Euskirchen – Auch im Pandemiejahr 2020 stand die Verbraucherzentrale den Menschen im Kreis mit Rat zur Seite. Sie beriet beim Stornieren von Reisen und finanziellen Engpässen, warnte vor Online-Kriminellen und unseriösen Notdiensten. Monika Schiffer, Leiterin der Euskirchener Beratungsstelle, hat nun den Jahresbericht der Verbraucherzentrale im Kreishaus vorgestellt.
Verbraucherzentrale im Kreis Euskirchen muss vor allem bei Reise-Stornos helfen
Urlaubsziele wurden zu Gefahrengebieten erklärt, Hotels zu Quarantänezonen. Im vergangenen Jahr interessierten sich viele Verbraucher vor allem dafür, ob der geplante Urlaub überhaupt stattfinden kann. „Die Reiseveranstalter haben oft gar nicht reagiert oder die Rückzahlungen verweigert“, sagt Schiffer. „Das hat kaum irgendwo geklappt.“
Gerade zu Beginn der Pandemie hätten die Verbraucherzentrale deshalb Anfragen zum Thema Reisen erreicht. Aus Schiffers Sicht ist das verständlich: Eine Familie mit Kindern könne auf Kosten von 8000 bis 10 000 Euro für einen Urlaub kommen, erläutert sie. „Mir war gar nicht bewusst, wie viel Geld Leute für ihren Urlaub ausgeben.“
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das: In 50 Fällen schaltete sich die Verbraucherzentrale ein – und holte fast 56 000 Euro für die Verbraucher zurück. Das ist mehr als ein Drittel des Betrages, den die Euskirchener Beratungsstelle für die Verbraucher erstritt.
Flüge stornieren: Verbraucher schlecht informiert
Die Kosten der Flüge sind in die Zahlen nicht mit eingerechnet. „Beim Thema Flüge haben wir gemerkt, wie uninformiert deutsche Verbraucher sind“, sagt Schiffer. Denn der Vertragspartner sei in diesem Fall nicht das deutsche Vermittlungsbüro, sondern die Fluggesellschaft. Und wenn die ihren Sitz im Ausland habe, sei es schwer, sein Geld zurückzuholen – vor allem dann, wenn kein EU-Recht gelte.
Weil sich während der Pandemie der Handel ins Internet verlagerte, kam es auch dort zu Problemen. Besonders Online-Kriminelle machten den Leuten das Leben schwer. Fake Shops lockten mit Schnäppchen– und sahen oft nicht nur täuschend echt aus, sondern verwendeten auch Daten und Layouts von seriösen Online-Warenhäusern.
Auch echte Shops gerieten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und brauchten länger als versprochen für Lieferungen. Das sorgte für zahlreiche Beschwerden bei der Verbraucherzentrale. „Das ist rechtswidrig. Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und einhalten“, erläutert Verbraucherschützerin Schiffer. Sie hat einen Tipp, wie sich unschöne Kauferlebnisse vermeiden lassen.
Sie rät vor dem Kauf zu intensiver Recherche. Auch sie bestelle online bei Shops, die sie nicht kenne. „Wenn dort nur Vorkasse angeboten wird, kaufe ich aber nur für geringe Beträge. Das Wichtigste ist: Man muss sich des Risikos bewusst sein, dass das Geld im schlimmsten Fall weg ist.“
Der Jahresbericht in Zahlen
Um 3808 Anliegen von Verbrauchern kümmerte sich die Euskirchener Beratungsstelle im vergangenen Jahr. 2086 Mal davon beriet sie die Verbraucher in Rechtsfragen.
Verloren gegangen wäre den Verbrauchern ein Betrag von 140 027 Euro, wenn die Verbraucherzentrale sie nicht rechtlich unterstützt hätte. Sie bekamen ihr Geld zurück oder mussten die Forderungen der Unternehmen nicht begleichen.
Mehr als ein Drittel des Betrags entfiel auf das Thema Reisen. Freizeitthemen waren ohnehin häufigster Beratungsschwerpunkt.18 Prozent der Anfragen entfielen auf Reisen und Veranstaltungen wie Konzerte. Auch Stornierungen von Fitnessstudio-Mitgliedschaften fielen unter diesen Punkt. Auf Platz zwei folgten mit 17 Prozent Anfragen zu Dienstleistungen. Auf Platz drei lagen mit 16 Prozent Anfragen zu Konsumgütern. (maf)
Thema Sofortkredite beschäftigte Verbraucherzentrale im Coronajahr 2020
Im Internet drohte den Verkäufern aber auch noch eine andere Gefahr. „Uns haben auch viele Anfragen zum Thema Sofortkredite erreicht“, sagt Schiffer. Viele Angebote im Internet seien irreführend oder sogar gezielter Betrug. Dubiose Unternehmen würden statt eines schufafreien Darlehens kostenpflichtige Prepaid-Karten anbieten – und hätten auf die Vergabe von Krediten ohnehin gar keinen Einfluss, weil sie nur Mittler zwischen Geldgebern und Verbrauchern seien.
Betroffen gewesen hiervon seien vor allem junge Leute, Senioren und Migranten.Doch auch offline lauerten in der Pandemie Betrüger und Abzocker auf ahnungslose Opfer. Notdienste wie Schlüsseldienste, Rohrreiniger und Schädlingsbekämpfer verlangten nicht selten Wucherpreise von mehreren hundert Euro für ihre Leistungen.
Hier gab die Verbraucherzentrale zum Weltverbrauchertag mit der Kreispolizeibehörde ebenfalls Hilfestellung. Schiffers Rat: „Auch in einer Notsituation sollte man sich vorher informieren. Wenn das Geld einmal geflossen ist, kommt es selten zurück.“