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NikolauskonzertDie Band „Von Stülp Revival“ spielte im Mechernicher Gardestüffje auf

Lesezeit 4 Minuten
Eine Band aus vier älteren Herren steht eng beieinander in einer Kneipe und macht Musik.

„Von Stülp Revival" beim Konzert zur Weihnachtszeit im Mechernicher Gardestüffje: Frank Weichmann (v.l.), Erik Guicharit, Günther Rau und Willi Schmitz. Krankheitsbedingt spielte Rainer Pütz nicht mit.

Gut abgehangene Rock-Oldies zum Mitsingen bot die Band „Von Stülp Revival“ bei ihrem traditionellen Konzert am Jahresende.

Seit fast 51 Jahren gibt es die Musikgruppe „Von Stülp“ – einst als Schülerband in Mechernich gegründet, heute eine auf Rock- und Popmusik-Oldies der 60er- und 70er-Jahre spezialisierte Coverband. Genauer: die Mechernicher Hausband schlechthin. Jetzt gaben die Musiker ihr traditionelles Nikolauskonzert in der Mechernicher Gaststätte Gardestüffje.

Frank, Günther, Rainer, Eric und Willi: Mit diesen fünf Vornamen verbinden viele Ü60-Jährige und Oldie-Fans die Band „Von Stülp“. Seit der Neugründung 1993 heißt die Gruppe „Von Stülp Revival“. Treue Anhänger hat sie seit Jahrzehnten.

So war es kein Wunder, dass beim Nikolauskonzert um das letzte verbliebene Gründungsmitglied, Keyboarder Willi Schmitz, vor allem die etwas Älteren das Publikum bildeten. Doch was heißt das schon? „Wir sind noch da, und wir spielen einfach immer weiter. Solange das auch die Rolling Stones tun, auf jeden Fall“, konterte Willi Schmitz die Frage, wann es denn mal gut sei. Zeit – die wird bei 51 Jahren Bandgeschichte relativ.

Die Mechernicher Band spielte anfangs Stimmungs- und Tanzmusik

1973/74 als Schülerband am Mechernicher Gymnasium gegründet, spielte „Von Stülp“, wie sich die Gruppe nach einem nicht mehr rekonstruierbaren alkoholreichen Abend in Südfrankreich nannte, zunächst, was gewünscht war: Stimmungs- und Tanzmusik. „Schöne Maid, hast du heut' für mich Zeit…“ – solche Sachen, die Musiker dabei mit schulterlangen Haaren.

Nach einigen Musikerwechseln und der Neugründung an Pfingsten 1993 auf einem Oldtimertreffen bei Urft, machte man keine Kompromisse mehr. Wo vorher Tingeltangel-Liedchen auf der Setliste standen – aber auch schon die Beatles und Neue Deutsche Welle, und das bis heute – kommt seitdem immer mehr musikalisch gut Abgehangenes und gut Gecovertes dazu: Creedence Clearwater Revival, Joe Cocker oder Deep Purple.

Sechs ältere Herren stehen zusammen und lachen in die Kamera.

51 Jahre und kein bisschen leise: Rainer Pütz (v.l.) , Günther Rau, Willi Schmitz, Erik Guicherit, Frank Weiermann und Ex-Stülper Burkhard Groß.

„Seit der Neugründung spielen wir die Musik, die wir immer spielen wollten“, so Willi Schmitz. Anders ausgedrückt: Hätte „Von Stülp“ vorher „Smoke on the water“ von Deep Purple mit einem der berühmtesten Gitarrenriffs der Rockgeschichte von Ritchie Blackmore als Einstieg gespielt, „wären wir aus dem Festzelt geflogen“. Doch die Band wollte damals schlicht Geld verdienen, der im Repertoire stetig ansteigende Anteil der guten alten Rock- und Popmusik war ein Nebeneffekt.

Gut zehn Jahre der jüngeren Bandgeschichte hat auch Manfred aus Mechernich mitbekommen. Er wohnt unweit des Gardestüffjes, dem die Band schon einige Songs gewidmet hat, so oft und gerne ist man schon in der engen Bühnenecke der Kneipe aufgetreten.

Seit mehr als zehn Jahren ist „Von Stülp“ hier live in der Vorweihnachtszeit zu Gast, seit mehr als zehn Jahren hört ihnen auch Manfred zu. Die Band gehöre in Mechernich eben einfach dazu, erst recht in der Hauskneipe der Musikgruppe, meint Werner nur. Er kenne die Band seit Jahrzehnten: „Meine Frau war mit Willi Schmitz im ersten Abi-Jahrgang des damals neuen Mechernicher Gymnasiums am Turmhof.“

Kneipier Adi Sechtem kennt die Band seit den 1970er Jahren

Auch Kneipier Adi Sechtem kennt Schmitz seit mehr als 50 Jahren: „Als wir 1972 die Prinzengarde gegründet haben, da hat die damalige Schülerband – noch bevor sie ‚Von Stülp‘ hieß – schon bei unseren Veranstaltungen gespielt, und seitdem viele Jahre“, so Sechtem. Was er die Jahre über beobachtet hat, und was auch Von-Stülp-Mitgründer Willi Schmitz in einer Konzertpause betont, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Musikern: „Das ist eben nicht nur eine Band, es ist auch eine Familie“, so Schmitz.

Er begrüßt gleich einen derjenigen, der zwischenzeitlich direktes „Familienmitglied“ war und es immer noch ist: Burkhard Groß ist mit seiner Frau an diesem Abend eigens aus seinem Wohnort in Baiersbronn im Schwarzwald nach Mechernich angereist und freut sich auf das Wiedersehen mit den Musikerkollegen.

Als „Vorheizer“ bei der Oldie-Nacht aufgetreten

Ab 1974 und bis 1988 war er bei „Von Stülp“ dabei, danach „immer mal wieder“. Was ihm diese „Familie“ bedeutet? „Es ist nicht nur die unglaublich gute Stimmung untereinander, es ist auch die Tatsache, dass wir uns immer einig waren, was wir spielen wollen“.

So spielen „Von Stülp Revival“ am Vorabend des dritten Advent und am Ende ihres Jubiläumsjahres, das mit einem großen Konzert in der Mechernicher Kneipe Magu begann und sich mit einem Auftritt als „Vorheizer“ bei der Oldie-Nacht fortsetzte, das, was sie einfach können: gecoverte berühmte Rock-Oldies mit hohem Wiederkennungswert, teils zum Mitsingen. Und keine „Schöne Maid“.

Dass das Nikolauskonzert dabei zum zweiten Mal mit Verspätung stattfindet – dafür zeichnen die Zipperlein der etwas älteren Herren des „Buena Vista Social Club“ von Mechernich verantwortlich.