Bei einer Infoveranstaltung in Schleiden-Oberhausen über den geplanten Hochwasserschutz wurde deutlich, wie stark das Thema Hochwasser noch immer präsent bei den Menschen in Schleiden ist. Die Maßnahmen dauern noch Jahre.
FlutkatastropheUmsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes in Schleiden dauert Jahre
Neun Tote, Hunderte körperlich und seelisch Verletzte, gewaltige Zerstörungen in der öffentlichen Infrastruktur und bei privaten Wohngebäuden: Die Bilanz der Flutkatastrophe des 14./15. Juli 2021 ist und bleibt erschreckend.
Wie stark das Thema Hochwasser noch immer präsent bei den Menschen in Schleiden ist, war am Montagabend zu sehen. Rund 55 Teilnehmer waren in den Dorfsaal nach Oberhausen zur ersten Informationsveranstaltung der Stadt Schleiden über die Hochwasserschutzmaßnahmen gekommen. In mehrere Abschnitte hatte Bürgermeister Ingo Pfennings, die Veranstaltung unterteilt.
So informierte er nicht nur über das interkommunale Hochwasserschutzkonzept und die „Sofortmaßnahmen“, deren Umsetzung bisweilen Jahre dauert, sondern auch über die Pläne zum Wiederaufbau in Oberhausen und über Möglichkeiten für Hausbesitzer, die Gebäude in Eigeninitiative vor Hochwasser zu schützen. Auf einer Visualisierung des Hochwassers im Schleidener Tal wurde deutlich, dass die Grenze eines 1000-jährlichen Hochwassers in vielen Fällen übertroffen worden war.
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Gesprächstermine bei Bedarf
Mit Astrid Lauscher, Elisabeth Frauenkron und Norbert Niebes waren auch Mitarbeiter des Hilfszentrums in Gemünd zur Versammlung gekommen, um bei Bedarf Gesprächstermine anzubieten und bei der Erstellung von Fluthilfeanträgen zu helfen. Wenig Neues hatte Dr. Torsten Rose vom Wasserverband Eifel/Rur. Bis Ende des Jahres 2025 werde es dauern, bis die Planungen für das interkommunale Hochwasserschutzkonzept abgeschlossen seien. Es sei aufwendig, Modellrechnungen und Simulationen zu erstellen, da zuerst alle hydrologischen und geologischen Parameter geklärt sein müssten. Erst dann könne geplant werden. Auch den möglichen Bau der Platißtalsperre sprach Rose an.
Aktuell sei eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, Ergebnisse sollen Mitte 2023 vorliegen. Möglich seien ein Einzelbecken oder eine Serie von Kaskaden. Für Urft und Olef seien 40 Sofortmaßnahmen ausgearbeitet worden, die in besonders betroffenen Gebieten im Falle eines weiteren Hochwassers Entlastung schaffen sollten. Wichtig sei, dass diese Maßnahmen nicht im Widerspruch zu möglichen Umbauten im Zuge des Hochwasserschutzkonzeptes stünden, so Pfennings. Als erste Sofortmaßnahme seien so weit wie möglich die Bachbetten entrümpelt und die Uferbefestigungen bearbeitet worden. Diese Arbeiten seien noch nicht überall fertiggestellt. Weil mittlerweile, anders als direkt nach der Flut, Arbeiten wieder ausgeschrieben werden müssten, sei die Geschwindigkeit geringer als am Anfang, so der Bürgermeister.
Mit Bezirksregierung, Kreis und Unterer Wasserbehörde seien sechs Sofortmaßnahmen festgelegt worden: drei in Gemünd, je eine in Olef, Schleiden und Oberhausen. „Der Holgenbach in Schleiden, der Rinkenbach in Oberhausen und der Selbach in Olef zielen alle senkrecht auf die Ortschaften“, erläuterte Pfennings. Im Tal verschwänden sie in einem Kanal. „Diese Gewässer haben keine Bremsvorrichtung, sodass das Wasser ungebremst in den Ort schießt“, sagte er. Im Falle des Rinkenbaches, der am 14. Juli 2021 den Oberhausener Kindergarten überspült hatte, sollten im oberen Bereich Maßnahmen umgesetzt werden, die das Wasser aufhalten würden, bevor es in den Ort fließen würde.
Informationen über Starkregenvorsorge im privaten Umfeld
„Wo genau ist die Rückhaltung geplant?“, wollte ein Zuhörer wissen. Schließlich sei dort oben einmal die Müllkippe von Oberhausen gewesen. „Das ist bekannt“, sagte Pfennings, die Rückhaltung sei weiter oben geplant. Möglich sei ein System aus Dämmen. In Gemünd seien Maßnahmen in Mauel, im Wingertchen in Malsbenden und beim Lompigbach geplant, der unter der Jugendherberge durchfließt.
Lompigbach und Holgenbach sollen 2023/2024 in Angriff genommen werden, Selbach und Rinkenbach 2024/25 und 2025/26 die in Mauel und Malsbenden geplanten Maßnahmen. Sarah Nolting von der Stabsstelle Wiederaufbau des Kreises Euskirchen informierte über Starkregenvorsorge im privaten Umfeld. So sei es möglich, Stahlschotten an Kellertreppen anzubringen oder auch die Wände von Kellerschächten zu erhöhen. Über weitere Möglichkeiten, den Eigenschutz zu erhöhen, informierte das Hochwasser-Kompetenz-Centrum, das mit einem Vorsorgemobil unterwegs sei. Ein Besucher widersprach: „Mein Schadensgutachter von der Versicherung sagte mir, am besten sei es, Türen und Fenster aufzumachen, dann ist es ein Versicherungsfall.“ Bei ihm aber sei nach der Flut Grundwasser ins Haus gedrückt worden, was nicht versichert sei. „Das kann ich bestätigen, mein Gutachter hat genau dasselbe gesagt“, sagte Pfennings.
Viele Hinweise auf noch bestehende Probleme steuerten die Versammlungsteilnehmer bei. So monierte ein Ehepaar, dass der Durchfluss an der Brücke an der Oberhausener Kirche nur auf einer Seite möglich sei. Auf der anderen Seite des Mittelpfeilers sei das Bachbett verlandet und müsse ausgebaggert werden. „Im Endeffekt werden wir wahrscheinlich keine Brücken mit Mittelpfeiler mehr im Stadtgebiet haben“, sagte Pfennings. Dort hätten sich in der Flutnacht immer wieder Bäume und Treibholz festgesetzt. Auch die Feldwege wurden moniert. „Die haben als künstliche Bäche funktioniert und das Wasser direkt ins Tal geleitet“, sagte eine Frau. Die Straßenbegleitgräben und Ableitkanäle seien vernachlässigt worden, stimmte Pfennigs zu. Eine Verbesserung sei geplant.
Weitere Veranstaltungen
Vier weitere Veranstaltungen sind geplant: am Donnerstag, 17. November, 20 Uhr, im Pfarrheim in Olef; am Mittwoch, 23. November, 19 Uhr, in der Realschule in Schleiden sowie zwei Veranstaltungen in Gemünd – für Mauel, Nierfeld und Müsgesauel am Montag, 28. November, 19 Uhr, in der Grundschule, für das Zentrum und Malsbenden am Dienstag, 6. Dezember, 19 Uhr, im Kurhaus. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 0 24 45/8 92 01 oder über E-Mail. (sev)