AboAbonnieren

CorpsappellBei der Zülpicher Prinzengarde zählt das Miteinander

Lesezeit 4 Minuten
Die Jungen und Mädchen der Kinder- und Jugendtanzgruppe stehen in rot-weißen Uniformen Spalier.

Die jungen Mitglieder der Prinzengarde sind mit großem Eifer bei der Sache.

Beim Corpsappell der Zülpicher Prinzengarde hatte vor allem der karnevalistische Nachwuchs seinen großen Auftritt.

„Aufmarschieren!“ rief zum Auftakt des Corpsappell der Prinzengarde Zülpich der junge Fabian den anderen Tänzern der Kinder- und Jugendtanzgarde zu. Mit fröhlichen Gesichtern stellten sich die Nachwuchstalente in geraden Reihen auf. Selbst noch jung an Jahren, hat er schon gut das drauf, was der Befehlshaber einer Prinzengarde können muss: das Kommandieren. Typisch für die Tradition der Prinzengarden im Karneval ging es in Zülpich beim diesjährigen Corpsappell humorvoll militärisch zu.

Feierlich zog zu Beginn der diesjährige Karnevalsprinz Basti I. (Bastian Schumacher) mit seinem Gefolge, dem Dreigestirn aus Mülheim-Wichterich und der Kinder- und Jugendtanzgarde in den Saal ein. Begeisterung und Staunen löste bei den Anwesenden aus, wie professionell schon die Vorschulkinder ihre Tänze ausführten. In den Gemeinderäumen der katholischen Kirche St. Peter hatten sich mehr als 200 Vereinsmitglieder zu dem Appell eingefunden. Der Verein hat insgesamt etwa 540 Mitglieder.

Manche Mitglieder sind irgendwann weggezogen, kommen aber zu den Treffen selbst aus Monheim und Ratingen angefahren.
Horst Wachendorf, Präsident der Prinzengarde

Stolz antwortete Horst Wachendorf, der Präsident des Vereins, auf die Frage, ob denn alle Mitglieder aus Zülpich stammen: „Zülpich und Umland. Manche Mitglieder sind irgendwann weggezogen, kommen aber zu den Treffen selbst aus Monheim und Ratingen angefahren.“ Vorab hatten sich die Gardemitglieder in der Kirche St. Peter eingefunden, um an einer Mundartmesse teilzunehmen, die Pfarrer Guido Zimmermann in schönstem rheinischen Dialekt zelebrierte.

Karneval und katholische Frömmigkeit feiern von je her ein gutes Miteinander. Auch ehemalige Pfarrer aus Zülpich, etwa der im Ruhestand befindliche Hermann-Joseph Koch und der inzwischen in Erftstadt tätige Ronald Dhason, waren mit dabei. Der inzwischen 93-jährige Koch wurde im Zuge des anschließenden Corpsappells zum Senator der Prinzengarde erhoben.

Das Fanfarencorps sorgte in Zülpich für schwungvolle Musik

Im Gemeindesaal herrschten rege Gespräche bei Getränken und belegten Brötchen. Die Herren waren traditionsgemäß in ihren Uniformen zum Appell erschienen. Das Bedürfnis nach Zusammensein und fröhlichem Karnevalsgesang war unübersehbar. Das Fanfarencorps der Prinzengarde brachte die Anwesenden mit jedem Stück in Schwung. Es spielte flott und sauber. Lautstark stimmten die Karnevalisten mit ein: „Einmal am Rhein...“.

Die Versorgung mit Getränken und Essen hat, wie üblich, die Prinzengarde Euskirchen übernommen. Karneval bringt Dörfer und Städte zusammen. Hans-Joachim Zielke, kurz Jochen genannt, ist schon 55 Jahre Mitglied im Verein. Für ihn stand eine Ehrung an. In der Session 2005/06 waren er und seine Frau Helga Zielke das Prinzenpaar. 1970 gründete er das Fanfarencorps.

Die Garde hat keine Nachwuchssorgen

Er erhielt am Abend durch Dieter Vogel den Gold-Brillant-Orden im Bund deutscher Karneval, Regionalgruppe Düren. Jochen Zielke gab die ehrenvolle Aufgabe der Mitgliedschaft in der Prinzengarde an seinen Sohn, den Tanzoffizier Torsten Zielke, weiter. Auch zwei Enkel sind schon Mitglieder. „Den einen haben wir gleich nach seiner Geburt angemeldet“, sagte Zielke lachend: „Der ist inzwischen 23 Jahre dabei.“

Überhaupt muss sich die Garde nicht um Nachwuchs sorgen. „Wir haben 90 Kinder in Uniform“, erzählte der Präsident. Jedes Kind, das in einer der vier Tanzgardengruppen auftrat, bekam beim Appell einen Orden vom Prinzen Basti I. überreicht. Auch die Trainerinnen, ohne die es keine Tanzgruppen geben würde, wurden mit Orden gebührend geehrt.

Das Beförderungssystem ist recht kompliziert. Es ist an die Regularien der Bundeswehr angelehnt.
Horst Wachendorf

Beim Fahneneid, mit dem neue Mitglieder in die Prinzengarde aufgenommen werden, waren in diesem Jahr acht Kandidaten aufgestellt. Diese Mitgliedschaft ist ab 16 Jahren möglich. Manche zeigten Stolz und konnten den Moment der Aufnahme kaum erwarten. Auch Holger Uhlhaas vom Fanfarencorps ist schon seit 40 Jahren dabei und wurde mit dem Goldenen Orden ausgezeichnet.

Paul Trimborn hat es wie Zielke auf 55 Jahre gebracht. Sein Gold-Brillant-Orden war leider nicht rechtzeitig fertig geworden. Er nahm es gelassen hin, wie ein guter Karnevalist halt. Zum Corpsappell gehören auch die Beförderungen. „Das Beförderungssystem ist recht kompliziert“, erläuterte Wachendorf: „Es ist an die Regularien der Bundeswehr angelehnt.“ Die militärische Ausrichtung der Garden darf man aber nicht ganz so ernst nehmen.

Die Tradition der Prinzengarden entstand im 19. Jahrhundert, um sich über die ungeliebten Preußen und ihren militärischen Drill lustig zu machen. Sie verrät ganz nebenbei, dass Uniformen unter Männern nach wie vor ihren Reiz haben. In Zülpich war deutlich zu merken, dass der Spaß im Mittelpunkt steht. So inspizierte Mike Lauscher als Kommandant zwar sehr genau die Kleidung seiner Kochgarde an diesem Abend, aber immer mit einem Augenzwinkern.

Hier herrschte eine gute Mischung aus Disziplin und Vergnügen. Der Corpsappell ist mit dem Gesamtpaket des Karnevals nicht nur in Zülpich ein wichtiges Element des Ehrenamtes und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Bis zwei Uhr nachts hielt die Truppe diesmal zusammen. Und frühmorgens waren einige schon wieder da: zum Aufräumen.