Kreis Euskirchen – Heute haben in ganz NRW pünktlich um 11 Uhr die Sirenen geheult. „Dieser landesweite Sirenenprobealarm soll die Sireneninfrastruktur testen und das Bewusstsein für Sirenensignale in der Bevölkerung erhöhen“, hieß es dazu in einer Mitteilung der Euskirchener Kreisverwaltung. Allerdings sind nicht alle Kreisbürger in den „Genuss“ der Sirenenklänge gekommen, denn wie immer steckt auch beim vorbeugenden Katastrophenschutz der Teufel im Detail.
Warnung über Sirenen nach der Flut noch im Aufbau
„Die Warnung über Sirenen befindet sich nach der Flut im vergangenen Jahr noch im Aufbau. Aktuell verfügen nicht alle Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen flächendeckend über Warnsirenen“, so Sven Gnädig aus der Pressestelle der Kreisverwaltung. Daher könne nur in einigen Kommunen im Kreis über die Sirenen gewarnt werden. „Der Kreis Euskirchen wird über die Warn-Apps Katwarn und Nina kreisweit vorab und nach Beendigung des Sirenenprobealarms informieren. In sechs von elf Kommunen können bereits Warnsirenen ausgelöst werden“, so Gnädig weiter.
Welche Kommunen das genau sind, wollte Gnädig aber auch auf Nachfrage nicht verraten: Man wolle nicht einzelne Kommunen an den Pranger stellen. Recherchen dieser Zeitung im Vorfeld ergaben jedoch, dass in den Städten Zülpich und Mechernich sowie in den Gemeinden Hellenthal und Nettersheim die Sirenen stumm bleiben würden.
Insgesamt fast 5600 Sirenen sollen für den landesweiten Probealarm am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen heulen. Im März war der sogenannte Warntag wegen des Ukraine-Kriegs abgesagt worden. Eine Verunsicherung der Bevölkerung oder sogar eine Fehlinterpretation sollte vermieden werden, so begründete Innenminister Herbert Reul (CDU) die Absage.
Der Probealarm beginnt mit einem einminütigen Dauerton, der im Ernstfall „Entwarnung“ bedeutet. Danach folgt eine fünfminütige Pause. Anschließend ist ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton zu hören. Dabei handelt es sich um das eigentliche Warnsignal, das bei einem echten Notfall auf eine Gefahrenlage hinweist. Nach einer weiteren fünfminütigen Pause schließt ein einminütiger Entwarnungsdauerton den Probealarm ab. (thw)
Verschiedene Warntöne
Bauartbedingt und je nach Ausstattungsgrad besteht bei neueren Sirenen auch die Möglichkeit, Handlungsempfehlungen an die Bevölkerung per Sprachkonserve auszugeben. „Über den Ausstattungsgrad der Sirenen entscheiden aber die jeweiligen Kommunen“, heißt es dazu von der Kreisverwaltung.
„Im Stadtgebiet Mechernich haben wir derzeit ein funktionierendes Sirenennetz für die Feuerwehr-Alarmierung“, erklärt Feuerwehrchef Jens Schreiber. Das neue Sirenensystem für die digitale Auslösung befinde sich derzeit aber noch im Aufbau, da die alten Sirenen nicht umgerüstet werden können. „Bis zum nächsten Jahr sollte das neue Sirenensystem mit seinen insgesamt 34 geplanten Standorten aber installiert sein“, so Schreiber weiter.
Zülpich: Digitale Umrüstung noch nicht abgeschlossen
Im Bereich der Stadt Zülpich ist laut Mitteilung der Verwaltung „die bis dato noch nicht abgeschlossene digitale Umrüstung der Sirenen“ Grund für die Nicht-Teilnahme am Warntag. Dies trifft auch auf die Gemeinde Nettersheim zu. Hier gibt es zwar schon einige neuere Sirenen, zum Beispiel in der Ortsmitte von Marmagen auf dem Dach der alten Schule, aber technisch sind auch sie noch nicht auf den digitalen Empfang umgerüstet. Auch in Hellenthal befinde man sich aktuell noch in der Planungsphase für das neue Sirenennetz, bestätigt Michael Huppertz, Leiter des Ordnungsamtes: „Wir haben jetzt eine Förderung erhalten, müssen das Projekt aber tatsächlich noch umsetzen.“
Wieder anders sieht es in der Gemeinde Kall aus: „Wir haben im Gemeindegebiet 23 Ortschaften und Weiler, in zwölf davon wird am Donnerstag gewarnt“, berichtet Harald Heinen, Leiter der Kaller Feuerwehr. Es seien schlicht noch nicht alle neuen Sirenen installiert. „Im Endausbau sollen künftig insgesamt 18 Sirenen das gesamte Gemeindegebiet abdecken“, so Heinen weiter. Die Bevölkerung in „Doppelorten“ und nah an anderen Dörfern liegenden Weilern soll demnach mit nur einer gemeinsamen Sirene gewarnt werden.
Alarm wird zentral in Kreisleitstelle ausgelöst
Ausgelöst wurde der Sirenenalarm zentral in der Leitstelle des Euskirchener Kreishauses. Die Ansteuerung der Warn-Apps erfolgte diesmal zentral durch das Land NRW. „Beim missglückten Probealarm 2020 kam es nach Aussage des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufgrund der Vielzahl der Auslösungen zu technischen Problemen und damit zu verspäteten oder fehlenden Warnmeldungen in den WarnApps Nina und Katwarn“, antwortete Kreis-Sprecher Sven Gnädig auf die Frage, ob es auch diesmal wieder zu Problemen bei der Alarmierung kommen könnte: „Der Kreis Euskirchen geht aktuell davon aus, dass es bei den bereits installierten und einsatzbereiten Sirenen im Kreis Euskirchen zu keinen Problemen bei der Auslösung heute um 11 Uhr kommen wird.“
Ein reibungsloser Ablauf des Probealarms war wünschenswert, denn nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr war die Kritik groß, dass die Bevölkerung nicht früh genug oder gar nicht über Sirenen gewarnt worden sei. Deshalb soll das Sirenennetz auch im Kreis Euskirchen noch ausgebaut werden. „Bisher wurden Fördermittel des Bundes zur Erweiterung des kommunalen Sirenennetzes ’Sonderförderprogramm Sirenen 2021/22 des Bundes’ von acht Kommunen beantragt: In fünf Fällen wurden die Maßnahmen bereits bewilligt“, informiert Gnädig.