Eine Investorengemeinschaft steckt mehrere Millionen Euro in den Umbau in Euskirchen. Zu den Mietern gehört auch eine Praxis für Physiotherapie.
MillioneninvestitionBürogebäude in Euskirchen wird zu Wohnanlage mit 26 Einheiten
Gut 40 Jahre nach dem ersten Spatenstich verändert ein großes Bürogebäude in Euskirchen vollständig sein Gesicht. Die Investorengemeinschaft SEB 22 verwandelt den Komplex in eine Wohnanlage. Der Name des Unternehmens geht zurück auf die Adresse: Sebastianusstraße 22.
Zuletzt hatte das Jobcenter Eu-aktiv die Räume gemietet, bis zum Umzug in den Anbau des Kreishauses im vergangenen Juli. Im September begannen die umfangreichen Umbauarbeiten. Das Gebäude wird seither mehr oder weniger in den Rohbauzustand zurückversetzt. Zum Jahresende soll die Anlage bezugsfertig sein. Das berichteten jetzt auf Anfrage Gerd Schumacher, Sean Harris und Oliver Schmitz. Sie investieren einen mittleren siebenstelligen Euro-Betrag in das frühere Bürohaus.
Firmen aus Euskirchen und Köln stehen hinter der Investorengemeinschaft
Ihre jeweiligen Unternehmen sind die Gesellschafter der SEB 22. Im Einzelnen handelt es sich dabei um das Euskirchener Architekturbüro Schumacher Planen und Bauen, die ebenfalls in Euskirchen angesiedelte Firma Hilltop Wohnen, die Harris als Geschäftsführer leitet, und die Kölner Immobilien- und Projektentwicklungsgesellschaft Gebig mit Schmitz als geschäftsführendem Gesellschafter.
Schumacher und Schmitz hatten das Bürogebäude Ende 2020 von einer 15-köpfigen Eigentümergemeinschaft erworben, später komplettierte Harris das Investorentrio. Sie wollten in der Sebastianusstraße ursprünglich viel früher loslegen, doch das Jobcenter blieb deutlich länger Mieter als anfangs geplant, weil sich die Erweiterung des Kreishauses massiv verzögerte.
Nach Sanierung und Umbau wird das Gebäude mit einer Energie-Effizienz nach dem Standard 55 EE sein, wobei das Doppel-E für die Nutzung von erneuerbaren Energien steht. Die Investoren, die unter anderem die bisherige Gasheizung durch Luftwärmepumpen ersetzen, kommen dadurch in den Genuss von Fördermitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ob Photovoltaik installiert wird, ist noch offen.
„Der hohe Standard ist mit dem alten Dach, der Fassade und den Fenstern nicht zu erreichen, deshalb erneuern wir die Gebäudehülle vollständig“, sagt Gerd Schumacher. Auch im Inneren wird das Objekt bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Auf einer Gesamtfläche von rund 2350 Quadratmetern entstehen unter anderem 26 Wohnungen.
Fast alle Wohnungen werden über einen Balkon verfügen
Die größte, im Dachgeschoss gelegen, wird 180 Quadratmeter umfassen. Die anderen sind 50 bis 120 Quadratmeter groß, wobei kleinere Einheiten überwiegen. Der bestehende Aufzug wird erneuert, ein zweiter kommt hinzu. 24 der 26 Wohnungen würden mit einem Balkon ausgestattet, verweist Oliver Schmitz auf eine weitere Aufwertung.
Sean Harris fasst die Vorzüge des Standorts zusammen: „Eine zentrale und trotzdem ruhige Lage, Parkplätze auf dem Grundstück und eine Bushaltestelle quasi vor der Tür.“ Schmitz betont, dass die Art des Umbaus ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit sei. „Gleichzeitig verbessern wir das Wohnraumangebot in Euskirchen“, fügt Harris hinzu.
SEB 22 wird die 26 Wohnungen an das Euskirchener Unternehmen „Immobilien Projekt Management“ (IPM) vermieten, das die Einheiten in der Sparte Betreutes Wohnen vermarkten will, und zwar in Kooperation mit der Caritas Euskirchen.
Das Konzept sehe vor, so IPM, Seniorinnen und Senioren mit und ohne Behinderung in altengerechten Wohnungen eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen und dadurch den Umzug in ein Alten- oder ein Pflegeheim zu vermeiden. Die Betreibergesellschaft will zu diesem Zweck nach eigener Darstellung die notwendigen Dienste und Hilfen vermitteln, zum Beispiel ambulante Pflege.
Zweiter Mieter ist das Rheinbacher Unternehmen DMT, das auf 450 Quadratmetern im Erdgeschoss eine Physiopraxis betreiben wird. „DMT hat mehr als 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Euskirchen wird der achte Standort“, sagt Harris.
Spatenstich mit zwei Nationalspielern
Der symbolische erste Spatenstich für den Bau des Gebäudes in der Sebastianusstraße wurde 1983 vollzogen. Mit von der Partie waren zwei Fußballnationalspieler des 1. FC Köln, Toni Schumacher und Pierre Littbarski. Sie gehörten einer Interessengemeinschaft an, die die Errichtung des Komplexes finanzierte.
Das Amt für Agrarordnung nutzte das Bürohaus bis November 2009. Anschließend zogen neue Mieter ein: der Landesbetrieb Straßenbau, der damals auf die Fertigstellung des Anbaus am Jülicher Ring wartete und eine Übergangslösung benötigte, und das Sozialbüro Euskirchen. Es gehörte zur Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitssuchende, kurz Arge Eu-aktiv, aus der sich später das Jobcenter Eu-aktiv entwickelte. Es blieb bis Juli 2024 in der Sebastianusstraße.