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RübenkampagneVergilbungskrankheit bereitet Euskirchener Bauern Sorgen

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Ruebenkampagne

Wenn die Knolle gelb wird, ist Gefahr im Verzug. Das weiß Andreas Gehlen von Pfeifer & Langen, der auf die hellen Nester zeigt.

Euskirchen – Seit genau einer Woche tuckern die Rübenernter wieder über die Felder und beliefern das Euskirchener Werk von Pfeifer & Langen. Das Unternehmen feiert jetzt nach eigenem Bekunden ein „zuckersüßes Jubiläum“. Seit 1870, also seit 150 Jahren, „ist natürlicher Zucker unsere Leidenschaft“, heißt es. Doch zwei Faktoren trüben den Geburtstag und den Start in die neue Zuckerproduktion.

Zum einen hat die Trockenheit die Erträge im Gebiet rund um Euskirchen vermindert. Die Rüben haben zwar einen höheren Zuckergehalt als in niederschlagsreichen Jahren, doch der gleicht den Masseverlust nach Angaben von Wilhelm Oberdieck, Standortleiter kaufmännische Verwaltung, nicht aus. Das zweite Problem ist biologischer und politischer Natur. Viren, die durch Blattläuse übertragen werden, verursachen die Vergilbungskrankheit.

Grüne Pfirsichblattläuse tragen das Virus in sich

Wurde bis 2018 das Saatgut mit Neonicotinoiden ummantelt, um den Befall mit Blattläusen zu verhindern, ist das auch für Bienen schädliche Insektizid inzwischen EU-weit verboten. „Auch die milden Winter leisten ihren Beitrag für die Verschlimmerung,“ berichtet Andreas Gehlen, der im Euskirchener Werk Anbauberater ist: „Die Population der Läuse wird durch Frost nicht mehr reduziert.“ Grüne Pfirsichblattläuse tragen das Virus in sich und seien die Hauptverursacher der Erkrankung. Auch die Schwarze Bohnenblattlaus, die noch früher die jungen Rübenpflanzen befällt, sorge für die Verbreitung der Vergilbungskrankheit.

An den gelben Stellen auf den Feldern kann man die Nester ausmachen. Früh befallene Rüben bleiben bis zu 50 Prozent kleiner, so Gehlen. Das habe zum Teil erhebliche Ausfälle zur Folge. Ein späteres Spritzen der Pflanzen mit anderen Mitteln verursache Kosten zwischen 100 und 200 Euro pro Hektar, da man größere Mengen benötige: „Warum wir das Saatgut nicht mehr behandeln dürfen, kann mir keiner erklären.“ Gehlen betont, dass Bienen dadurch nicht gefährdet würden.

Nach Angaben des Anbauberaters gibt es Landwirte, die vor dem Hintergrund der Ernteausfälle überlegten, ob sich der Anbau von Zuckerrüben überhaupt noch lohnt. Das Institut für Zuckerrübenforschung an der Universität Göttingen beschäftigt sich seit drei Jahren mit der Entwicklung virus-resistenter Sorten. Bisher erfolglos, wie auf der Internetseite zu lesen ist.

Das Unternehmen

Seit 150 Jahren setzt Pfeifer & Langen auf Zucker aus der Rübenproduktion. Einige Zahlen zum Unternehmen, das in der Kreisstadt Euskirchen ein Werk hat.1785 Millionen Tonnen Rübenzucker produzierte Pfeifer & Langen europaweit 2019/20.800 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr.2442 Mitarbeiter sind für Pfeifer & Langen europaweit tätig – Stand 2019. (pws)

Oberdieck bemängelt, dass in der EU keine fairen und gleichen Bedingungen herrschten. Manche Länder praktizieren die gekoppelte Direktzahlung. So würden Landwirte mit einem flächenbezogenen Pauschalbetrag für den Rübenanbau unterstützt. Der Rübenbauer kassiere eine Pauschale in Höhe von bis zu 600 Euro pro Hektar. Außerdem gestatten einige Länder die hier verbotene Saatgutbehandlung durch Ausnahmeregelungen. Damit sei der Rübenanbau in diesen Ländern lukrativ, während die deutschen Anbauer immer mehr unter Druck gerieten. Das sorge beim ohnehin schon niedrigen Zuckerpreis für Wettbewerbsverzerrungen.

In diesem Jahr steht die heimische Zuckerproduktion aus Rüben noch nicht auf der Kippe. Im Euskirchener Werk wird wieder eine Menge Zucker produziert, die wohl ausreicht, den Jahresbedarf von fast fünf Millionen Verbrauchern zu decken. Doch was passiert, wenn sich Landwirte aus dem Anbau verabschieden? Das Unternehmen versucht, den Rübenbauern mit Abnahmegarantien und stabilen Preisen Planungssicherheit zu verschaffen. „Langfristig benötigen die Rübenproduzenten aber faire Wettbewerbsbedingungen in Europa und einheitliche Regularien“, so Hermann Schmitz, Leiter Landwirtschaft von Pfeifer & Langen.

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Die Mitarbeiter des Euskirchener Werks haben unterdessen die vergangenen Monate damit verbracht, Maschinen instand zu setzen, Energiesparmaßnahmen durchzuführen und alles für die Rübenverarbeitung vorzubereiten. Jetzt geht es in den viergeteilten Schichtbetrieb. Besuchergruppen können in diesem Jahr allerdings nicht ins Werk. „Wir tun alles, um Corona-Infektionen zu verhindern,“ so Oberdieck.