerwehr im Kreis über eine gute Beteiligung freuen.
In fünf Disziplinen maßen sich die Teilnehmer. So mussten Schläuche richtig ausgerollt und an eine Pumpe angeschlossen werden. Dazu mussten sie ihre Kenntnisse in der Gerätekunde unter Beweis stellen und verschiedene Knoten knüpfen.
Eine Strecke von 112 Zentimetern musste aus verschiedenen, extra dafür gesägten Holzteilen zusammengelegt werden. Auch das horizontale Stapeln von Getränkekisten forderte bei sommerlichen Temperaturen die Jugendlichen. Am Ende hatte eine Mannschaft des Löschzuges 4, der aus Weyer, Vussem und Eiserfey besteht, die Nase vorn und gewann somit den Stadtpokal. (sev)