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Einsatz nach der FlutEin Held der Steinbachtalsperre: Hubert Schilles ist gestorben

Lesezeit 3 Minuten
Zwei grauhaarige Männer, Hubert Schilles und Herbert Reul, unterhalten sich.

Persönlicher Dank statt großem Bahnhof: Innenminister Herbert Reul (r.) besuchte Hubert Schilles in Floisdorf.

Hubert Schilles aus Mechernich-Floisdorf hat nach der Flutkatastrophe 2021 den Grundablass der Steinbachtalsperre freigebaggert.

Unzählige Helden hat die Flutkatastrophe 2021 hervorgebracht – viele von ihnen wollen sich selbst keinesfalls als solche betrachten. Dazu gehörte auch Hubert Schilles. Der Mann, der den Grundablass der Steinbachtalsperre freigebaggert und so maßgeblich dazu beigetragen hat, die Orte unterhalb des Damms vor einer noch größeren Katastrophe zu bewahren. Am Sonntag ist Hubert Schilles im Alter von 70 Jahren infolge einer Erkrankung gestorben.

Es waren Tage zwischen Hoffen und Bangen: Hält der Damm der Steinbachtalsperre? Am Abend des 14. Juli war es zum Kronenstau gekommen. Bis zu 120.000 Liter Wasser pro Sekunde hatten sich ins Tal ergossen, tiefe Furchen in die Luftseite des Damms gezogen, den Grundablass mit Geröll verschüttet. Feuerwehr, THW und Bundeswehr kämpften darum, den Damm zu sichern. Doch die Pumpenleistung reichte nicht aus: Der Grundablass musste freigelegt werden.

Hubert Schilles arbeitete unter der Dammkrone der Steinbachtalsperre

Hubert Schilles machte sich auf den Weg. 18 Meter unter der Dammkrone arbeitete er mehrere Stunden mit einem 30-Tonnen-Bagger. Diesen Job, die Gefahr und die Verantwortung wem anders zu übertragen, wäre für ihn nicht infrage gekommen. Angst habe er nicht gehabt, sagte Schilles später, in Lebensgefahr habe er sich auch nicht gesehen: Er habe sich zweimal gesegnet, bevor er losgefahren sei.

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Großes Aufhebens um seine Person wollte Schilles infolgedessen nicht gemacht wissen, Ehrungen ohnehin nicht. Als selbstverständlich betrachtete er es, zu helfen, wenn Hilfe nötig ist. Gerade mit dieser Haltung hat Schilles die Menschen nachhaltig beeindruckt. NRW-Innenminister Herbert Reul etwa. Anstelle eines Wahlkampf-Endspurts machte sich Reul am Samstag vor der NRW-Landtagswahl 2022 auf den Weg nach Floisdorf, dem Heimatort von Schilles, um sich zu bedanken. Ohne Ehrungen, ohne Tamtam – ganz bodenständig bei „Reemchestaat“ und Kaffee am Besprechungstisch im Büro des Tiefbauunternehmens, das Hubert und sein Zwillingsbruder Peter Schilles betreiben.

Schilles war dann auch der Einzige, den Reul in seiner Rede zum ersten Jahrestag der Katastrophe am Euskirchener Kreishaus namentlich würdigte. Und die Ehrungen ließen sich auch nicht vermeiden. Einen Flutengel erhielt Schilles von seiner Heimatstadt Mechernich. Und Ministerpräsident Hendrik Wüst würdigte ihn 2023 mit einer der höchsten Auszeichnungen des Landes: der Rettungsmedaille.

Die erhielten auch Wolf-Christian Lorenz und Carsten Bönsch, die an jenem Nachmittag im Juli 2021 an der Steinbachtalsperre den nicht mehr funktionierenden elektrischen Schieber manuell betätigten. Die drei Männer verbindet nicht nur der Einsatz an der Steinbach, sondern die Haltung, gar nichts Besonderes gemacht zu haben.


Die Beisetzung findet am kommenden Samstag, 16. November, auf dem Floisdorfer Friedhof statt. Die Aufbahrung auf dem Firmengelände ist ab 10 Uhr vorgesehen, die Prozession zur Pfarrkirche ab 10.30 Uhr. Dort beginnen die Exequien um 11 Uhr.