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EngagementBlauer Orden in Euskirchen für langjährige Sterbebegleiterin Ursula Kothe

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Ordensträgerin Ursula Kothe zeigt den Blauen Orden, den sie um den Hals trägt. Ihr Lebensgefährte steht neben ihr und hält sie im Arm.

Ordensträgerin Ursula Kothe wollte die Lorbeeren nicht alleine ernten, sondern lobte auch die Unterstützung ihres Lebensgefährten Joachim Mentzel.

KG Alt Oeskerche würdigte im evangelischen Gemeindesaal das unermüdliche Engagement der Ehrenamtlerin.

Am liebsten wäre Ursula Kothe gleich an Ort und Stelle im Boden versunken, so ungern stand sie am Mittwochabend im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch diese stille Flucht war ihr nicht vergönnt, denn alle Gäste im Saal der evangelischen Kirche waren ihretwegen gekommen, um ihre unermüdlichen Leistungen im Ehrenamt zu würdigen.

„Wir haben lange hin und her überlegt, wem der Blaue Orden in diesem Jahr gewidmet werden soll. Als wir dann auf das Engagement von Ursula Kothe aufmerksam wurden, stand ganz schnell fest, dass niemand diese Auszeichnung mehr verdient hat als sie“, betonte Willy Gemünd, der Vizepräsident der KG Alt Oeskerche.

Euskirchenerin erfüllte letzte Wünsche und tröstete Angehörige

Von 2010 bis 2020 war die Euskirchenerin eine volle Dekade lang als ehrenamtliche Sterbebegleiterin aktiv und sollte nun für diesen Einsatz ausgezeichnet werden. „Du hast an vielen Totenlagern gesessen, hast Stille ertragen, Hände gehalten, letzte Wünsche erfüllt, Gebete gesprochen, Hände gefaltet, den trockenen Mund eines Sterbenden mit Flüssigkeit benetzt und Menschen getröstet, die im Angesicht des Todes eines lieben Angehörigen mit der Situation überfordert waren. All das hast du ausgehalten“, betonte Laudatorin Margot Hiltbrunner, die die Ordensträgerin lange Zeit bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit begleitet hat.

Trotz alledem sei Ursula Kothes erste Reaktion nach Bekanntgabe der Ehrung derart verunsichert ausgefallen, weil sie selbst nach eigenem Empfinden unmöglich einen solchen Preis verdient habe. „Das kann ich doch nicht annehmen. Auf keinen Fall, ich doch nicht. Was soll ich nur machen“, waren die Worte, mit denen sie sich Hilfe suchend an die Laudatorin und gute Freundin gewandt habe.

Auf einer Bühne stehen Karnevalisten unterschiedlicher Vereine und heben ihre Arme zum Alaaf-Ruf. In ihrer Mitte steht die Ordensträgerin mit ihrem Lebensgefährten. Beide halten Blumensträuße in den Händen.

Alle Tollitäten der Kreisstadt hatten sich im Saal der evangelischen Kirche versammelt, um Ursula Kothe zum Erhalt des Blauen Ordens zu gratulieren.

Auch Lebensgefährte Joachim Mentzel brauchte einige Zeit, um seine Partnerin von der Richtigkeit der Entscheidung zu überzeugen: „Für Ursula war diese Arbeit immer eine Herzensangelegenheit, die sie selbst bei dem frühen Verlust ihrer Tochter fortgeführt hat. Sie vermeidet es zwar gerne, im Vordergrund zu stehen, doch ich finde, die Leute dürfen ruhig sehen, was sie geleistet hat.“

Alle im Kirchensaal Anwesenden waren sich jedenfalls einig, dass der Blaue Orden, der seit 20 Jahren verliehen wird, bei Ursula Kothe bestens aufgehoben sei. „Wir haben den Orden ins Leben gerufen, um jenen Frauen für ihre Arbeit im Sinne der Gemeinschaft zu danken, die sonst nur still im Hintergrund tätig sind“, erklärte Willy Gemünd. „Denn besonders dieses stille Engagement, wie es auch Ursula Kothe jahrelang gelebt hat, verdient es, in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt zu werden.“

Wir haben den Orden ins Leben gerufen, um jenen Frauen für ihre Arbeit im Sinne der Gemeinschaft zu danken, die sonst nur still im Hintergrund tätig sind.
Willy Gemünd, Vizepräsident der KG Alt Oeskerche

Mit lobenden Worten richtete sich auch Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt während der Feier an die Geehrte: „Der Blaue Orden ist vielleicht der schönste Orden, den wir hier im Kreis vergeben. Die Sterbebegleitung ist eine Aufgabe, der längst nicht jeder von uns gewachsen ist. Generell ist das Thema eher ein Tabu in der Gesellschaft, denn man spricht nicht gerne über den Tod. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die diese Aufgabe übernehmen. Und ihnen gilt heute unser Dank.“

Gerührt von dieser Anerkennung nahm Ursula Kothe neben dem Blauen Orden auch die Sessionsorden aller Tollitäten der Kreisstadt entgegen, kam dabei jedoch erneut mit wenigen Worten aus. „Jetzt bin ich erst einmal froh, dass die Verleihung vorbei ist“, so die Ordensträgerin lachend, nachdem sie die Bühne verlassen hatte.

Dennoch sei sie von der Aufmerksamkeit zutiefst berührt. „Es ist ein ganz tolles Gefühl und sehr schön zu sehen, dass die Arbeit nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für alle hier wertvoll ist“, so die Trägerin des Blauen Ordens.