Nach zwei Jahren Pause hat in Euskirchen die traditionsreiche Proklamation stattgefunden. Die Stadt hat dafür die Alte Tuchfabrik als Räumlichkeit zur Verfügung gestellt.
Nach zwei Jahren PauseEuskirchener Dreigestirn in neuer Stätte proklamiert
Ein lauter Aufschrei hallte durch den Festsaal der Alten Tuchfabrik Euskirchen, der den Jubel der rund 650 Besucher sogar noch übertönte. Es war ein Schrei, in dem all die Erleichterung mitschwang, die Prinz Mucki I. (Markus Tews) über die soeben erfolgte Proklamation empfand.
„Zwei Jahre lang haben wir diesem Moment entgegengefiebert. Zwei Jahre, in denen ich mir viele Gedanken gemacht habe, wie dieser Augenblick sein würde, doch dieser atemberaubende Einmarsch hat einfach alles übertroffen“, freute sich der Prinz des Euskirchener Dreigestirns.
Euskirchener Dreigestirn: Proklamation in der Alten Tuchfabrik
Entsprechend ausgiebig genossen Prinz Mucki, Bauer Thomas (Wierum) und Jungfrau Johanna (Jochen Tews) ihr Bad in der Menge. Fast 20 Minuten ließen sie sich von ihren närrischen Untertanen hochleben, bis alle Blumen verteilt waren und das glückliche Trio die Bühne erreichte. Wie einen Weltmeisterschaftspokal reckten sie ihre Insignien in die Höhe und ließen den Frust über die ausgefallenen Sessionen der vergangenen beiden Jahre schnell vergessen.
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„Es war keine leichte Zeit für die Karnevalsgesellschaften. Die Narrenzunft hat durch die Flut ihr komplettes Archiv verloren und auch das Archiv der Prinzengarde war von einem Großbrand betroffen“, berichtete Johannes Tews vor der Proklamation. Zudem sei auch der Verlust des City-Forums, in dem die Proklamationen in der Vergangenheit stattfanden, ein Rückschlag gewesen.
„Darum muss man der Stadt ein großes Kompliment machen, dass es in so kurzer Zeit gelungen ist, die Alte Tuchfabrik für die heutige Veranstaltung herzurichten“, freute sich Bauer Thomas. Gerade einmal fünf Wochen seien seit der Schlüsselübergabe Anfang Dezember vergangen. „Selbst wenn es noch ein paar Kinderkrankheiten geben sollte, können wir daraus für die nächsten Veranstaltungen und Jahre lernen und die Tuchfabrik zu unserer neuen Heimat machen“, so Bauer Thomas.
So musste am Samstagabend die Leinwand für das Begrüßungsvideo noch händisch auf die Bühne getragen werden und auch der Dreschflegel von Bauer Thomas litt an Materialermüdung, an der ausgelassenen Stimmung der Euskirchener Jecken änderte dies jedoch nichts. „Man merkt deutlich, dass die Menschen wieder Lust haben zu feiern und auch wir können die Session kaum erwarten“, betonte Jungfrau Johanna.
Welche Auswirkungen die coronabedingte Zwangspause für das Brauchtum hatte, erlebte das Dreigestirn schon bei ihren traditionellen Besuchen in den Euskirchener Kindergärten. „Wir mussten den Kindern erstmal erklären, dass wir nicht der Nikolaus, sondern Prinz, Bauer und Jungfrau sind, die Kamelle bringen“, berichtete die Jungfrau erstaunt. Der Neustart am Samstag unter neuem Bürgermeister, neuem Landrat und in einem neuen Festsaal sei daher für die Wahrung karnevalistischer Traditionen von großer Tragweite.
„Es ist ein wenig, als würde man mit geschlossenen Augen über einen Feldweg laufen, auf dem man jedes einzelne Schlagloch auswendig kennt, nur hat plötzlich jemand diesen Feldweg geteert“, führte Jungfrau Johanna fort und weiter: „Sicher werden viele Überraschungen auf uns zukommen, doch wir freuen uns sehr, diese gemeinsam mit den Euskirchener Jecken zu erleben.“